In dem in meinem Blog zuvor zitierten Gutachten des Wissenschaftlichen Beirats für Familenfragen beim Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend ist auch davon die Rede, dass Großeltern Enkelkindern helfen können, Zeit- und Familiengeschichte zu verstehen, genauso wie Enkelkinder (gleichsam als „Kulturvermittler“) Großeltern helfen können, in der „Jetzt-Zeit“ anzukommen.
Jetzt habe ich geglaubt, gerade auch als Großmutter im Jetzt, Hier und Heute zu leben und für meine halbwüchsigen Enkelkinder großes Verständnis zu haben, d.h. zu verstehen, dass es für sie durchaus Probleme der Identitätsfindung und in der Bildung von Lebensentwürfen gibt. Dazu zählen nun mal Pubertät, Ablösung vom Elternhaus, die erste Feundin/der erste Freund, Schule und Berufswahl sowie die jugendlichen Bezugsgruppen, also ihr Freundeskreis, in dem sie sich bewegen. Auch über „Jugendkulturen“ (Punks, Grufftis, Skater, Sprayer) fühlte ich mich einigermaßen informiert, ohne dass mein Enkelsohn mir diese besonders erklären mußte.
Zweifel sind mir dann doch gekommen, als ich in der Nürnberger Zeitung einen Artikel über „Hipster“ gelesen habe.
Hipster erkennt man angeblich an einer schwarzen Brille und an einem Stoffbeutel, an engen Jeans und Wuschelhaaren. Mein Enkelsohn, bei dem mir nur ein ziemlicher Rauschebart aufgefallen ist, scheint ein solcher Hipster zu sein – besser: gewesen zu sein. Diese Bewegung sei wieder out und die Erkennungszeichen schwarze Brille und Stoffbeutel sind ja auch nicht besonders originell, um sich von anderen zu unterscheiden. Und um „hip“ zu sein, nämlich zu wissen, wo was los ist, dazu braucht man nicht „Hipster“ zu sein.
Jetzt bin ich unsicher, ob nicht vielleicht sogar ich mit schwarzer Brille und Stoffbeutel ein Hipster gewesen bin?