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Die Rente mit 67 kommt vielleicht: Ein Überblick über die Positionen

Die Schlachtordnung bei der Debatte um die Rente mit 67, die Anfang 2012 in Kraft getreten ist, ist ziemlich unübersichtlich: Seehofer (CSU) skeptisch und eher dagegen, Franz Müntefering (SPD) ziemlich dafür, weil jetzt der beste Zeitpunkt dafür ist , Arbeitsministerin von der Leyen (CDU) klar dafür und für Schluss der Debatte, Andrea Nahles (SPD) dagegen und mit einer Parlamentsinitiative gegen die Rente mit 67 unterwegs. Ein kleiner Überblick über eine aktuelle Debatte.

Obwohl viele Rentner auch im Ruhestandsalter noch aktiv sind, haben nur wenige einen Vollzeitjob. Daher ist die Rente mit 67 sehr umstritten. Foto: epd

In Deutschland werden die Menschen im Durchschnitt im älter. Deshalb hat die große Koalition (CDU/CSU/SDP) die Anhebung des gesetzlichen Rentenalters von derzeit 65 auf 67 Jahre im April 2007  beschlossen. Das Gesetz sieht vor, dass die Rente mit 67 von 2012 an schrittweise eingeführt wird. Die Regelung soll helfen, die Belastung für die Beitragszahler – also Beschäftigte und Arbeitgeber – langfristig zu mildern.
Betroffen ist als erster der Geburtsjahrgang 1947. Die Arbeitnehmer müssen einen Monat über den 65. Geburtstag hinaus arbeiten, um die volle Rente zu bekommen. Bis 2023 verschiebt sich das Renteneintrittsalter jeweils um einen weiteren Monat nach hinten.
Erste Kritik an der Rente mit 67
– im November 2011 stellte die Linke eine Anfrage ob es stimme, dass die Quote der Älteren, die vor dem 65 Lebensjahr und mit z. T. hohen Abschlägen in Rente gingen seit 2000 stark angestiegen sei. Antwort: Im Prinzip ja, inzwischen seien es fast 49% so die Antwort der Bundesstatistiker.
Aber: die Quote derer, die über 60 Jahre alt ist und arbeitet, so Arbeits- und Sozialministerin Ursula von der Leyen, sei in den letzten Jahren stark gestiegen. Wenn man die Altersgruppe der 55- bis 64-Jährigen nimmt, so sei die Erwerbsbeteiligung seit 2000 um 20 Prozentpunkte auf fast 60 Prozent angestiegen, meint der Sozialwissenschaftler Michal Hüther, Direktor des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW).
– Verschwiegen wird dabei aber, dass hier nicht Vollzeitbeschäftigte gemeint sind, sondern auch Ein-Euro-Jobber und Menschen, die für 400 Euro arbeiten etc.
– eine belastbare Zahl, die durch die Debatte geistert, scheint der Wert von ca. 26 % der über 60-Jährigen  zu sein, die einen sozialversicherungspflichtigen Job haben.
Der Silvester-Coup von Horst Seehofer (CSU)
– in der Silvesterausgabe der Bild am Sonntag wird Seehofer gefragt, wie er es denn mit der Rente mit 67 halte. Seine Antwort:
Die Heraufsetzung des Rentenalters sei nach wie vor die richtige Antwort auf die älter werdende Gesellschaft. Aber nur dann, wenn die Beschäftigungsmöglichkeiten für über 50-Jährige verbessert würden. Ansonsten liefe das Ganze auf eine faktische Rentenkürzung hinaus. Da  mache er nicht mit.
Rente mit 67 – ja, nein, vielleicht!
Von da an ging die Diskussion munter weiter. Ein kleiner Auszug aus den jeweiligen Positionen:
– Kein Verständnis hatten etwa CDU-Mittelstandsexperte Christian von Stetten und Vizefraktionschef Michael Kretschmer. Auf Spiegel-Online schimpften sie Seehofer gar einen Sozialpopulisten und fanden die Rente mit 67 alternativlos. Ähnlich der Jung-Unionist Marco Wanderwitz, der den Zeitpunkt der Debatte kritisierte.
– Im Deutschlandfunk äußerte sich gleich auch noch Ursula von der Leyen. Man vernahm sie mit den Worten, dass die Wirtschaft die Alten und ihre Fähigkeiten doch schätze.
– Auch der frisch gebackene General(-Sekretär) der FDP, Patrick Döring, hielt Seehofer vor er schiele zu sehr nach links.
– Anders hingegen die Christlich demokratischen Arbeitnehmerschaft (CDA) in der CDU. Sie wies darauf hin, dass es nicht angehe, dass jemand 45 Jahre in die Sozialversicherung einzahle und dann mit Abschlägen in Rente gehen müsse.
– Und – eher ungewöhnlich – der DGB an der Seite der CDA. Der DGB-Vorsitzende Sommer qualifizierte die Rente mit 67 als Fehlentscheidung und einen Baustein zur Altersarmut. Zur Seite springt dem DGBler der Direktor des Instituts für Makroökonomie in der Hans Böckler-Stiftung (IMK), Gustav Horn, der ebenfalls Rentnerarmut sieht, diese aber neben dem Beschäftigungsproblem in der Rentenformel sieht, die teilweise massive Kürzungen nach sich ziehe, da der Riester-Faktor Rentenkürzungen in Höhe einer fiktiven Riester-Rente unterstellt.
– da die Gelegenheit nun mal günstig war diktiert Michael Hüther, Direktor des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW), den Kollegen vom Handeslblatt-Online einen Tag später die Rente mit 70 (spätestens ab 2029) in die Tastatur.
– Und zum Schluss noch die Sozialdemokraten: Die Generalsekretärin Andrea Nahles konnte sich am gleich einen Antrag im Bundestag vorstellen, die Rente mit 67 erst dann einzuführen, wenn die Wirtschaft 50% der über 60-Jährigen arbeiten lässt. Franz Müntefering (SPD und ehemaliger Sozialminister im Jahr 2007) konnte sich hingegen keinen besseren Zeitpunkt vorstellen, die Rente mit 67 einzuführen. Logisch. Und einer der Stonies, Peer Stoni Steinbrück, glaubt auch nicht dran, dass sich die Demografie außer Kraft setzen lässt.
– Und die Grünen? . Der mögliche Koaltionspartner der SPD wird am 5.1. von der Süddeutschen Zeitung mit den Worten zitiert: „Es führt kein Weg daran vorbei, dass wir die Voraussetzungen für eine längere Lebensarbeitszeit schaffen müssen“ (Özdemir).
– Ach ja, und jetzt diskutiert die CSU in Wildbad Greuth – die Rente mit 67!
Die Rente mit 67, was denken Sie darüber. Schreiben Sie uns doch!

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