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Die Tochter denkt, die Mutter lenkt

vignette_nosseck_bockSo kann es gehen. Jahrelang hat sich die Tochter, selbst schon Mitte 40, darauf eingestellt, dass sie ihren Eltern hilft. Dann ist es so weit und alle Planungen sind nichtig. Was ist passiert? Zunächst verlief alles, wie verabredet. Tochter und Schwiegersohn hatten das Haus in der ersten Etage renoviert und waren bereit, in das Haus einzuziehen. Die Eltern sollten in ein betreutes Wohnen umziehen. Doch als erstes starb der Vater. Die Mutter, nun vor die Alternative gestellt, allein umzuziehen, streikte. Sie wollte von den früheren Absprachen nichts wissen und zog etliche hundert Kilometer weit weg, wo noch entfernte Verwnadte von ihr leben.
Die Tochter hat sich inzwischen mit ihrem Mann in der Nähe des früheren Wohnorts der Eltern ein Haus gekauft, das ihren eigenen Vorstellungen entspricht. Das teilrenovierte Elternhaus wurde verkauft und vom Erlös sowohl ein Teil des neuen Heims der Mutter als auch der Tochter bezahlt. Da die Tochter zwar ihren Hausstand in einer anderen Stadt aufgelöst hatte, aber das vor allem ihrem Mann zuliebe getan hatte, weil dieser zwischen den beiden Wohnorten wegen seines Arbeitsplatzes pendeln musste, ist die Situation halbwegs entspannt.
Trotzdem finde ich es verblüffend, wie sehr sich doch die Vorstellung einer gemeinsamen Zukunft, in der sich die eine Generation um die andere kümmert, von dem tatsächlich eintretenden Lebensumständen unterscheidet. Ob nun das Mutter-Tochter-Verhältnis weniger innig war als das vom Vater zur Tochter, soll dahin gestellt sein, ebenso wie die Grüdne für den Sinneswandel der Mutter. Mich interessiert, ob jemand ähnliche Geschichten kennt? Ich kann daraus nur den Schluss ziehen, dass die Eltern noch lange nicht das für sich als gut empfinden, was ihre Kinder ihnen gerne Gutes tun würden. Auf keinen Fall wollen Eltern sich bemuttern lassen. Das ist meine Erfahrung. Das Gefühl, auch als hochaltriger Mensch für sich selbst zu entscheiden. Die Rollen nicht zu vertauschen, ist ein sehr ausgeprägtes Bedürfnis, das beide Generationen berücksichtige sollten, wenn sie im Alter näher zusammenziehen wollen.

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