Geschichten über Prominente lesen die meisten Menschen sehr gern. Filmschauspieler, Künstler oder Adelige waren immer schon Stammgäste in den Klatschspalten. Neuerdings kommen junge Männer und Frauen dazu, die vor allem im Internet bekannt sind. Die Gesellschaftsberichterstatterin Anette Röckl plaudert aus dem Nähkästchen.
Gesellschaftsreporterin zu werden, war genauso wenig mein Ziel, wie Kolumnen über mein Haustier zu schreiben. Aber das Leben ist wie eine Katze: Es macht, was es will. Dem Job der Klatsch-Kolumnistin begegnete ich erst etwas skeptisch. Aber dann gefiel es mir mehr und mehr, in den »Nürnberger Nachrichten« und vor allem im »Blitzlicht« des »Sonntagsblitzes« über die Prominenz aus Nürnberg und Umgebung zu berichten. Denn sogenannte Promis sind vor allem eines: Menschen. Und grundsätzlich mag ich Menschen. Wer das nicht tut, sollte lieber die Finger von diesem Job lassen.
Als Nach-Nach-Nachfolgerin von Horst Mayer hatte und habe ich zum Teil immer noch mit denselben Nürnberger Prominenten wie er zu tun. Dagmar Wöhrl, Peter Althof oder Pino Fusaro – sie sind die Miele unter den Promis. Sie halten sich lange und funktionieren auch heute noch tadellos. Ab und zu wird vielleicht mal ein Ersatzteil auswechselt, aber das war’s auch schon. Daneben gab und gibt es die großen Stars, die zu unterschiedlichen Anlässen nach Nürnberg kommen. Auch hier traf ich die Klassiker, die meine Vorgänger schon in der Mache hatten. Sepp Maier nahm mich mal ein Stück im Auto mit, Jogi Löw antwortete freundlich auf meine laienhaften Fußballfragen, Iris Berben plauderte ungezwungen mit mir. Vor Mario Adorf kniete ich halb, nicht nur aus Demut, sondern vor allem in Ermangelung eines Stuhles. Auch er war sehr nett.
Umstände machen eher C-Promis
Der größte Weltstar, dem ich bisher begegnet bin, ist Terence Hill. Um Werbung für seine neuen Film zu machen, kam er 2018 ins Cinecittà. Ich bat ihn, aus Gag, vor laufender Handykamera »Allmächd« zu sagen. Was er brav tat, nachdem er sich erkundigt hatte, was das bedeutet. Mein Fazit: Alle, die wirklich etwas können, sind nett und freundlich. Souveräne Medienprofis, die meist erstaunlich wenig Umstände machen. Umstände machen eher C-Promis wie die Schwester von Daniela Katzenberger, die einen Termin in einer Nürnberger Diskothek immer weiter nach hinten schob – um dann spät nachts vor ein paar versprengten Zuhörern und mir zu singen. Merke: Je unprominenter, desto mehr Gewese.
Daneben gab und gibt es die Pop-up-Prominenz: Menschen, die wegen der Teilnahme an einer Fernsehshow kurz berühmt waren. Ganz nach dem Spruch von Andy Warhol: »In Zukunft wird jeder 15 Minuten weltberühmt sein.« One-Hit-Wonder, an denen die Öffentlichkeit bald wieder das Interesse verliert. Hunderttausende Fans im Netz Neu dazu gekommen sind in den letzten Jahren: die Social-Media-Promis. Berühmt geworden durch die Plattformen Instagram und vor allem TikTok, dem Medium der Jüngeren. Menschen wie die Nürnbergerin Mirella Precek, die mit witzigen, aber auch kritischen Youtube-Videos bekannt wurde und der auf Instagram rund 680.000 Menschen folgen. Oder der Fürther Carlo Sommer, der auf seinem Instagram-Kanal unterhaltsame, witzige Videoclips dreht. Auch er hat Hundertausende Fans im Netz. Oder Anna Augustin (früher Neubauer) aus dem Nürnberger Land, die auf ihrem Kanal fränkische Sprüche raushaut und dafür jetzt mit dem Bayerischen Jugend-Dialektpreis ausgezeichnet wurde.
Alle, die ein Smartphone haben, können sich in Szene setzen
Berühmt im Internet, pff, was soll das schon sein?, dachte ich vor etwa 15 Jahren, als ich im »Blitzlicht« ein vermeintliches Internet-Sternchen streifte, das Fans in Nürnberg traf. Leicht süffisant vermeldete ich es. Worauf mir die junge Frau schrieb: »Sie haben keine Ahnung.« Sie hatte vollkommen recht. Die Gesellschaft bewegt sich heute zunehmend in den sogenannten Sozialen Medien. Und die heutigen Prominenten sind dort, wo sich die Gesellschaft bewegt. Während man früher in bestimmte Bars oder Lokale ging, um gesehen zu werden, präsentiert man sich heute auf Social Media. Früher wie heute geht es um Aufmerksamkeit. Diese zu erlangen, ist heute zugleich einfacher und schwieriger. Man braucht keine Medienmenschen, um sichtbar zu sein. Alle, die ein Smartphone haben, können sich selbst in Szene setzen und vielleicht Reichweite erreichen, die Währung der Gegenwart.
Allerdings ist die Konkurrenz heute größer, nämlich weltweit. Und die Aufmerksamkeitsspanne der Menschen kürzer. Es prasseln so viele Informationen auf uns ein. Was will der jetzt noch? Weiterklicken, nächster. Auch die klassischen Promis wie Dagmar Wöhrl, Peter Althof oder auch Fernsehkoch Alexander Herrmann sind selbstverständlich auf Instagram und Facebook (für die Älteren) vertreten. Eines ist aber interessant: Egal ob YouTube-Star oder Instagram-Queen, eine Frage höre ich oft, wenn ich über sie berichte: »Kommt das dann auch in die Zeitung?« Print hat immer noch ein – anderes – Gewicht. PS: Traum und Albtraum als Interviewpartnerin ist für mich natürlich: Gianna Nannini. Ich würde mich unheimlich freuen – und dann in Ohnmacht fallen. Es wäre ein sehr kurzes Interview. Auch sie ist natürlich auf Social-Media präsent. Mit jugendlichen 70 Jährchen.
Text: Anette Röckl
Foto: Max Blaumeiser