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Herr Akilisi Pohiva war ein vielbeschäftigter Mann im Königreich Tonga, Polynesien, ein Inselstaat mitten im Südpazifik, mit 120.000 Einwohnern. Als Politiker kämpfte er für demokratische Reformen; schaffte es 2017 zum ersten frei gewählten Premierminister Tongas. Gleichzeitig sorgte er sich um den drohenden Untergang seines Landes im wortwörtlichen Sinne. Denn wie andere Inselstaaten im Pazifik droht Tonga allmählich zu versinken. Neben dem ansteigenden Meeresspiegel sah Herr Pohiva jedoch eine weitere Gefahr, noch schneller, auf seine und benachbarte Nationen zukommen: Verfettung seiner Bewohner. Unter den zehn Ländern der Erde mit dem höchsten Anteil an stark Übergewichtigen gehören alle zu den Inselstaaten Mikro- und Polynesiens. Spitzenreiter der Adipösen (BMI über 30) bildet American Samoa mit 74% an der Population, gefolgt von Nauru mit 61%, Cook Island und ebenso Tonga mit 56%. Zum Vergleich: in Deutschland gelten 18% als adipös. Schwärmten europäische Pazifikforscher des 18. und 19. Jahrhunderts wie Bougainville, Forster oder Cook von naturgesunden und betörend schönen Polynesiern (-innen), hat sich in den letzten Jahrzehnten Adipositas seuchenartig über die Atolle und Vulkaninseln verbreitet. Mit dem Potential, noch effektiver Unheil anzurichten als Sturmfluten, Versalzung der Böden und Zyklone. Die durchschnittliche Lebenserwartung der Tongabevölkerung war von 71 auf 68 Lebensjahre gesunken. Zumindest bei dem Übergewicht herrscht jedoch weitgehende Einigkeit über menschgemachte Ursachen: Fehlernährung. Nicht nur unter den Unterprivilegierten, sondern auch unter den politischen Eliten der Pazifikinseln.
Mit gutem Beispiel sollten die politischen Führer der Länder vorangehen und sichtbar abspecken, war die Idee von Herrn Pohiva. Auf dem Pacific Islands Forum in Samoa 2018 schlug Tongas damaliger Präsident also seinen Kollegen aus 17 Inselstaaten vor, eine Wette abzuschließen: Gewinner wäre, wer bis zur Tagung im kommenden Jahr am meisten selbst abnehmen würde. Eine für alle sichtbare und kontrollierbare Verabredung. Mit großer Medienresonanz vor Ort. Gewinner war vermutlich Präsident Pohiva selbst; aber nicht nur wegen seines eisernen Willens, sondern wegen seiner schweren Erkrankung, der er, völlig ausgezehrt, nur Wochen nach dem Kongress 2019 erlag. Mit ihm schien auch seine Wette gestorben. Ein mehrfacher Jammer. Ich stelle mir nun einen ähnlichen Vorschlag vor, den unsere Kanzlerin z.B. ihren Kollegen Trump oder Xi unterbreitet. Oder auf Bundesebene; vielleicht hilft sowas Handfestes mal gegen Politikverdrossenheit? Und würde keine weiteren Steuererhöhungen zur Querfinanzierung nach sich ziehen.
Ihr Global Oldie