Thomas Henrich liebt das Ehrenamt, den Einsatz für seine Mitmenschen. Er organisiert nicht nur die Tätigkeiten anderer – etwa mit dem Aufbau einer »Freiwilligenbörse« – sondern auch sein eigenes Engagement höchst professionell. Generalstabsmäßig und dabei ungeheuer kreativ sorgt der 65-Jährige dafür, dass seine verschiedenen Aufgaben nahtlos aufeinander folgen.
Über Langeweile zu klagen, ist dem Fürther fremd. »Habe gerade ein ehrenamtliches Projekt abgeschlossen und suche jetzt ein Neues«: So klingt es, wenn Henrich per Inserat eine Beschäftigung sucht. Meistens hat er das aber gar nicht nötig. Denn der ehemalige leitende Quelle-Angestellte, der seit gut sieben Jahren im Ruhestand lebt, ist bestens vernetzt, nicht nur auf Facebook, sondern auch ganz real in Nürnberg und Fürth. Und so wird er von vielen Seiten um Rat und Hilfe gebeten.
Hoher Wirkungsgrad
Das Zentrum Aktiver Bürger (ZAB) und das Sozialreferat der Stadt Nürnberg schätzen seine Kompetenzen in Sachen Organisation und Datenverarbeitung und fragen gern um Unterstützung bei neuen Projekten an. »Klar könnte ich auch Brötchen schmieren oder Hausaufgabenbetreuung machen. Aber der Wirkungsgrad ist größer, wenn ich das mache, was ich besonders gut kann«, sagt Henrich. Er hat etwa einen ehrenamtlichen Besuchsdienst für ältere Menschen in der Nachbarschaft im Nürnberger Stadtteil St. Johannis ins Leben gerufen und Ähnliches in Fürth, in einem Kindergarten ein Qualitätsmanagementsystem installiert und die Büroorganisation in einem Mehrgenerationenhaus in Nürnberg-Schweinau übernommen.
Wichtig ist Henrich bei seiner Arbeit nicht nur, dass er seine Fähigkeiten für soziale Zwecke einsetzen kann, sondern auch, immer etwas Neues zu machen. Nach sechs bis neun Monaten sind die meisten seiner Projekte beendet, und schon weit davor kümmert er sich um eine Nachfolgeaufgabe. »Wenn ich etwas mache, gibt es drei Bedingungen: Erstens brauche ich ein Büro, in das ich um acht Uhr morgens kommen kann. Zweitens muss ein PC mit Internetanschluss da sein und drittens um neun Uhr ein Kaffee, sonst läuft der Motor nicht«, sagt er.
Urlaub muss auch sein
Rund 100 Stunden im Monat engagiert sich Henrich ehrenamtlich, derzeit im Freiwilligenzentrum in Fürth und bei der Organisation von Freiwilligenbörse und Freiwilligenmesse für das Nürnberger Sozialreferat. Den Rest Zeit, die nach dem Abschied aus der Arbeitswelt freigeworden ist, widmet der Fürther häufigen Urlauben, seinen vielen Freunden, Frau und Tochter.
Schon als er noch als Angestellter beschäftigt war, arbeitete Henrich jeden Samstag bei der Bahnhofsmission. Das tut er immer noch. »Früher habe ich gar keinen Arbeitslosen gekannt. Heute erlebe ich Menschen, die an einem Wintermorgen in Strümpfen auftauchen und um Brot, einen warmen Tee und ein paar Schuhe bitten«, berichtet er. »Dann sieht man erst, dass es sie wirklich gibt, die Leute, denen es richtig schlecht geht.« Ihnen etwas zurückzugeben von dem glücklichen Umstand, dass ihm selbst die Gesellschaft immer gewogen war, ist seine Motivation.
»Ich könnte auch Golf spielen – aber eben nicht nur«, sagt er. Ein Ruhestand, den er allein seinen Hobbys widmen würde, wäre seine Sache nicht. Dafür ist ihm sein »Zweitberuf« viel zu wichtig geworden. Vielmehr wird er weitermachen, solange er nur interessante Projekte findet, und es einen starken Neun-Uhr-Kaffee gibt.
Alexandra Buba
Foto: Mile Cindric