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Freiwillige fürs Ehrenamt gesucht

Das Beratungsteam von links nach rechts: Hilde Melcher-Heil, Hans-Jörg Nüsslein und Dr. Jörg Tafel mit dem Logbuch. Foto: Mile Cindric
Das Beratungsteam von links nach rechts: Hilde Melcher-Heil, Hans-Jörg Nüsslein und Dr. Jörg Tafel mit dem Logbuch.
Foto: Mile Cindric
Eine 69-Jährige ist an Hüfte und Knie operiert, das Gehen fällt ihr schwer. Eine Shopping-Tour unternehmen? Das geht schon lange nicht mehr. Und die alltäglichen Einkäufe? Die regelmäßigen Arztbesuche? Das ist leichter gesagt als getan.
Die ältere Dame ist ein typischer »Fall« für die seit 2007 bestehende Erlanger »Freiwilligen Initiative für das Ehrenamt«. Ebenso wie die 89-Jährige in der Hugenottenstadt, die erblindet ist und sich nichts sehnlicher wünscht als eine Begleitperson für einen Konzertbesuch.
Die Freiwilligen-Initiative bringt Ehrenamtliche mit den Menschen zusammen, die Hilfe und Unterstützung benötigen – und sie weiß um die Unterstützung durch die Kommunalpolitik. Der Erlanger Oberbürgermeister Siegfried Balleis, der sich seit vielen Jahren für das Ehrenamt stark macht, sagt: »Menschen, die sich für andere einsetzen, machen eine Stadt erst lebenswert. Das ist ein Stück Bürgergesellschaft.«
»Wir wollen die Menschen für das Ehrenamt begeistern«, sagt Jörg Tafel, 75, von der Freiwilligen-Initiative, die im Rathaus gleich neben dem Haupteingang ihren Sitz hat. Und der 71-jährige Hans-Jörg Nüsslin ergänzt: »Bei uns kann man erfahren, was man tun kann und wie.«
Lotsen im Aufgaben-Dickicht
Nüsslin und Tafel haben die Initiative ins Leben gerufen, die beim Bürgermeister- und Presseamt der Stadt Erlangen angesiedelt ist. Sie versteht sich als Informations-, Beratungs- und Vermittlungsstelle und kooperiert mit Kirchen, Wohlfahrtsverbänden oder anderen gemeinnützigen Einrichtungen.
Dreimal in der Woche für je zwei Stunden schieben die insgesamt acht Ehrenamtlichen der Initiative Dienst im Büro: dienstags von 14 bis 16 Uhr und mittwochs und donnerstags jeweils von 10 bis 12 Uhr. Eine von ihnen ist Hilde Melcher-Heil. Von ihr erfahren Besucher oder Anrufer, welche Aufgaben sie übernehmen könnten. Jeden Kontakt, jede Anfrage, jedes Angebot protokolliert sie in einem dicken »Logbuch« und im PC, alle Daten von Interessenten werden vertraulich behandelt. »Ein bisschen Verantwortung für die Allgemeinheit sollte jeder Mensch tragen«, meint Melcher-Heil.
»Es ist auch ein Ansporn zu wissen, wohin man gehen kann, wenn man eine Aufgabe sucht.« Das Angebot ist äußerst vielfältig: Ob als Lesepate in einem Kindergarten, als Helfer in einem Wochenend-Schülercafé oder als Begleitung für einen Spaziergang. Als Physik-Nachhilfelehrer, in der Obdachlosenbetreuung oder bei der Essensausgabe der Bahnhofsmission: »Wer sich ehrenamtlich betätigt, tut für sich selbst etwas. Zufriedenheit ist ein Mittel gegen Einsamkeit«, sagt Melcher-Heil. Habe man sich für ein Projekt entschieden, könne man dennoch jederzeit wiederkommen, um eine anderes zu übernehmen. Über Art und Dauer eines Einsatzes entscheide man selbst.
»Nachwuchs« dringend gesucht
Auf weit mehr als 700 Kontakte und Vermittlungsaktionen im Laufe von fünf Jahren blickt die Freiwilligen-Initiative zurück. »Es ist eine Erfolgsbilanz«, sagt Jörg Tafel. »Wir konnten fast 170 Leute vermitteln.« Und zwar quer durch die Bevölkerung. So berichtet Hilde Melcher-Heil zum Beispiel von einem jungen Mann, der »in seinem Leben viel Glück hat und als Ehrenamtlicher etwas zurückgeben wollte«.
Dennoch klagt Jörg Tafel über Nachwuchsprobleme: »Nachfolger sind schwer zu bekommen, die bei uns im Team mitarbeiten möchten.« Dabei kann es so einfach sein. Der 86-jährigen Dame, die eine Begleitung für Konzertbesuche gesucht hat, konnte der Wunsch erfüllt werden. Hilde Melcher-Heil hat kurzentschlossen selbst Konzertkarten organisiert und die Sehbehinderte abgeholt. »Die Dame ist total glücklich, dass sie wieder ins Konzert gehen kann.«
Ilona Hörath; Foto: Mile Cindric
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Weitere Auskünfte gibt es im Internet unter www.erfin-erlangen.de
Sprechstunden-Telefon: dienstags und
mittwochs 0 91 31 / 86 16 76,
donnerstags 0 91 31 / 86 16 96.

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