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Wo Dr. Schiwago den Paten trifft

Die muntere Gruppe bringt mit ihren Mandolinenkonzerten Abwechslung ins Altenheim.

Mandolinen sind in Konzertsälen nur selten zu finden, sie scheinen eher in neapolitanische TV-Schmonzetten oder zu einem amerikanischen Bluegrass zu passen. Dabei hätte das Zupfinstrument mehr Aufmerksamkeit verdient, immerhin haben es die Landesmusik­räte kürzlich zum In­strument des Jahres 2023 erkoren.

Am Mandolinen- und Gitarrenorchester Lauf liegt es jedenfalls nicht, dass das Instrument ein Nischendasein führt. Bei einem gemeinsamen Konzert mit dem Mandolinenorchester Noris Süd Nürnberg in der Christuskirche in Lauf a.d. Pegnitz zeigten die Musiker, wie vielseitig das Lauten­instrument einsetzbar ist. Sie begeisterten das Publikum mit Filmmusik aus »Doktor Schiwago« (1965), »Die Dornenvögel« (1983) oder aus »Der Pate« (1972): Rund 200 Gäste, vor allem ältere Besucher, spendeten großen Beifall für die musikalischen Darbietungen. 

Gewöhnlich veranstalten die Laufer Mandolinenspielerinnen und -spieler jedes Jahr eigene Konzerte. Doch im vergangenen Herbst musizierte man gemeinsam mit der Gruppe Noris Süd, da diese ein Jubiläum feierte. Silvia Nagel, Leiterin der Fachgruppe Musik, sagt: »Der gemeinsame Auftritt sollte eigentlich schon 2019 stattfinden, aber dann kam Corona dazwischen.« 

Das älteste Mitglied ist 80

Das Laufer Orchester hat eine lange Tradition. Es ist dem Verein der NaturFreunde Deutschlands angegliedert. Die Musik-Gruppe wurde 1927 gegründet und besteht nach einigen Unterbrechungen durch Krieg und den Mangel an Dirigenten aus 13 Spielerinnen und Spielern. Das jüngste Mitglied ist 53, das älteste 80. Die Mitwirkenden kommen aus Lauf, Neuhaus an der Pegnitz, Hormersdorf, Neunkirchen am Sand. Dirigentin Elena Romanova-Nöller wohnt in Nürnberg. 

Angela Bauer, Vorsitzende der NaturFreunde, erzählt: »Das Musizieren in Zupforchestern geht bis in die Anfänge des 20. Jahrhunderts zurück. Wanderungen und Fahrten wurden unter anderem mit Gitarre und Mandoline begleitet. Alle Orchestermitglieder sind Laien, die ihre Musik als das schönste Hobby der Welt ansehen.« 

Dieser Einschätzung kann auch Sabine Raile zustimmen. Für die 80-Jährige, die in ihrer Freizeit noch als Märchenerzählerin auftritt, ist das Mitspielen ein »wunderbares Gedächtnistraining«. Wichtig sei aber auch, so Raile, »dass wir uns aufeinander verlassen können und uns gegenseitig helfen. Wir sind froh darüber, dass es diese Musikgruppe gibt.«

Mandolinenorchester begeistert mit eingängigen Melodien

Das umfangreiche Repertoire des Orchesters umfasst sowohl Volksmusik als auch Konzertantes, gespielt werden Märsche, Walzer, Ouvertüren, Klassik und Potpourris. Die Musikerinnen und Musiker treten bei Stadt-und Vereinsfesten wie bei Weihnachtsfeiern auf, aber auch in Grundschulen vor ersten und zweiten Klassen. Silvia Nagel ergänzt: »Oft spielen wir in Seniorenheimen. Gerade bei älteren Menschen spürt man, wie viel Freude die Musik in die Heime bringt.« 

Das Orchester möchte die vielseitige Mandolinenmusik populärer machen. Gesucht werden deshalb neue Mitspielerinnen und Mitspieler für Mandoline, Gitarre oder Bass. 

Denn mit dem Nachwuchs sieht es zur Zeit in Nürnberg und Fürth nicht hoffnungsvoll aus. Die Musikschule Fürth teilt beispielsweise mit, man biete das Mandolinenspiel wegen fehlender Nachfrage gar nicht an. Auch von der Sing- und Musikschule Zirndorf wird kein Interesse gemeldet, Mandoline zu spielen. Zwei Kinder hätten sich für ein ähnliches Instrument entschieden – die Ukulele. Die meisten Anfänger würden jedoch Geige lernen. 

Text: Horst Otto Mayer
Fotos: Michael Matejka

Information

Wer einmal beim Mandolinen- und Gitarrenorchester Lauf reinschnuppern möchte: Zum Üben trifft man sich jeweils dienstags um 19.15 Uhr in den Räumen des Vereinsheims TSV Lauf, Röthenbacher Straße 61. Anmeldung bei Silvia Nagel (silvia.nagel@mandoline-lauf.de).

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