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Auch Zustifter schaffen ein Stück Ewigkeit

Seit 17 Jahren führt die Bürgerstiftung mit dem Jugendamt der Stadt und einem Didaktik-Lehrstuhl der FAU ein zweiwöchiges Sommercamp durch. Bis zu 60 Kinder zwischen acht und zwölf werden dabei spielerisch und bewegungsreich in der deutschen Sprache gefördert.

Mit der Ewigkeit wird es für Otto Normalbürger wohl nichts mehr, wenn er sich ehrlich die Karten legt: zu wenig auf der hohen Kante, zu viel Arbeit davor und noch lange danach.

Keine Sorge, es folgt kein Diskurs über Technik-Egomanen, die sich mit Chipimplantaten zum alterslosen Übermenschen tunen wollen. Nein, es geht um die Gründung einer Stiftung, also etwas, womit engagierte Menschen hier und jetzt etwas Gutes tun wollen.

Gute Menschen gibt es viele in Deutschland, immerhin wurden hier pro Jahr zuletzt durchschnittlich 5,5 Milliarden Euro für alle möglichen Zwecke in aller Welt gespendet. Wer Glück erfuhr, soll mit Beglückung niemals geizig sein, meinte dazu einst der weise Sophokles. Diese fleißigen Spender hatten also sicher den Segen des alten Griechen. Was sie allerdings selten bekommen, sind Nähe, Identifikation und Nachhaltigkeit, denn Spenden fließen nun mal in große, mehr oder weniger anonyme Töpfe.

Das kann man ändern. Näher dran und emotionaler bei »ihrem« Werk sind Stifter, denn sie geben dauerhaft, direkt und zielgerichtet. Es muss auch nicht gleich die eigene Stiftung sein, trotz sicherlich schmückender blankpolierter Namenstafel auf dem Herzensprojekt. Doch dafür braucht es halt jede Menge Kleingeld, plus erheblichen organisatorischen Aufwand, um die Stiftung für die Ewigkeit zu rüsten. Die bekanntesten sind für diese gebaut: Mit einem Gründungskapital, das in die Millionen gehen sollte, denn mit diesem erwirtschaftet die Stiftung erst dauerhaft Kapitalerträge für wohltätige Werke. Und mit Satzung, Kuratorium und Verwaltung, also vielen Mitstreitern, die nicht nur kompetent sein, sondern auch dauerhaft bei der Stange bleiben sollten.

Das Gute liegt nah

Geht es also eine Nummer kleiner, aber bitte mit der gleichen persönlichen Identifikation? Es geht, und das Gute liegt wie so oft nah. Der Blick auf den Großteil der deutschen Stiftungen zeigt: 74 Prozent engagieren sich laut Bundesverband ausschließlich lokal oder regional. Da müsste also für jeden etwas zu finden sein. Das Schlüsselwort dafür heißt Zustiftung. Dabei zahlt der Stifter in das Grundstockvermögen einer bereits existierenden Stiftung ein. Diese erhält so frisches Geld und kann über mehr Finanz- oder Immobilienanlagen mehr Mittel für ihre wohltätigen Projekte erwirtschaften. Denn ihr Grundstockvermögen dürfen die meisten Stiftungen nicht für laufende Projekte ausgeben. Nur bei sogenannten Verbrauchsstiftungen ist das erlaubt.

Die Zustiftung ist also quasi die große Schwester der Spende. Eingezahlte Spenden muss eine Stiftung zeitnah und zweckgebunden verwenden, eine Zustiftung jedoch stellt das gesamte Gebilde breiter auf und sichert ihm so noch ein bisschen mehr Ewigkeit. Bleibt die Qual der Wahl: Wofür und wo stifte ich? Unter dem Stichwort »Heimat« ist dabei ein klares Stimmungsbild festzustellen. Stifter sind Menschen, und diese verbinden Glück vor allem mit ihrer persönlichen Lebenswelt, ihrer Heimat. Vieles kann dafür stehen: Historisches, ein Verein oder das Krankenhaus, das Leben gerettet hat. Und natürlich Menschen, die dort leben, wo man selbst glücklich ist, denen es aber nicht so gut geht.

