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Keine Angst vorm Online-Banking

Helmut Wich vom Computerclub Nürnberg 50 plus (li.) erklärt einem Kursteilnehmer, worauf er beim Online-Banking achten muss.

Bankgeschäfte online erledigen, einen Behördentermin digital buchen oder im Netz einkaufen – für viele Menschen ist das längst Alltag. Doch 38 Prozent der Bevölkerung haben Hemmungen, solche digitalen Angebote zu nutzen. Besonders ausgeprägt ist die Zurückhaltung bei Älteren: Fast jeder Zweite über 65 Jahre fühlt sich unwohl im Umgang mit digitalen Anwendungen, ergab eine vom Branchenverband Bitkom veröffentlichte, repräsentative Umfrage. Mit Blick auf Online-Banking wollten wir genauer wissen, welche Bedenken bestehen und wie berechtigt sie sind. Wir haben darüber mit Vertretern der Nürnberger Sparkasse und des auf solche Fragen spezialisierten Computer Club Nürnberg 50 plus gesprochen.

»Online-Banking ist eine schöne Geschichte«, sagt Thomas Tretter, Spezialist für Vertriebskanäle der Sparkasse Nürnberg. »Sie können es in aller Ruhe einrichten und sich über die Sicherheit schlau machen, also zum Beispiel mit kleinen Beträgen anfangen und erst mal schauen, wie es läuft.« 

Falsche Abbuchungen oder Überweisungen, Betrugsversuche, die man nicht sofort durchschaut, keine regelmäßig ausgedruckten Kontoauszüge mehr, kaum noch persönliche Kontakte zu den Bank-Mitarbeitern, dazu Unsicherheiten im Umgang mit Passwörtern und PINs, die im wahrsten Wortsinn teuer zu stehen kommen können, und vor allem die Sorge um den Datenschutz – das sind Vorbehalte, die Mitarbeitende bei der Sparkasse in Beratungsgesprächen oft zu hören bekommen. »Ich frage dann, ob die Betreffenden ein Smartphone haben und darauf WhatsApp für ihre sozialen Kontakte nutzen«, sagt Tretter. Die meisten bejaen das, aber eine App für Online-Banking wollen sie nicht. Dabei bestehe hier, auch im Interesse der Banken und Sparkassen, die höchste Sicherheitsstufe. 

Sofortige Bestätigung

Zum Beispiel erhalten Nutzerinnen und Nutzer bei einer elektronischen Überweisung immer sofort auf dem Display von Smartphone oder Computer die Bestätigung, dass der Betrag abgebucht wurde. Tretter: »In der Filiale gibt es manchmal einen Stempel, dieser hat aber keine rechtliche Aussagekraft darüber, ob die Überweisung tatsächlich ausgeführt werden kann.« 

Über Online-Betrügereien kursieren viele Horrorgeschichten. Oft liegt das laut Tretter an der ausgeklügelten Masche der Betrüger, die die Betroffenen zur Mithilfe überreden. Doch Tretter versucht zu beruhigen: Man könne bei einem Verdacht auf Betrug sofort den Online-Banking-Zugang sperren. Eine Hotline bietet rund um die Uhr Hilfe an.

Dennoch füllen viele Ältere lieber ein Überweisungsformular handschriftlich aus. Oder in der Geschäftsstelle am Terminal – wenn es so etwas überhaupt noch gibt. »Ich steige erst auf online um, wenn ich nicht mehr in die Sparkasse kommen kann«, sei häufig zu hören, sagt Tretter. Die Erfahrung zeige aber: Wer nicht umstelle, solange er oder sie rüstig sei, täte es auch nicht, wenn die Einschränkungen zunehmen. Und dann werde man erst recht abhängig – von anderen, die einem helfen müssen.

Wie man ein Konto anlegt, mit Passwörtern und PINs sicher umgeht, – darüber beraten die Sparkassen und Banken ihre Kundinnen und Kunden. Das tut auch der Nürnberger Verein CCN50plus, der dabei oft mit Geldinstituten zusammenarbeitet, diese aber zugleich kritisiert: Der analoge Service gerade für Seniorinnen und Senioren werde immer mehr zurückgefahren, sagt Helmut Wich, einer der CCN-Tutoren, die ehrenamtlich ältere Menschen in die Welt der digitalen Medien einführen. Es gebe zwar noch das Telefon-Banking, bei dem man sich mit einem Code bei der Bank anmelden und identifizieren kann, damit ein Berater Geld überweist, aber auch das sei nicht unproblematisch und werde abgebaut. Also nimmt der Druck zu, auf Online-Banking umzusteigen. Der Bedarf, ältere Menschen dafür fit zu machen, sei groß. Wich nennt ein paar Zahlen: Ein Viertel der Nürnberger Bevölkerung sei über 60, ein großer Teil davon über 65, der Altersdurchschnitt der Kursteilnehmer liege bei 77 Jahren.

