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Grau ist Great: eine Kritik zum Nachdenken

vignette_nosseck_bockWieder einmal habe ich mich über einen Beitrag in “der Zeit” gefreut. Leider kann ich nicht darauf verlinken, weil die Redaktion ihn noch nicht online gestellt hat. Ich könnte ihn einscannen, aber wer weiß, ob das legal ist. Ich fasse deshalb ganz altmodisch den Inhalt zusammen: Autorin Ursula März bespricht ein Buch. “Grau ist great”, heißt es und beschäftigt sich mit der aktuellen Seniorengeneration. Dabei spart die Rezensentin nicht mit Seitenhieben auf die mediale Aufmerksamkeitswelle, die gerade über die Alten hinwegschwappt. Als unser Magazin sechs+sechzig im Jahr 2000 an den Start ging, gab es noch die Vorstellung, es reiche im Alter satt, sauber und versorgt zu sein. Doch in den 13 Jahren, in denen ich mich nun intensiv mit dem Älterwerden beschäftige, ist es mittlerweile gelungen, das Bild gründlich zu verändern.
“Angeblich ist das Alter ein Tabu”, schreibt Ursula März. Vor allem Sex im Alter. Aber ein Tabu sehe anders aus. Denn die Fernsehprogramme nehmen immer mehr Sendungen ins Programm, in denen die Lust in reifen Jahren thematisiert wird. Die Zeit-Autorin stellt fest, dass die meisten Sexszenen mittlerweile von Stars jenseits der 60 gespielt werden wie Diane Keaton oder Jack Nicholson.
Fast am Ende der Buchbesprechung bekommt die Autorin die Kurve und stellt die These von Sabine Reichel vor, die Frauen auffordert, ihre Haare nicht mehr zu färben. Allerdings verschweigt sie selber ihr Geburtsdatum. Das ist ein absoluter Verstoß gegen die guten Sitten (ein kurzer Google-Check bringt zumindest das Geburtsjahr: 1946). Doch nun kommt die Rezensentin zur eigentlichen Botschaft. Sie meint, das zunehmende Gerede über die Freuden des Alters soll eine Generation ablenken, die eigentlich Zeit hat und es auch noch gewohnt ist, sich politisch einzumischen. Das, was früher die Studenten leisteten, nämlich zu protestieren, sei nun die Aufgabe der Senioren.
Interessanter Gedanke. Das wäre doch mal ein sinnerfüllter Lebensentwurf für das Alter und Spaß macht es sicher auch, sich für nachfolgende Generationen einzusetzen. Oder?

3 Antworten

  1. Interessante Wendung am Schluss des Artikels: Warum sollten Ältere denn die nachfolgende Generation pampern (die schaffen es schon selbst sich für ihre Belange zu engagieren), wenn es schließlich reichen würde sich für seine eigenen Interessen einzusetzen (die nicht klein sind)?

  2. sehr spannender Gedankengang : jene mit der Lebenserfahrung und der vielen Zeit sollen sich der Politik zuwenden und der Allgemeinheit etwas noch Besseres angedeihen lassen, als nur gepflegte Vorgärten und Erbschaften.
    Nur hat Politik etwas von den dicken Brettern, deren Löcher man erst in Zukunft sehen wird – einer Zeit, die eigentlich mehr den Jungen gehört als den Alten. Und das mit der Lebenserfahrung hat auch so seine Tücken: Sind doch die gute Lösungen von Gestern nicht unbedingt die besseren Ideen für Übermorgen.
    Ich meine, wir Alternden sollten unsere eigenen Themen in die Politik einbringen, aber den Jüngeren ihre Pflicht aufzeigen, sich selbst mehr um deren Belange von Übermorgen zu kümmern.

  3. Es wäre doch ziemlich einseitig und langweilig noch dazu, wenn sich Ältere nur für die Wünsche und Bedürfnisse der eigenen Altersgruppe einsetzen würden. Das hieße ja umgekehrt, dass sich die Jüngeren auch nur für sich selbst und ihre Interessen einsetzen. So kann Generationengerechtigkeit und gesellschaftlich-politisches Zusammenleben einfach nicht funktionieren. Die starke Beteiligung der älteren Generation z.B. beim Volksbegehren zur Abschaffung der Studiengebühren in Bayern hat gezeigt, dass es durchaus auch so etwas wie Solidarität zwischen den Generationen gibt.

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