Für die einen ist es ein mutiger Schritt, für die anderen schlicht pietätlos. Der US Journalist Simon Scott tiwtterte vom Sterbebett seiner Mutter an seine 1,2 Millionen Follower die einzelnen Stationen des Abschiednehmens bis zum letzten Atemzug und löste damit eine Diskussion darüber aus, ob man wirklich alles in Echtzeit mit dem Rest der Menschheit teilen möchte. Die genaue Geschichet kann amn hier nachlesen. Ich meine, dass der Journalist ein ziemlich Karriere bessener Mensch ist, der die Würde seiner Mutter verletzt hat. Unter dem Deckmantel des mutigen Tabubrechers verbirgt sich meiner Meinung nach ein Feigling. Nämlich jemand, der den letzten Schritt im Leben seiner Mutter nicht intensiv begleitet, sondern eine Distanz zwischen sich und der Sterbenden aufbaut, indem er seinen Job macht, nämlich über das berichten, was er sieht.
Wie mag sich die sterbende Frau gefühlt haben? War sie stolz auf ihren erfolgreichen Sohn und daruf, dass er gerade Mediengeschichte schreibt und sie ein Teil davon war? Oder hätte sie lieber die letzten Tage die volle Aufmerksamkeit ihres Sohns gehabt?
Ich stelle es mir jedenfalls grausig vor, wenn sich jetzt Angehörige von Sterbenden überall auf der Welt zu Wort melden und von ihren Erlebnissen in Intensivstationen und Hospizen ebrichten. Wofür ist das gut?
Es wäre sinnvoll, wenn es Mißstände über die frittierten Zwiebeln in der Krankenhaus-Kantine (die Scott erwähnt) gäbe und auf diese würde so aufmerksam gemacht werden. Aber das individuelle Schicksal, der verletzliche Moment des Hinübergleitens in eine andere Welt, in Echtzeit und auf 140 Zeichen vor einem Millionepublikum zu reduzieren, das finde ich eine Zumutung für alle Beteiligten.
Zu einem guten Journalismus gehört auch, dass man analysiert, einordnet, kritisiert und gewichtet.
Simon Scott hat dies alles sicher schon oft gemacht. Dass er jetzt das Private entgültig öffentlich macht, zeigt eine erschreckende Entwicklung. Niemand darf sich mehr zurückziehen, abschalten, im großen Medienrauschen stumm bleiben. Nicht eimal als Sterbender.
Bin ich zu empfindlich, oder stört diese Art der Befriedigung des Voyerismus auch andere?
Eine Antwort
wir geben ihnen recht, ein feigling, der selber angst vor der sterbesituation hat und sich hinter twittern versteckt. wie hirnlos, wie kalt, arme welt-