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Ihr persönliche Lotse durch das Internet

Ihr Smartphone hat Erna Meier von einer Freundin geschenkt bekommen. »Lange dachte ich, ich brauche keines«, sagt die aktive Frau, die eigentlich anders heißt. Dann packte sie doch die Neugier und »ich wollte wissen, was man damit alles machen kann – außer telefonieren«.

Erna Meier reist gern. Mit ihren 79 Jahren ist sie noch fit, fährt mit dem Zug nach Passau, zum Wellnessen nach Österreich oder besucht Freunde in Oberbayern. Dank ihres Smartphones kann sie jetzt ihre Trips selbst buchen und muss dafür nicht länger an einem Fahrkartenschalter anstehen oder auf einen freien Kundenberater bei einer Telefon-Hotline warten.

Doch bis sie herausgefunden hatte, welche Apps sie für ihre Ausflüge nutzen kann und wie sie das findet, wonach sie sucht, das hat etwas gedauert. »Alleine hätte ich das wohl nicht geschafft. Ich war froh, dass mir eine Freundin geholfen hat. Und die hatte ihr Wissen aus dem Digitalcafé«, erzählt Meier. »Ich will anderen Mut machen, sich mit dem Thema zu befassen. Man muss sich einfach trauen und um Rat fragen.«

Ehrenamtlich als Digitallotse unterwegs

Über das Projekt »Wege in die Digitale Welt für Ältere« des Seniorenamtes der Stadt Nürnberg erhalten Senioren seit 2021 tatkräftige Unterstützung, wenn sie nicht wissen, wie sie ein Smartphone oder ein Tablet bedienen sollen. »Viele wollen wissen, wie man die Bahn-App nutzt, dem Enkel eine Nachricht schreibt, das Navi einstellt oder Bilder verschickt«, zählt Peter Saam auf. Der 65-Jährige ist selbst bereits in Rente und ehrenamtlich als Digitallotse unterwegs.

Digitallotsinnen und -lotsen stehen den Teilnehmern zur Seite. Mitbringen müssen sie Zeit, Geduld und die Freude, ihr Wissen zu teilen. »Ich erkläre zunächst grundlegende Funktionen – wie schalte ich das Gerät an, wie schalte ich es wieder aus und welche Apps braucht man unbedingt«, erklärt Saam. Der Austausch findet oft im Digitalcafé in den Räumen der Fürst Gruppe in Ziegelstein oder im Digitalcafé im Treff Bleiweiß statt.

Das Gebäudereinigungsunternehmen Fürst hat gemeinsam mit dem Seniorenamt das Projekt »Wege in die digitale Welt für Ältere« entwickelt und unterstützt es finanziell. »Oft fehlt im Umfeld der Älteren jemand, der ihnen die Bedienung eines Gerätes ruhig und geduldig erklärt«, sagt Stefanie Hemmer, Referentin für die Corporate Social Responsibility (übersetzt bedeutet das so viel wie die gesellschaftliche Unternehmensverantwortung) bei Fürst. Hemmer ist selbst Digitallotsin und empfindet ihr Ehrenamt als echte Bereicherung. Kürzlich betreute sie eine Frau, die wissen wollte, wie man einen Video-Anruf tätigt. Die 91-Jährige schaffte es – mit Hemmers Hilfe – ihren 70-jährigen Neffen anzurufen, den sie nach langer Zeit dank des Smartphones wieder sehen konnte.

Viele schöne Rückmeldungen

Hemmer und Saam sind zwei von insgesamt 54 Digitallotsen; hinzu kommen acht Azubis der Firma Fürst. »Es gibt viele schöne Geschichten und Rückmeldungen«, freut sich Hemmer. Nicht nur ihr, auch den Azubis mache der Einsatz viel Spaß.

Häufig bringen Senioren die abgelegten Smartphones ihrer Kinder oder ihrer Enkel zu den Treffen mit. Bei Bedarf stehen Leihgeräte zur Verfügung, die später auch gekauft werden können.

Zu Hause können – und sollen – die Teilnehmer das Gelernte in Ruhe üben und wiederholen und bei den Treffs Fragen stellen und ihr Wissen vertiefen. Anne-Katrin Töpfer ist im Fachbereich Quartiersentwicklung und Seniorennetzwerke des Seniorenamts für das Digitalprojekt zuständig. Mit dem Projekt könne man die Menschen aus ihrer Einsamkeit herausholen und ihnen die digitale Welt näherbringen.

Ein Drittel der Älteren hat keinen Zugang zur digitalen Technik

Dass das Projekt wichtig ist, unterstreicht auch eine Studie: Laut einer Befragung der Stadt Nürnberg hat rund ein Drittel der Älteren keinen Zugang zur digitalen Technik. Doch viele würden sich gern mit der Thematik beschäftigen, wissen aber nicht, wie.

Weil die ersten Schritte besonders schwierig sind, gibt es die 1:1-Tandems. »Die sind für diejenigen gedacht, die noch keine Erfahrung mit Smartphone oder Tablet haben«, erklärt Angelika Wurth, Mitarbeiterin bei »Wege in die digitale Welt für Ältere«.

Wenn das Smartphone bereits zum Alltag gehört, dann sind für die Betroffenen die Digitalcafés interessant. Dort können sie sich mit Gleichgesinnten austauschen. Ziel ist es, dass sie sich miteinander vernetzen und ihr Wissen weitergeben.

Text: Melanie Kunze
Foto: Fürst Gruppe

Information

  • Infos zu den Digitallotsen und den Digitalsprechstunden im Seniorennetzwerk unter www.nuernberg.de/internet/seniorenamt
  • Kontakt: 0911/ 231 66 58
  • und per Mail unter digitale.welt.seniorenamt@stadt.nuernberg.de

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