Einfach und sicher

Eigentlich, betont Wich, höre sich digitales Banking kompliziert an, es sei aber einfach und sicher, »im Prinzip wie online einkaufen«. Man braucht ein Girokonto und muss einen Zusatzvertrag unterschreiben. Dann kann man sich über einen Registrierungscode fürs Online-Banking anmelden und mit Anmeldenamen und Banking-PIN einen Zugang zum eigenen Konto herstellen. Als zusätzliche Sicherung ist eine weitere App zur Authentifizierung nötig. Dafür hat der CCN den gleichen Tipp wie die Sparkasse: »Wir schlagen unseren Kursteilnehmern vor, mit zwei Geräten zu arbeiten, also neben dem Smartphone noch mit dem Laptop. Letzterer muss nicht groß sein, er ist aber in jedem Fall übersichtlicher als ein Handy-Display.« Also: Anmeldung zum Konto auf dem Laptop, die Authentifizierung per App auf dem Handy. 

Im Prinzip, so Wich, könnte man auch beide Apps aufs Smartphone laden, aber da müsse man beim Einloggen immer auf dem Handy hin und her wischen, und das sei vor allem für Ältere sehr unübersichtlich und schwer zu handhaben. Es sei einfacher, auf beiden Geräten gleichzeitig zu arbeiten und jeweils die Eingaben zu bestätigen. Außerdem lassen sich auf dem größeren Bildschirm Zahlen und Kontobewegungen viel besser ablesen. Bei der Einrichtung hilft die Bank oder Sparkasse, betont der CCN-Tutor. Für ganz entscheidend hält er, dass man Anmelden, Überweisen und Einsicht in den Kontostand mehrfach übt – am besten ganz ohne Risiko, wie es beim Computerclub möglich ist. 

Immer auf dem neuesten Sicherheitsstand sein

Und da ist noch die große Sorge um den Datenschutz. Wich betont, die Verbindung zwischen Laptop (oder Handy) und Bank sei eine exklusive Leitung, die niemand einsehen könne. Das größte Risiko gehe nicht vom Gerät aus, sondern von »denjenigen, die davorsitzen«. Nutzerinnen und Nutzer müssten dafür sorgen, dass Handy und Laptop oder PC immer auf dem neuesten Sicherheitsstand sind, also jedes Update auch geladen wurde – bei der Umstellung von Windows 10 auf Windows 11 war das vor Kurzem bekanntlich problematisch. Außerdem sollen Passwörter komplex gestaltet werden und möglichst aus acht bis zwölf Zeichen bestehen. Man sollte sie notieren und/oder verschlüsselt speichern. 

Gegen Passwort- und Datenklau gibt der CCN einen weiteren Tipp: Banken und Sparkassen schicken keine Mails mit der Aufforderung, Daten, Passwörter oder andere vertrauliche Daten zu bestätigen. Das machen nur Betrüger. Geldinstitute stellen alle relevanten Informationen in ein Postfach, auf das nur der jeweilige Nutzer mittels Authentifizierung Zugriff hat. 

Text: Herbert Fuehr
Foto: Michael Matejka

Information

Über Einrichtung und Handhabung von Online-Banking informieren Banken und Sparkassen im Beratergespräch oder zumeist auch mit schriftlichen Anleitungen, die in den Geschäftsstellen ausliegen. Mitarbeitende kommen auch zu Gesprächen und Online-Workshops, zu denen Seniorennetzwerke, Seniorenbeiräte oder karitative Einrichtungen einladen. Näheres ist auf deren Seiten zu finden.

Der ComputerClub Nürnberg 50plus ist ein eingetragener Verein, dessen erfahrene ehrenamtliche Tutorinnen und Tutoren in den eigenen Schulungsräumen am Hans-Sachs-Platz Kleingruppen mit höchstens acht Personen beim Einstieg und der Nutzung der digitalen Medien helfen. Wer Mitglied wird (einmalige Aufnahmegebühr: 10 Euro), kann noch von weiteren Angeboten profitieren. Der Mitgliedsbeitrag beläuft sich auf 36 Euro pro Jahr, für Familienangehörige und Lebenspartner 12 Euro. 

Adresse: Spitalgasse 22, 90403 Nürnberg
Internet: www.ccn50plus.de
E-Mail: info@ccn50plus.de

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