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Alte Knacker

Hello All,

sind Begriffe wie „alter Knacker“ oder „alter Sack“ noch witzig oder schon eine veritable Beleidigung für uns Senioren? Respektlos sind beide. Was an der schwärenden Wunde rührt: Altern tut nicht nur physisch weh, sondern auch sozial. Beim „alten Sack“ stelle ich mir einen in sich zusammengesunkenen, leeren Kohlesack in einer Kellerecke vor: das triste Bild von Wertlosigkeit und Verachtung schlechthin. Der alte Sack zielt primär auf das faltige Erscheinungsbild; der alte Knacker auf akustische Zusatzleistungen der Gelenke. Dabei kommen wir im deutschsprachigen Raum noch glimpflich davon. Orientieren sich doch Englischsprachige an anderen hörbaren Signale ihrer Alten und bezeichnen sie bisweilen als „old fart“ (alten Furz/er).  Weniger drastisch, aber ähnlich verächtlich klingt der „old geezer“ (alter Kauz).

Problematisch sind die zwei deutschsprachigen Zweitbezeichnungen für Senioren auch deshalb, weil sie sich partout dem Gendern widersetzen. Hat jemand schon einmal was von einer „alten Knackerin“ oder „alten Säckin“ gehört oder gelesen? Umgekehrt will sich die „alte Schachtel“ nicht vermännlichen lassen. Denn beim maskulinen Pendant  „alten Karton“ versteht keiner, worum es geht: Alter Herr mit Schrullen.

Dennoch, der „alte Knacker“ hat positives Potential jenseits düsterer Assoziationen, dank des vielschichtigen Adjektivs zum Knacken: „knackig“. Da wäre zunächst die harte Nuss, die nicht jeder knacken kann; die hat Charakter und Widerstandskraft. Knack: das Knäckebrot ist zwar spröde, aber auch lange haltbar und gesund. Brüh- und andere Würste wie Thüringer Bauernknackwurst, Regensburger Knacker oder solche unter dem Markennamen Knacki suggerieren prallen Gehalt und stramme Energie. Knackiges Obst und Gemüse bürgen für Frische und Qualität. Kurz und knackig, richtig zackig: pure Vitalität!

Vor diesem Hintergrund rehabilitiere ich die derespektierliche Zuordnung des „alten Knackers“, unter der Maßgabe einer geringfügigen, eher grammatikalischen Richtigstellung zum  „knackiger Alter“.  Diese Bezeichnung ließe sich zudem auch gendern; wer traut sich?

Euer Global Oldie

Nachtrag: Welken Salat kann man zum knackigen Salat auffrischen, indem man ihn 5 – 10 Minuten lang in lauwarmes Wasser legt.  Evidenz gestützte Studien mit diesem vielversprechenden Verfahren auch bei alten Knackern laufen derzeit in abgekühlten öffentlichen Schwimmbädern. Ergebnis offen.

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