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In Nürnberg sind 100.000 Ehrenamtliche tätig

Beate Wittich vom ZAB koordiniert den Einsatz der Ehrenamtlichen in der Region. Foto: Michael Matejka

In Vor-Corona-Zeiten ging der Nürnberger Wolfgang Hannwacker jeden Freitag zu seinen Sportverein, um dort zusammen mit seinen Co-Trainern seine Inliner-Truppe zu trainieren. Heute finden die Übungen online statt, und jeder macht sein Sportprogramm vor dem Bildschirm zu Hause. Die »Lese-Omi Heidi« wiederum, die zum Märchen erzählen in die Kita kam und von den Kindern freudig begrüßt wurde, muss ebenso wie ihr kleines Publikum daheim bleiben. Die Lesestunde fällt bis auf Weiteres aus. Das sind nur zwei Beispiele dafür, wie sehr die Pandemie auch die ehrenamtlichen Aktivitäten in Nürnberg lahmgelegt hat. 

Immerhin gibt es nach Angaben des »Zentrums Aktiver Bürger« (ZAB) in der Noris an die 100.000 Ehrenamtliche, die sich, unentgeltlich, auf den verschiedensten Gebieten für ihre Mitbürger einsetzen und nützlich machen, sei es nun bei der »Tafel«, in der Nachbarschaftshilfe oder in der Nachhilfe als Mentoren für jüngere Schüler. Damit trotz Corona nicht alle Aktivitäten zum Erliegen kommen, versucht das ZAB hier zu helfen. 

Beate Wittich ist die Freiwilligen-Koordinatorin des ZAB und bezeichnet die Tätigkeit der Ehrenamtlichen als »Schnellboot«, das vor allem dort zum Einsatz komme, wo es beim Staat zu langsam ginge, wenn der erst Gesetze verabschieden muss, um handlungsfähig zu werden. Und die 100.000 sind auf allen nur denkbaren Feldern tätig, so bei der Nachhilfe für Kinder aus bildungsfernen Schichten, »Grüne Damen«, die alte Mitbürger und Mitbürgerinnen in Krankenhäusern und Seniorenheimen besuchen, Handwerker, die in einer zum ZAB gehörenden Werkstatt mit großer Sorgfalt Spielgerät für Spielplätze zusammenbauen – die Liste ließe sich beliebig verlängern. 

Fit für die digitalisierte Welt

Allerdings, und das sagt die Koordinatorin bedauernd, habe Corona auch hier viele der Aktivitäten brutal ausgebremst. Denn die Helfer sind oft in einem Alter, in dem dem sie zu den Risikogruppen gehören. Häufig gehört auch ihre Klientel zu eben derselben Gruppe. Also mussten viele Ehrenamtliche ihre so geschätzten Aktivitäten einstellen. Doch überraschenderweise gab es kaum Aktivisten, die von sich aus, wegen des erhöhten Risikos, ihre Tätigkeit beendet hätten. Im Gegenteil, so Beate Wittich, viele seien schon ganz begierig, ihre Aktivitäten wieder aufzunehmen. 

Überhaupt: Warum fangen Menschen, die häufig schon pensioniert sind und von denen man annehmen sollte, sie wollten jetzt den wohlverdienten Ruhestand genießen, an, sich noch einmal zu engagieren? Wer mit Ehrenamtlichen spricht, bekommt immer wieder dieselben Antworten: Es bereichere ihr Leben, sagen viele, sie lernten neue Menschen kennen und fühlten sich in dieser Tätigkeit wertgeschätzt. Auch junge Menschen, meist Studierende, sind gerne ehrenamtlich tätig, vor allem in den Zeiten der Pandemie, soweit dies überhaupt möglich ist.

Das schöne Gefühl, jemandem zu helfen

Das ZAB hat vor diesem Hintergrund ein neues Projekt angestoßen. Es nennt sich »Digitale Partnerschaften«. Gerade in der Pandemie musste man erfahren, wie viele ältere Mitbürger große Probleme im Umgang mit elektronischen Geräten, wie Computern, Tablets, Smartphones und der dazu gehörigen Software hätten. Ob im Gesundheitsamt, beim Impfzentrum oder beim Besuch eines Restaurants – digitale Anmeldungen würden immer häufiger als selbstverständlich vorausgesetzt, so Beate Wittich. Hier hätten sich nun junge Leute zur Verfügung gestellt, um ihren älteren Mitbürgern hilfreich in der digitalen Welt zur Seite zu stehen.

Im Rahmen des Projekts werden auch ältere PCs wiederaufgearbeitet; sie sind dann aufs Neue verwendungsfähig und werden u.a. an bedürftige Familien oder ihre Kinder leihweise weitergegeben, damit sie damit arbeiten und den Umgang mit Computern besser lernen könnten.

Das ZAB bietet Menschen, die sich für solche Aktivitäten interessieren und gerne selbst tätig werden wollen, Hilfe und Beratung an. Wichtig sei, dass sich die potentiellen Bewerber vorher Gedanken machen, wie viel Zeit sie mit ihrer neuen Aktivität verbringen möchten, sagt Beate Wittich. Und sie sollen sich überlegen: »Was macht mir wirklich Spaß?« 

Text: Werner vom Busch
Foto: Michael Matejka

Information: Die Nürnberger Freiwilligenmesse, die kürzlich stattfand, bietet über ihre Internet-Links einen guten Einstieg. Wir haben hier außerdem einen Überblick über einige der Organisationen zusammengestellt, die aktuell Unterstützung suchen: Wer sich informieren will, wie und wo er einmal »einsteigen« könnte, sollte sich beim ZAB oder bei »Nürnberg engagiert« informieren. Es besteht auch die Möglichkeit, dass sich Interessierte, die sich im Digitalen nicht so auskennen, direkt bei der Freiwilligen-Koordinatorin Beate Wittich oder einer ihrer Kolleginnen informieren (Telefon 0911/9297170).

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