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Depp im Web: Zurück in die Zukunft

Ich bin nur von Deppen umgeben«, klagte neulich jemand, worauf ich zustimmend nickte. Dabei müsste ich mich eigentlich wohlfühlen unter meinesgleichen. Aber selbst als Depp liebt man stabile Strukturen. Denn wenn nicht mal das Neuland mehr Neuland ist, dann wird es schwierig. 

Im Augenblick ist das mehr so ein Kenn-ich-doch-alles-schon-Land.

Da kommt zum Beispiel der Facebook-Chef mit Metaverse ums Eck, und es stellt sich raus, dass das nur ein Aufguss von SecondLife ist, wo ich seit 15 Jahren noch einen Avatar herumstehen habe. Und dann ist da noch der Tesla-Chef, der nun doch Twitter gekauft hat und mich zwingt, längst vergessene Plattformen aufzusuchen. LinkedIn oder Xing zum Beispiel. Oder auch Mastodon, wo ich mich neulich, wie viele andere frustrierte Twitterer, angemeldet hatte, mir aber prompt jemand mitteilte, ich sei schon längst Mitglied in dem Verein.

Zu Instagram kehrte ich ebenfalls zurück. Immerhin wusste ich noch mein Passwort. Sogar per Browser kam ich rein. Dass das inzwischen geht, ist mir völlig entgangen. Dabei bin ich mit diesem Fotoalbum nie warm geworden, fand mich bei jenen Ikonoklasten wieder, die Sätze liken wie: »Ein Wort sagt mehr als tausend Fotos.« Nun muss ich also plötzlich mit diversen Filtern aufgepeppte Alibibilder posten, um wenigstens ein paar persönliche Worte unters Volk zu bringen.

Als Ausgleich zu dieser aufgehübschten Hochglanzwelt habe ich mir die BeReal-App runtergeladen. Da sollen die ungeschminkten Gesichter und das eher banale Leben der Nutzer gezeigt werden. Jeden Tag bekommt man zu einem zufälligen Zeitpunkt die Aufforderung, in den nächsten zwei Minuten ein aktuelles Bild von sich und seiner Umgebung zu posten. Ich war gerade auf dem Weg zum Klo und musste dringend. Glück im Unglück: Außer mir nutzt niemand aus meinem Bekanntenkreis BeReal, also konnte auch niemand meine verzerrten Gesichtszüge sehen. 

Peter Viebig

Eine Antwort

  1. Hallo,
    wahrscheinlich bin ich (80) so ein Depp im Web!
    Wenn diese Nachricht Herrn Peter Viebig erreicht, den ich am liebsten per E-Mail oder
    Telefon erreichen wollte, dann möchte ich gerne zu dem letzten Beitrag eine für mich verständliche Erklärung zu der “englischen” Übersetzung erhalten.
    Evtl. sogar per Telefon: 0911-644329
    Herzlicher Gruss
    Marlene Röder

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