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Fünf Buchtipps fürs Wochenende

Der Spezi: witzig und klug zugleich

Jubiläumsreden, Dankesreden und Würdigungen zu hören, ist manchmal schon anstrengend genug. Aber sie auch noch zu lesen, wenn das Ereignis schon längst vorbei ist – wer tut sich das freiwillig an? Tatsächlich aber kann es höchst vergnüglich sein: Man lese nach in Klaus Schambergers Buch, »Früher war alles früher«. Und man gerät garantiert ins Kichern. Wenn der geschätzte »Spezi«, ehemals Redakteur und Glossenschreiber der »Abendzeitung« und später Kolumnist der »Nürnberger Zeitung«, dem »Bratwurstkaiser« Werner Behringer zu dessen 70. Geburtstag nicht nur irgendwie gratuliert, sondern ihm sein tiefes Mitgefühl für dessen genau 16.425 überstandene Krisen ausdrückt, freut sich die Leserschaft und ehemalige Gästeschar des legendären »Bratwursthäusle« auch jetzt noch über diese gelungene Laudatio. Ebenso über die Festrede zum 100-jährigen Bestehen des Nürnberger Tiergartens, bei der er auch die »lieben Tiere« in seine Begrüßung einbezieht.

Locker unter diversen Rubriken einsortiert finden sich 70 bisher in Buchform unveröffentlichte Texte von Schamberger, dem wortwitzigen Meister des fränkischen Dialekts und der geschliffenen hochdeutschen Sprache. Sehr ernsthaft und politisch engagiert sein Beitrag »Kriegsende«, in dem er die letzten Tage des »Tausendjährigen Reiches« Revue passieren lässt und mit den Erinnerungen seines Vaters, des Gefreiten Kurt Schamberger, verbindet. Und geradezu zärtlich das Loblied auf seinen Garten und die kleine Ode an den Ludwig-Donau-Main-Kanal »Obacht, Ludwig«. Früher war ganz bestimmt alles früher, aber heute, werter Spezi, erfreuen sich auch die Heutigen heiteren Gemüts an Geschichten, die davon handeln, was früher war.

Klaus Schamberger, »Früher war alles früher«
Neue Nürnberg (und Fürth fei auch) Geschichten
Verlag ars vivendi, Cadolzburg 2020. 15 €

Familienturbulenzen

Ein Roman wie eine Seifenoper – aber gut gemacht. Im Mittelpunkt der großen Familiensaga »Der größte Spaß, den wir je hatten«, steht das Ehepaar Marilyn und David Sorenson, die einander in den siebziger Jahren an der University of Illinois kennengelernt hatten. In rascher Folge bekommen sie drei Töchter, Wendy, Violet und Liza, und, Jahre später, noch das Nesthäkchen Grace. In der sich über drei Generationen hinziehenden Geschichte, die die junge amerikanische Autorin Claire Lombardo mit bewundernswertem Geschick auf über siebenhundert Seiten entfaltet, verliert sie nie den Überblick über das wechselvolle Auf und Ab im Leben ihrer literarischen Personen.

Jede der vier Schwestern ist in kleine oder größere persönliche Krisen verwickelt, dem Vorbild ihrer Eltern, die sich in andauernder, liebevoller Ehe verbunden fühlen, können sie so nicht folgen. Nur diese beiden sind es auch, die Jonah, dem fünfzehn Jahre lang verheimlichten Sohn ihrer Tochter Violet, schließlich ein echtes Zuhause bieten. Die Leser folgen gespannt der zwischen Zeit und Perspektiven mäandernden Geschichte, die flüssig erzählt, doch keineswegs trivial ist. Kein Wunder, dass »Der größte Spaß, den wir je hatten« in Amerika zum Bestseller wurde. 

Claire Lombardo, »Der größte Spaß, den wir je hatten«.
Dtv Verlagsgesellschaft, München 2019. 25 €

Rezensionen: Brigitte Lemberger

Auf romantischen Waldpfaden wandern

Allein schon aufgrund der schönen Aufmachung macht der Wanderführer »Waldpfade Nürnberg« von Tassilo Wengel Lust, die nächste Tour zu planen. Fotos von verträumten Pfaden, die je nach Jahreszeit durch Blütenpracht und frisches Grün einen Hauch Romantik in die heimischen Wälder bringen, laden zu ausgedehnten Spaziergängen ein. 30 Wanderungen in der näheren Umgebung des Städtedreiecks Nürnberg, Fürth, Erlangen werden vorgestellt.

Einige Routen führen an Bachläufen entlang, andere an eindrucksvollen Felsformationen und verwunschenen Höhlen. Mit ausführlichen Wegbeschreibungen, Detailkarten und GPS-Tracks zum Downloaden.

Tassilo Wengel: Waldpfade Nürnberg
Bruckmann Verlag, 160 Seiten, ca. 200 Abb., 19,99 €
Abwechslungsreiche Ausflüge ins Nürnberger Land

 

Es ist ein Lesebuch und gleichzeitig eine kundige Anleitung, das Nürnberger Land aus unterschiedlichen Blickwinkeln zu entdecken. Die beiden Autoren Michael Knies und Johannes Wilkes haben Insider-Tipps mit umfassenden Informationen über Geschichte, Brauchtum und Natur für ihren »Freizeitführer Nürnberger Land« zusammengetragen.

Ihre Kapitel werden immer wieder ergänzt durch ausführliche Hinweise auf besondere Momente. Mal geht es um Melonen, die Besucher selbst auf einem Feld ernten können, oder um einen schönen Platz, an dem man einen stimmungsvollen Sonnenuntergang erleben kann. Wanderrouten werden kurz beschrieben, wichtige Termine z.B. Kirchweihtage, finden sich in dem 269 Seiten starken Buch ebenso wie kulinarische Empfehlungen rund um Hopfen und Schlachtschüssel. 

Michael Knies und Johannes Wilkes: Nürnberger Land.
ars vivendi Verlag, 269 Seiten, 16,00 €

Kunstprojekt mit Erholungscharakter

Entlang einer Außengrenze des Großraums Nürnberg, Fürth, Erlangen gruppieren sich die neuen Wanderwege des Fränkischen Albvereins. Angeregt durch das Projekt des Konzeptkünstlers Karsten Neumann entstand ein Wanderweg in zehn Etappen. Was sich hinter der Idee von Bethang verbirgt und wie man diesem Konstrukt auf die Spur kommt, wird in dem Buch »Bethang – Nürnberg, Fürth, Erlangen -Wandern an den Grenzen einer Stadtutopie« vorgestellt. Dabei erfährt man zahlreiche Hintergründe zur Geschichte, zu Sehenswürdigkeiten und der Natur. Auf den Routen lässt sich landschaftlich, kulturell und architektonisch Unerwartetes entdecken.

Fränkischer Albverein (Hrsg.): Bethang – Nürnberg, Fürth, ­Erlangen. Wandern an den ­Grenzen einer Stadtutopiears
vivendi Verlag, 135 Seiten, 13,00 €

Wanderkarte: Karsten Neumann, Bethang. Bartlmüllner Verlag, 9,50 €

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