Hello all,
Oliver arbeitet seit einigen Jahren im Rahmen eines EU –Programms als Arzt in Mbeya, im Hochland Tanzanias. Ich habe ihm erzählt, dass ich auf der Suche nach Informationen, Geschichten und Gedanken über das Altern in allen Kulturkreisen bin. Da war ein Moment Stille am Telefon. „Bei uns werden die Leute nicht alt. Kaum einer unserer Patienten erreicht die Sechzig. Sie sterben früher an den Folgen von Fehlernährung, Unwissenheit, Aberglauben, Armut, Infektionserkrankungen, Unfällen und AIDs. Die Leute hier machen sich Gedanken um das Überleben in den nächsten Tagen und Wochen, nicht um Altersvorsorge. Wenn Vorsorge, dann gilt sie den Kindern, deren Auskommen und Ausbildung – nicht dem eigenen Alter.“
Ich habe dann im CIA World Fact Book (sehr empfehlenswerte Datenbank)nachgeschaut: Nach jener Quelle liegt Tanzania’s durchschnittliche Lebenserwartung 2012 mit 53,13 Jahren auf Rang 205, von 221 weltweit möglichen, also ganz, ganz unten.
Ab dem 54. Lebensjahr ist jeder zweite in Tanzania Geborene verstorben. Nicht im Krieg, ohne spektakuläre Naturkatastrophen, sondern im Alltag. Tanzania gilt als friedlich, die Gegend um Mbeya als fruchtbar und touristisch reizvoll.
Für mich ist das eine sehr spezielle Form der Altersarmut. Mangel an Lebensalter. Unter “normalen Lebensumständen” sich das eigene Alter nicht vorstellen zu können – jenseits der Mitte Fünfzig.
Ihr Oldie Global