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Glücklicher Jerry an den Chain O’ Lakes

timthumb.phpDear all, “So wie Jerry das macht, so könnte ich mir das Altern vorstellen“, hatte ich zu meiner zweiten Hälfte des Himmels gesagt. Damals, am Camping Platz „Eagle River“ nördliches Wisconsin, gute sechs Autostunden nördlich von Chicago. Hunderte von untereinander verbundene Seen und träge Flüsschen umspülen flache Endmoränenhügel und deren dichte Wälder. Ein Eldorado für Naturbeobachter, Kanuten, Ruhesuchende. Und für Jerry. Jeden Vormittag tuckerte er aus dem Nirgendwo über den stillen See mit seinem überdachten Katamaran bis an die Anlegestelle unseres. Campingplatzes. Da machte er fest, und rief:. „Hey, ihr da, wollt ihr mit mir zum Biberdamm? Vielleicht sehen wir auch das Junge vom Wasseradler? Ich zeige Euch, wo man die dicksten Fische an den Haken kriegt“. Jerry sammelte bevorzugt Kinder und Jugendliche, aber auch deren Eltern ein, bis zu einem Dutzend je Bootstour. Am ersten Tag war ich skeptisch. Doch die Szene wiederholte sich tagtäglich zwei bis drei Mal. Nach zwei Stunden waren sie wieder fröhlich bis aufgekratzt zurück. Der Alte sah urgemütlich aus, unter seiner Baseballmütze mit buschigem Bart über seinem kugelrunden Bauch. „Was kostet die Tour für uns fünf ?“ wollte ich wissen. „Eure Zeit“, gab er zur Antwort. „Nur hier, hier musst Du unterschreiben, dass Du keinerlei Schadensersatzansprüche an mich hast, falls was passiert“ .Langsam glitt das Boot von See zu See; reihum durfte, wer wollte, auch mal das Steuer halten. Ferngläser waren an Bord, eine Kühlbox mit Softdrinks; Angeln mit Köder gab’s auch samt sachkundiger Einführung. Jerry erzählte von Indianern; zeigte hierher und dorthin; sprach leiser und leiser und die lärmende Schar wurde im stiller: Jerry war ein wandelndes Naturlexikon und die fleischgewordene Geduld, selbst mit schreiend ungeschickten Großstadttölpeln aus Milwaukee und Chicago.
Ja, war sahen das Adlerjunge; den Biberdamm, Hirsche, Baumhörnchen, Fische. Die Kühlbox war leer getrunken. „Und wie viel sollen wir zahlen?“ fragte ich nach Rückkehr. Jerry zeigte auf eine oben offene Konservendose. „Tu’ was rein für die Getränke, wenn Du Kleingeld hast. That’s it.“ „Das ist alles?“ „Yeap. Ihr habt den Spaß, meine schöne Heimat zu sehen, und ich habe den viel größeren Spaß, euch meine schöne Heimat zu zeigen. Die Chain O’ Lakes . Behaltet sie in guter Erinnerung. Und mich, wenn du willst“.
Die Campgroundverwalterin erzählte uns, Jerry mache das seit seiner Pensionierung, jeden Sommer, jeden Tag. Er war mal Fernfahrer gewesen und wohne im Sommer an einem der Seen. „No, das ist kein reicher Mann, unser Jerry. Aber ein glücklicher.“

Wir haben ihn und seine Chain O’ Lakes, Eagle River und Rhinelander nicht vergessen. Wir erzählen von Dir, Jerry, hier in Deutschland, immer wieder, seit fast dreißig Jahren. Dem glücklichen Alten auf dem See.
Global Oldie

P.S.祝身體健康, 工作順利, 合家歡樂, 萬事如意
Auflösung folgt im nächsten Blog: Da schlängelt was.

Eine Antwort

  1. Lieber Matthias,
    schöne Geschichte von einem Mann im Rentenalter 🙂
    Melde dich mal, wenn Du neben deinen Aktivitäten Zeit findest.
    Liebe Grüße von der Insel (Fuerteventura)
    Dieter

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