Jeder Euro hilft

Die Auswahl von Stiftungen, die um Zustiftungen oder Spenden werben, ist so vielfältig wie die philanthropischen Intentionen ihrer Gründer, und damit etwas unübersichtlich. Die finanziellen Hürden sind aber nicht hoch. Man muss eben nicht Millionär sein, denn jeder Euro hilft. Also finden sich unter den Zustiftern viele Privatleute, aber auch Unternehmen, und da können es schon mal ein paar Euro mehr sein. Der Nürnberger Personaldienstleister arano Group ist zum Beispiel ein regelmäßiger Zustifter. Spezialisiert ist die Gruppe auf das Gesundheitswesen, ihre regelmäßigen Zuwendungen gibt sie an die »Stiftung Angehörige psychisch Kranker«, den Träger des Nürnberger Stiftungspreises 2023.

Eine Erstorientierung geben Beratungseinrichtungen wie die Stifter-Initiative Nürnberg oder Dachorganisationen wie der Bundesverband Deutscher Stiftungen, der eine Datenbank anbietet, unter anderem mit 117 Nürnberger Stiftungsporträts. Ein bundesweites Gesamtverzeichnis fehlt leider immer noch, beklagt Ulrich Glaser von der Nürnberger Stifter-Initiative, »weil sich Bund und Länder noch nicht auf ein Stifterregister einigen konnten«. Seine Organisation und ihre Mitglieder listen die von ihnen verwalteten Stiftungen aber jeweils auf ihren Webseiten mit Kurzsteckbriefen auf. Daneben beraten sie natürlich potenzielle Stifter und Zustifter, von der Auswahl übers Organisatorische bis zu Steuerfragen.

Bleibt die Qual der Wahl für willige Zustifter. Allein die Stadt Nürnberg verwaltet heute 61 Stiftungen mit einer Finanzkraft von insgesamt über 300 Millionen Euro. Darunter sind altehrwürdige wie die Heilig-Geist-Spital-Stiftung, die seit 1339 überdauert hat, aber auch Gründungen von regional verwurzelten Privatleuten aus den letzten Jahren. Zustifter sind immer gerne gesehen. Doch wer sich ewig bindet, sollte bekanntlich genau hinschauen. Ohne einen Blick in die Satzung geht es nicht. Wie der Stiftungszweck konkret umgesetzt, wie gewirtschaftet wird und wie die Stimmung in der Stiftung ist, lässt sich in einem persönlichen Gespräch mit den Verantwortlichen klären. Und natürlich sollte man sich genau über die Projekte informieren, die aktuell von der Stiftung gesponsert werden.

»Mitmach-Stiftungen« im Trend

Engagiert sich nicht nur finanziell: Zustifer Dr. Roland Kufner.

Zustifter erwerben meist keine expliziten Mitspracherechte, allerdings können sie für ihre Gabe einen konkreten Verwendungszweck innerhalb der Satzungsziele der Stiftung festlegen. Noch mehr aktives Mitgestalten liegt aber offenbar generell im Trend. Besondere Anziehungskraft entwickeln gerade Stiftungen, die sich zu »Mitmach-Stiftungen« entwickeln, indem sie mit ihren Unterstützern gemeinsam Projekte, und damit Nähe für diese schaffen.

Dr. Roland Kufner etwa ist Zustifter der Nürnberger Bürgerstiftung geworden, der nicht nur Geld gibt, sondern auch persönlich bei Projekten mitarbeitet. Kufner ist aktiver Unternehmer, folgerichtig wollte er »nicht nur ein anonymer Spender sein, sondern aktiver Teil der Stiftung«. Mit seiner Einstiegs-Zustiftung vor zweieinhalb Jahren erhielt er lebenslanges Mitspracherecht und engagiert sich kontinuierlich: »Während des Jahres wähle ich ein oder zwei interessante Projekte der Stiftung, die ich zusätzlich mit einer Spende unterstütze oder in den Projekten persönlich mitarbeite.«

Transparenz und unmittelbares Engagement kommen offenbar an und entkräften das Klischee von Honoratiorenzirkeln, die über Stiftungen die eigenen Steckenpferde füttern. Die Nürnberger Bürgerstiftung geht hier gerade noch mutig einen Schritt weiter. Ein Mitmachparlament wurde gestartet, in dem auch Außenstehende Herzensprojekte vorschlagen können. Wer sich mit einer Idee, Zeit oder Geld engagiert, erhält in der folgenden Parlaments-Sitzung Stimmrecht und kann demokratisch mitentscheiden, welche Projekte Nürnberg bald noch ein bisschen schöner machen sollen.

Text: Michael Nordschild
Fotos: Bürgerstiftung/privat

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