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Hilfe gibt’s gleich um die Ecke

Die Lesung des populären Autors, die interessante Gartenausstellung, ein Medikament, das dringend aus der Apotheke abgeholt werden müsste: drei unterschiedliche Situationen, in denen viele ältere Menschen gerne jemanden zur Seite hätten. Vielleicht hätte ja sogar die Nachbarin vom Haus gegenüber Interesse an der Lesung gehabt. Nur leider weiß man nichts voneinander.

Foto: matejka
Foto: matejka

Dabei wäre es so einfach gewesen, sich zu begegnen: bei den Nürnberger Seniorennetzwerken. Gleichgesinnte kennenzulernen, soziale Kontakte in der unmittelbaren Umgebung zu knüpfen und Unterstützung zu bekommen – dafür engagiert sich die Stadt gemeinsam mit den Wohlfahrtsverbänden und verschiedenen Einrichtungen. So ist im Laufe der Jahre ein Netz über Nürnberg gespannt worden, das von der Gartenstadt über Wöhrd und St. Johannis bis nach Langwasser reicht. Inzwischen gibt es elf solcher Netzwerke mit einem Ansprechpartner vor Ort. Außer den
genannten gibt es zudem Standorte in Ziegelstein/Buchenbühl, am Nordostbahnhof, in der Nordstadt, in Jobst/Erlenstegen, in St. Leonhard/Schweinau, im westlichen sowie im östlichen Teil der Südstadt. »Wir bieten Informationen, Beratung, Prävention, soziale Teilhabe sowie Kultur und Bildung«, zählt Karin Gallert vom Seniorenamt der Stadt Nürnberg auf.
Der Anspruch dabei ist vor allem, »nah an den Menschen zu sein« – sowohl räumlich als auch inhaltlich. Was brauchen ältere Leute in ihrem Viertel? Welche Themen beschäftigen sie? Und wo lassen sich Ressourcen bündeln? Diese Fragen diskutieren Arbeitsgremien am Runden Tisch, an dem neben der Stadt und den Wohlfahrtsverbänden regelmäßig auch Vertreter ambulanter Pflegedienste, der Wohnungswirtschaft, von Bürgervereinen, aus Kulturläden und ehrenamtliche Helfer zusammenkommen. Das Ergebnis sind Angebote, die oft ganz praktischer Natur sind: Aktionswochen, die sich beispielsweise mit dem Thema Demenz beschäftigen. Veranstaltungen drehen sich um Hilfestellungen für Angehörige, Freunde und Nachbarn in der Kommunikation mit
Demenzkranken oder um Leistungen der Pflegeversicherungen. »Wir möchten damit auch ältere Menschen mit Migrationshintergrund erreichen«, sagt Thomas Gunzelmann vom Fachbereich Seniorennetzwerke der Stadt. Deshalb finden Veranstaltungen auch in türkischer oder russischer Sprache statt. Ebenso gibt es unterhaltende Angebote – etwa Kinofilme, Tanznachmittage oder Spiele für Demenzkranke und ihre Angehörigen samt Kaffee und Kuchen.
Auf diese Weise werden auch andere Themen in die Stadtteile getragen. Mobilität im Alter ist eines davon. Wie merkt man, ob man noch fit genug ist, sein Auto selbst in die Innenstadt oder die Fränkische Schweiz zu lenken? Aber auch die Beratung zu komfortablen Hilfsmitteln gehört zu solchen Programmen, ebenso Sturzprophylaxe-Übungen und Stadtteilbegehungen, bei denen gemeinsam Barrieren und Hindernisse ausgelotet werden. »Nicht zu vergessen die Nachmittage bei Musik und frischgebackenen Waffeln, bei denen sich die Bewohner eines Viertels kennenlernen und bei dieser Gelegenheit selbst Fahrten organisieren können«, ergänzt Gallert. Aber es gibt auch offizielle Fahrdienste, die es allen ermöglichen sollen, an den verschiedenen Veranstaltungen teilzunehmen. Und das kann eben auch eine Lesung sein, ein Gedächtnistraining oder ein Kurs mit dem Schwerpunkt »gesunde Ernährung«.  Kooperationen mit Schulen bringen nicht nur Jung und Alt zusammen, sondern ungewöhnliche Projekte hervor wie Theaterstücke oder eine selbst aufgenommene CD. Spezielle Angebote richten sich immer wieder an körperlich eingeschränkte Senioren und an Hochbetagte. Für letztere gibt es eigene Stammtische, die mitunter »aus allen Nähten platzen«, wie Gunzelmann weiß.
