Ob es anderen auch so geht? Ich finde, das Alter ist nicht unerheblich bei der Frage, wer ist der bessere Kandidat für das Amt des Bundespräsidenten? Wenn es im Moment darum geht, wer macht das Rennen: Wulff oder Gauck? Dann heißt es auch Windeln oder Lesebrille im Schloss Bellevue? Der junge Vater Wulff wird am 19. Juni 51 Jahre alt, sein Mitbewerber ist 70 Jahre alt, Jahrgang 1940. Da hat er eine Menge erlebt, mal unabhängig von allem, was man in der Presse über ihn nachlesen kann, einschließlich der Aktivitäten in der nach ihm benannten Behörde. Außerdem hat er gerade seine Biografie veröffentlicht, Lesetoff für alle, die mehr über ihn wissen möchten.
Das alles zeugt von Lebenserfahrung. Die sollte ein Mensch in einem solchen Amt schon haben. Deswegen meine ich, dass es ein mutiges Zeichen wäre, den älteren Kandidaten zu nehmen. In einer Gesellschaft, die unter dem Stichwort demografischer Wandel immer älter wird, ist das doch ein ermutigendes Zeichen. Wer in nächster Zeit 70 wird, könnte sich den Bundespräsidenten zum Vorbild nehmen und sich denken, es liegt doch noch eine Menge Leben vor mir.
Dieser Aspekt ist mir bei all den vielen Beiträgen zu der Kandidatenfrage in den Medien noch nicht untergekommen. Ich halte ihn wie gesagt, für sehr wichtig.
4 Antworten
Mit 51 Jahren hat Christian Wulff sicher auch Lebenserfahrung, die fehlenden 29 Jahre zu Gauck sind nicht das Problem. Der CDU-Mann ist aber ein strenger Konservativer, der schon die Atomkraft schätzt etc. Ich lege keinen gesteigerten Wert darauf, diese fromme Milch der Denkungsart vom Bundespräser um die Ohren gehauen zu kriegen. Und bei Gauck, der ja seine Unabhängigkeit betont, kann man sich auch nicht sicher sein, was er so vom Stapel lässt (seine Verdienste bei der Stasiaufarbeitung hin und gesetztes Alter her), wenn man ihn denn ließe.
Nur zum Alter der Kandidaten und nicht zu ihrer (partei-)politischen Ausrichtung: Haben wir nicht schon immer Bundespräsidenten gehabt, die ziemlich alt waren und könnte dies nicht auch bedeuten, dass die Alten (neben der Würde des Amtes und dem Respekt, den man diesem Amt entgegen bringen muß) keinen bedeutsamen politischen Einfluss haben sollen, sondern sich eher aufs Reisen, Reden und Händeschütteln beschränken müssen. Immerhin haben jetzt schon die Enkel als Bundesminister/in das Sagen.
Naja, diese Theorie ist wackelig: Bundeskanzler zu werden ist, glaube ich, noch niemandem gelungen, der nicht mindestens 50 war. Man muss ja auch berücksichtigen, dass sich der Wandel heute viel schneller vollzieht als vor 20, 30 Jahren. Ein Bundeskanzler, der heute keine SMS kennt oder nicht mal weiß, was Twitter ist, wie soll der begreifen, dass sich bei der Wahl des Bundespräsidenten bestimmte Verschwiegenheitspflichten kaum noch durchsetzen lassen? Beim Bundespräsidenten ginge das noch eher. Vielleicht ist das immerhin der wahre Kern der These…
na ja, ein Bundespräsident mit einer Patchworkfamilie und mit noch sehr kleinen Kindern könnte durch auch mal anderen Wind in das Präsidialschloss bingen? Und politisch erfahren ist der Kandidat Wulff ja auch (und langjährig), jedenfalls ausreichend, um die Bundesrepublik Deutschland ordentlich zu vertreten: Wir sind übrigens am besten mit den Präsidenten gefahren, die zuvor richtig ‘in der Politikerkaste zuhause waren’, sich darin und damit sicher bewegen konnten, übrigens auch international (denken Sie an Heuß, Heinemann, Weiszäcker und Rau). Mit Außenseitern haben wir doch gerade nicht so gute Erfahrungen gemacht.