
Bei aller entlarvender Ähnlichkeit erlauben sich zwei Menschenkategorien den Luxus weniger klar lesbarer Mimik: Aus unserer Sicht die Ostasiaten* und, ganz allgemein: Alte Menschen. Internationale Studien mit Blickaufzeichnungsgeräten belegen, dass Betrachter jüngerer Gesichter deren Gefühle häufig zutreffend erkennen. Gleichaltrige fixieren sich dabei etwas länger als Vertreter unterschiedlicher Generationen. Alte Gesichter hingegen machen es dem Gegenüber schwerer, aus der Mimik richtig abzulesen. Das betrifft besonders die gegenteiligen Emotionen Freude und Trauer. Die Trefferquote sinkt zwar nur geringfügig, aber dennoch signifikant – in allen untersuchten Kulturen.
Das führt zur kommunikativen Asymmetrie: Wir Ältere tun uns leichter, bei Jüngeren deren Gemütszustand zutreffend abzulesen, unabhängig von deren Worten. Umgekehrt können wir uns im Alter nicht darauf verlassen, immer richtig verstanden zu werden. Unsere zunehmend interessanten Gesichtszüge lassen öfters eine Interpretation entgleisen. Gradueller Verlust über die Kontrolle der Gesichtsmuskulatur oder die kaschierende Wirkung von Falten? Auch Altersgenossen tun sich da nicht leichter. Ältere Ehepaare aufgepasst! Redet öfters mal Klartext, wenn’s darauf ankommt, optimal verstanden zu werden. Ihr dürft Euch dennoch weiterhin tief in die Augen sehen, selbst wenn diese dann nicht immer alles verraten.
Ihr Global Oldie
* Auf die Besonderheiten der Mimik in Ostasien gehe ich später nochmals gesondert ein.