Über all den Offerten steht ein Grundsatz: »Der Ansatz der Seniorennetzwerke ist und bleibt der kurze Weg«, so Gunzelmann. Mit den elf bereits vorhandenen Standorten erreiche man bereits knapp die Hälfte der Nürnberger Bevölkerung ab 60 Jahren. Weitere Zweigstellen sollen in und um Nürnberg entstehen. »Doch bevor so ein Netzwerk gestartet wird, wird der jeweilige Stadtteil genau unter die Lupe genommen und die Situation der dort lebenden Menschen angeschaut – die Einkommensstrukturen, die Infrastruktur, die Zusammensetzung«, berichtet Ilona Porsch, ebenfalls vom städtischen Seniorenamt. So unterstützt das Netzwerk in einigen Stadtteilen die Möglichkeit, Senioren ein günstiges Mittagessen anzubieten. In anderen Vierteln wiederum hilft es dabei, den größeren Hunger nach Kultur zu stillen. Welche Angebote es in welchem Stadtteil gibt, ist in grün-weißen Broschüren zu finden, die in Arztpraxen und Apotheken, beim Bayerischen Roten Kreuz, bei den Bürgervereinen, in Kulturläden und in verschiedenen Geschäften ausliegen. Jedes Netzwerk hat eine eigene Koordinatorin, die nicht nur Ansprechpartnerin für Sorgen und Nöte der älteren Menschen ist, sondern auch die Helfer dahin lenkt, wo sie am dringendsten gebraucht werden. Gleichzeitig tragen die Mitarbeiterinnen, die von kirchlichen Einrichtungen finanziert werden, Sorge dafür, dass sich die Ehrenamtlichen mit ihrem Einsatz nicht selbst überfordern.Karin Gallert fasst die Handlungsfelder der Seniorennetzwerke zu drei großen Bereichen zusammen: ein offenes Ohr haben, einen aufmerksamen Blick schenken und eine helfende Hand reichen. Gemeint ist mit dem »offenen Ohr« ein Besuchsdienst, der gehbehinderten oder anderweitig in ihrer Mobilität eingeschränkten Menschen die Möglichkeit geben soll, einfach mit jemandem reden zu können. Der »aufmerksame Blick« soll Hilfsbedürftigkeit wahrnehmen. Die »helfende Hand« schließlich soll konkret Unterstützung anzubieten. Das kann etwa ein Einkauf nach einem Krankenhausaufenthalt sein oder eine gemeinsame Fahrt zum Amt. Als »helfende Hände« werden immer ehrenamtliche Helfer gesucht.
Anja Kummerow
Foto: Michael Matejka
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Weitere Informationen zu den Nürnberger Seniorennetzwerken findet man im Internet
unter: www.nuernberg.de/internet/senioren/seniorennetzwerke.html
Telefon: 0911 / 231-66 55 oder 231-67 44
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INFORMATION
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1 Seniorennetzwerke Nürnberg – Koordination
Ansprechpartnerin: Karin Gallert Seniorenamt Hans-Sachs-Platz 2, 90403 Nürnberg
Telefon: 0911 / 231-6664
E-Mail: karin.gallert@stadt.nuernberg.de
2 Seniorennetzwerk Langwasser
Koordinationsstelle: Diakoniestation Langwasser Glogauer Str. 25, 90473 Nürnberg
Ansprechpartnerin: Angelika Schübel
Telefon: 0911 / 23956845
(Mo–Fr 10:00–12:00 Uhr)
Mail: angelika.schuebel@diakonie-langwasser.de
3 Seniorennetzwerk Gartenstadt / Siedlungen Süd
