Mein Enkelsohn geht in die 3. Klasse der Grundschule gleich hier in unserer Nähe, wo auch Kinder verschiedenster Nationen zu Hause sind. Als er noch in den Kindergarten in unserem Wohnviertel ging, war er seiner bunt gemischten Kindergruppe gegenüber absolut offen, ohne irgendeine „Fremdelei“, interessiert an den wahrgenommenen Unterschieden. Wir haben uns gemeinsam den Globus angeschaut und lauter Fähnchen bei den Ländern angesteckt, wo seine Freudinnen und Freunde aus der Kindergartengruppe alle herkommen. Wir haben mit ihm darüber gesprochen, dass es vielen Familien in ihren Heimatländern gar nicht gut geht und dass sie bei uns besser und in Sicherheit leben können. Mit fünf Jahren hat unser Enkelsohn darin gar keine Probleme gesehen und sich jeden Tag auf seine Kindergartengruppe gefreut.
Jetzt in der Grundschule scheinen sich seine Einstellungen zu verändern. Plötzlich sind seine Klassenkameraden, also die aus Migrantenfamilien, keine Freunde mehr, sie seien „anders“ und sie hätten ihre eigenen Cliquen, sagt er, eigentlich sind sie ihm fremd, er mag sie einfach nicht – auch die Mädchen nicht, auch die nicht, mit denen er zuvor in der Kindergartengruppe zusammen war. Wir machen uns darüber unsere Gedanken, können uns aber nicht erklären, warum sich seine Einstellungen vom Kindergarten zur Schule so gewandelt haben?
Eine Antwort
wenn man da eine gute Antwort hätte, wäre die Welt um einiges leichter zu ertragen. Sind es die kulturellen Untershciede, die deutlicher werden mit den Jahren und sich in ‚anderem‘ Verhalten niederschalgen? Sind es die Eltern, die ihre Kinder anders erziehen, als es bei uns normalerweise üblich ist? Oder verspüren die Migrantenkinder jetzt deutlicher die latente Abneigung in unserer Gesellschaft (und wohl nicht nur in unserer), ihnen gegenüber und verhalten sich dadurch anders? Viele Fragen gäbe es noch, wer weiß gute Antworten?