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Sitzenbleiben abschaffen – oder nicht?

MielenzMich hat es in der zwölften Klasse „erwischt“: Zwei Fächer bei einem Lehrer … unliebsam aufgefallen … nicht alles super gelernt … und schon war es passiert, ich mußte das Schuljahr in einer neuen Klasse mit neuen Lehrern wiederholen, denn „Saisonarbeit zählt nicht“. Das war keine schlechte Erfahrung für mich, obwohl ich ein ganzes Jahr verloren (oder gewonnen?) habe.
Unsere Enkeltöchter gehen auf eine Waldorf-Schule, in der es kein Sitzenbleiben und Benotungen erst in den höheren Schulklassen gibt. Der schulische Leistungsstand wird allerdings spätestens bei der mittleren Reife bzw. beim Abitur für unsere Enkeltöchter deutlich, bis dahin tut das „gefahrlose“ Lernen allen gut.
Die jetzt wieder entbrannte Debatte um das Sitzenbleiben an allen Schularten hat unter Bildungspolitikern und Schülern jede Menge Pro- und Contra-Argumente hervorgebracht, wobei (mehrheitlich) die Bildungspolitiker für die Abschaffung und die Schüler für die Beibehaltung sind. Schaut man genauer hin, dann wird es wohl schwierig, den richtigen Weg zu finden.
Da sagen die einen, dass Sitzenbleiben als einschneidendes Mißerfolgserlebnis in einem Schülerleben vermieden werden kann, wenn für die leistungsschwachen Fächer genügend Förderunterricht angeboten wird, denn meistens sind die Sitzengebliebenen ja nicht in allen Fächern „schlecht“. Aber ist dieser Förderunterricht nicht auch schon eine Art von „Demütigung“ … etwa wie Nachsitzen? Und was passiert mit den Schülern, die (vielleicht ihrer ehrgeizigen Eltern wegen) ganz und gar auf der falschen Schule sind, schließlich sind nicht alle Enkelkinder gleich „begabt“ und Aspiranten auf einen Doktortitel. Wann also ist der richtige Zeitpunkt in einem Schülerleben gekommen zu erfahren, dass man mit guten Leistungen weiterkommt und mit schlechten Leistungen eben nicht?
Und gehen die Vorstellungen der Bildungspolitiker mit der Abschaffung des Sitzenbleibens an den Auffassungen der „Betroffenen“ nicht auch vorbei? Nach einer Umfrage des Forsa-Meinungsforschungsinstitus sind 85% der befragten Schüler und Studenten gegen die Abschaffung des Sitzenbleibens. Aus ihrer Sicht muß Strafe sein, wenn man sich nicht anstrengt. Keine Solidartät in der Enkelgeneration?

Eine Antwort

  1. Da sind die Schüler ganz offensichtlich weiter als die Bildungspolitiker. Wer von uns weiß nicht aus eigener Erfahrung, dass es (manchmal) ohne Druck eben nicht geht. Die Konsequenzen, die Faulheit oder mangelnde Begabung nach sich ziehen, sind in der Schule relativ überschaubar, danach geht es dagegen sehr viel rauer zu. Die ganz einfache Frage, die es zu beantworten gilt, ist die: Wann sollen unsere Kinder mit dem wirklichen Leben konfrontiert werden.

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