Koordinationsstelle: Arbeiterwohlfahrt KV
Nürnberg e.V., Senioren-Servicebüro
Finkenbrunn 33, 90469 Nürnberg
Ansprechpartnerin: Birgit Staib
Telefon: 0911 / 217 88 76
(Mo–Do 09:00–12:00 Uhr, Di und Do 14:00–16:30 Uhr)
E-Mail: Birgit.Staib@awo-nbg.de
4 Seniorennetzwerk St. Leonhard / Schweinau
Koordinationsstelle: Arbeiterwohlfahrt KV Nürnberg e.V. im Mehrgenerationenhaus
Schweinau
Schweinauer Hauptstr. 31, 90441 Nürnberg Ansprechpartnerin: Olesya Reis
Telefon: 0171 / 293 29 64 oder
0911 / 62 79 162
E-Mail: olesya.reis@awo-nbg.de
5 Seniorennetzwerk St. Johannis
Koordinationsstelle:
Seniorenzentrum amTiergärtnertor
Burgschmietstr. 4, 90419 Nürnberg
Ansprechpartnerin: Andrea Zink-Hirsch
Telefon: 0911 / 217 59 25
E-Mail: seniorennetz.johannis@stadtmission-nuernberg.de
6 Seniorennetzwerk Nordstadt
Koordinationsstelle: Diakoniestation Maxfeld-Wöhrd Heinrich-Schick-Haus,
Schmausengartenstr. 10, 90409 Nürnberg
Ansprechpartnerin: Elke Kaufmann
Telefon: 0911 / 937 99 75
(Mo und Mi 09:00–11:00 Uhr)
E-Mail: elke.kaufmann@diakonieneuendettelsau.de
7 Seniorennetzwerk Nordostbahnhof
Koordinationsstelle: BRK Bürgertreff Nordostbahnhof, Leipziger Str. 20, 90491
Nürnberg
Ansprechpartnerin: Helga Beßler
Telefon: 0911 / 519 27 77
(Di 10:00–13:00 Uhr und
Do 14:00–17:00 Uhr)
E-Mail: helga.bessler@kvnuernberg-stadt.brk.de
8 Seniorennetzwerk St. Jobst /
Erlenstegen
Koordinationsstelle:
Evang. – luth. Diakonieverein St. Jobst e.V.
Äußere Sulzbacher Str. 146, 90491 Nürnberg Ansprechpartnerin: Antje Keller
Telefon: 0911 / 959 80 23
E-Mail: seniorennetzwerk.keller@st-jobst.de
9 Seniorennetzwerk Wöhrd
Koordinationsstelle: Bayerisches Rotes Kreuz KV Nürnberg Stadt
Nunnenbeckstr. 47, 90489 Nürnberg
Ansprechpartnerin: Doreen Degenkolbe
Telefon: 0911 / 5301-183
(Mo–Do 09:00–14:00 Uhr)
E-Mail: doreen.degenkolbe@kvnuernberg-stadt.brk.de
10 Seniorennetzwerk Ziegelstein /
Buchenbühl
Koordinationsstelle: Stadtmission Nürnberg e.V. Pfarrei St. Georg, Bierweg 33, 90411
Nürnberg
Ansprechpartnerin: Dorothea Engelhardt
Telefon: 0911 / 95 34 54 40
E-Mail: dorothea.engelhardt@stadtmission-nuernberg.de
11 Seniorennetzwerk Südstadt West
Koordinationsstelle: Südstadtforum Service und Soziales
Siebenkeesstr. 4, 90459 Nürnberg
Ansprechpartner: Manfred Münster
Telefon: 0911 / 81 00 97 83
(Mo–Do 11:00–16:00 Uhr)
E-Mail: manfred_muenster@noa.nuernberg.de
12 Seniorennetzwerke Südstadt Ost
Koordinationsstelle: Verein für internationale Jugendarbeit – vij
Glockenhofstr. 14, 90478 Nürnberg
Ansprechpartnerin: Petra Fontana
Telefon: 0911 / 944 45 45
E-Mail: seniorennetz@vij-nuernberg.de

Eine Antwort

  1. liebe 6+60 danke, daß ihr über dieses thema geschrieben habt. jeder sagt, es kommt die überalterung, keiner tut etwas, die älteren (auch die kinder + enkel) wissen nichts über hilfen, erleichterungen, was tun gegen vereinsamung. altwerden in der wohnung, senioren-stammtische, jeder hofft, daß er gleich tot umfällt oder totale demenz und ab ins altersheim. wir brauchen noch mehr netzwerke, näher an den menschen, denn keiner steigt mit 89 jahren mit bus und straßenbahn und city-roller 2x um. packen wir es an, es wäre zu schön, endlich auch ein miteinander der älteren generation. dies geht aber nur, wenn ich z.b. als 70/75-jähriger single, mich beim stammtisch auch wohlfühle, durch die vielfalt des angebotes.

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