Anzeige

Depp im Web: I Can`t Get No Statisfaction

Beim Benutzen der Suchmaschine kann man Überraschungen erleben. Foto: epd

Seitdem ich entdeckt habe, dass es auch andere Suchmaschinen außer Google gibt, suche ich lieber. Vorzugsweise nach mir. Mittlerweile nicht bloß aus Eitelkeit, sondern aufgrund einer unbestimmten Sorge, dabei auf Selbstbefriedigungsvideos zu stoßen. Mir wurde nämlich von irgendwelchen Nicks oder Brians mehrfach per Mail angedroht, sie würden Bewegtbilder, die mich beim Anschauen von Pornofilmen zeigen, ins Netz stellen und meinen Kontakten die Links schicken, sofern ich nicht ein paar Hunderter an sie überweise.

Diese Nicks und Brians wussten sogar mein Passwort. Das verunsichert einen natürlich schon ein bisschen. Gezahlt habe ich aber nicht. Die Mails kamen nämlich derart gehäuft, dass ich mir die Befriedigung all dieser Absender gar nicht hätte leisten können. Daran hapert dieses Geschäftsmodell. Irgendeinen rechtssicheren Vertrag müsste man schon abschließen können, um sicherzustellen, dass sich Nick und Brian – und am Ende taucht vielleicht noch ein Steve auf – nicht abermals melden, sobald ihnen das Geld ausgegangen ist.

Auch sonst fand ich kaum Masturbationszeug bei meiner Suche. Offenbar waren alles doch nur leere Drohungen. Dafür landete ich bei einem sogenannten Leakchecker. Der teilte mir mit, dass meine Mailadresse und mein Passwort ausspioniert wurden und auf einer allgemein zugänglichen Liste einsehbar seien. Mehr als zwei Milliarden Zugangsdaten seien auf solchen Listen gelandet. Uff, wenigstens bin ich nicht der einzige Depp!

Sie rieten mir übrigens, besagtes Passwort nicht mehr zu benutzen und mir für jede Seite ein anderes mit möglichst vielen Zeichen, Großbuchstaben, Zahlen und Sonderzeichen auszudenken. Haben sie die noch alle? Wie soll ich mir das denn merken? In meinem Alter? Und überhaupt: Ich vertraue angeblich seriösen Unternehmen wie LinkedIn, Dropbox, Adobe, Yahoo oder eBay meine Geheimnisse an, und die lassen sie sich klauen? Nächstes Mal schaue ich nach, ob deren Firmenchefs Nick oder Brian heißen. Könnte gut sein.

PETER VIEBIG

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

weitere Beiträge

Die Rezepte unserer Omas

Skip to content