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Fröhlicher “Día de los muertos” (Allerseelen) in Mexiko

Hello all,
Jetzt im November kommen mit den tristen Tagen manchem auch trübe Gedanken. Da lobe ich mir unsere Mexikaner, die lachen selbst über den Tod. Mexikos skurriler Humor tritt besonders im Umfeld des zweitägigen Allerheiligen- und Allerseelenfestes, dem dortigen „Todos los Santos“ und „Día de los Muertos“ zutage. Spätestens am zweiten der Feiertage übernehmen die Jungen diesen Feiertag und verspotten in verwegenen Kostümen den Tod.
Sie zitieren in Zig- Variationen die berühmten Karikaturen von tanzenden Skeletten und Totenköpfen, den „Calaveras de Catrina“ aus dem vorrevolutionären Mexiko, gezeichnet von José Guadalupe Posada. Grinsende Skelette, unter einem breitkrempigen Sombrero. Ursprünglich gedacht als eine böse Allegorie auf das geschundene mexikanische Volk = das Skelett, regiert von einer arroganten Oberschicht = der grinsende Totenschädel mit dem herrschaftlichen Sombrero – vor 100 Jahren, zu Pancho Villas revolutinären Aufbruchszeiten. Diese Figuren wurden, zusammen mit uraltem Todeskult der Mayas, vermengt mit christlichem Vermächtnis der spanischen Conquistadores zu einem bizarren Amalgat aus Frömmigkeit, Ehrfurcht, Hohn und irrwitziger Todesverachtung. Ein lautes, fröhliches (!) Fest, das alle einbindet, die Alten wie die Jungen.

Es beginnt sanft; die Familien besuchen die Gräber der Angehörigen, um dort kleine Gedenkaltäre aufzubauen; Andere stellen Gedenkaltare zu Hause auf einem weißen Tuch auf, mit Bildern und anderen Erinnerungsstücken an die Verstorbenen. Neben diesem besinnlichen Element entfaltet sich draußen auf den Strassen und Plätzen ein wahrer Totentanz mit unzähligen Skeletten und solch anmutenden Kostümen und Masken, Totenschädel aus Plastik, Holz, als Anhänger und Maskottchen, Lampions, Kuchen und Torten. Von wegen Trauer und deprimierte Alte: Diese freche Menge verspottet die Obrigkeit bis hin zur finsteren Autorität von Gevatter Tod, schlüpft in dessen Gewand und erschrickt die finsteren Gedanken selbst zu Tode.

Mich hat diese rotzfreche Art sehr beeindruckt, wie Mexikaner dem Unentrinnbaren die Stirn zu bieten. Mir gefällt der Mut, schon Kindern und Jugendlichen den Tod als die selbstverständliche, andere Seite des Lebens zu präsentieren. Es gibt auch andere Kulturen, die Sterben und Tod in den Alltag integrieren, wie z.B. in hinduistisch geprägten Regionen – aber nirgendwo habe ich einen so allgemein entspannten Umgang mit der Endlichkeit erlebt wie in Mexiko anlässlich des “Día de los muertos”. Lassen Sie sich mal anmuten, z.B. unter:

http://php.terra.com/galeria/turismo/galeria.php?galeria=76577

Sollte Sie heiterer stimmen! In diesem Sinne
Ihr Global Oldie

2 Antworten

  1. Hallo Matthias,
    finde Deine Berichte ausgesprochen interessant und aufschlussreich.Werde weiter am Ball bleiben. Vielen Dank, mach weiter so.
    Klaus

  2. Na ja, was bleibt den Menschen auch übrig, als entspannt zu sein, angesichts der Tatsache, dass nach dem Tod ne ziemlich lange Zeitspanne auf sie wartet, in der sie nicht mal wissen, was so abgeht. Die bayerische Version ist übrigens Hosjana-Singen und Manna konsumieren.

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