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Was tun bei Rückenschmerzen

PD Dr. Uwe Vieweg weiß Rat, wenn der Rücken schmerzt. Foto: Uwe Niklas/Rummelsberger Kliniken

Wer sich einmal näher mit der menschlichen Wirbelsäule befasst, der kann über das anatomische Wunderwerk, das uns durchs Leben trägt, nur staunen. »Die Wirbelsäule steht im Zentrum unseres Körpers, sie hält den Kopf gerade und trägt einen Großteil unseres Gewichts. Sie ermöglicht, dass wir aufrecht stehen und gehen können. Sie sorgt für Stabilität ebenso wie für Beweglichkeit«, erläutert Privatdozent Dr. Uwe Vieweg, Chefarzt der Klinik für chirurgische und konservative Wirbelsäulentherapie am Krankenhaus Rummelsberg.

Die Wirbelsäule besteht aus stabilen Elementen wie den Wirbelkörpern, aber auch aus flexiblen Bausteinen wie Bandscheiben und Wirbelgelenken – zusammen mit Bändern, Sehnen, Muskeln, Nerven und Kapseln bilden sie eine sehr komplexe Konstruktion, die optisch auch noch in Doppel-S-Form daher kommt. Kein Wunder also, dass sehr viele Menschen im Lauf ihres Lebens Probleme mit dem Rücken bekommen. Mal zwickt es nur kurzzeitig im Kreuz, mal leiden Betroffene langanhaltend unter Schmerzen oder Bewegungseinschränkungen.

Hexenschuss, Ischias, Spinalkanalstenose, Bandscheibenvorfall, Wirbelgleiten, Osteoporose, Wirbelbrüche, Gelenkverschleiß durch Arthrose, eine entzündlich-rheumatische Erkrankung wie Morbus Bechterew, Tumoren oder im Wachstumsalter bei Kindern eine Wirbelsäulenverkrümmung (Skoliose) – die Krankheitsbilder sind vielfältig. Wichtig ist für Chefarzt Vieweg deshalb vor allem eines: »Jeder einzelne Patient braucht eine ganz individuelle, leitliniengerechte Versorgung, die auch seine Vorerkrankungen miteinbezieht. Und das heißt vor allem, den Menschen als Ganzes zu sehen und sich um Körper und Psyche zu kümmern. Viele Patienten haben zusätzlich zu den organischen Beschwerden auch psychosoziale Probleme. Das macht die Therapie nicht einfach.« Schlechte Ernährung, zu wenig Bewegung, Übergewicht, Rauchen – gerade in Industrienationen spielen solche Faktoren eine große Rolle bei Rückenproblemen. »Nicht zu vergessen ist aber der Dauerstress, der bei Wirbelsäulenerkrankungen zu Schmerzverarbeitungsstörungen führen kann«, gibt Vieweg zu bedenken.

Oft liegt es an der Bandscheibe

Bei den degenerativen Wirbelsäulenerkrankungen spielen die Bandscheiben eine große Rolle. Zwei benachbarte Wirbelkörper sind jeweils mit einer Bandscheibe verbunden. Die Bandscheiben wirken wie ein Puffer oder Stoßdämpfer zwischen den Wirbeln und sorgen für die Beweglichkeit der Wirbelsäule. »Die Bandscheiben werden nicht durch Gefäße mit Nährstoffen versorgt. Stattdessen sickern nachts Flüssigkeit und Nährstoffe über die gut durchbluteten Wirbelkörper in die Bandscheiben,« erläutert Vieweg.

Morgens sind die Puffer dann gut aufgefüllt, werden aber im Lauf des Tages durch den Stoffwechsel wieder ausgepresst wie ein nasser Schwamm. Vieweg: »Dieses ständige An- und Abschwellen, aber auch die Dauerbelastung durch die unterschiedlichen Bewegungen hält die beste Bandscheibe nicht aus. Nach und nach lässt die Elastizität nach, es kommt zu Einrissen im Bandscheiben-Ring, was über viele Jahre hinweg schließlich zu Veränderungen der Wirbelgelenke führt.« Die Folgen können eine Spinalkanalstenose, ein Bandscheibenvorfall, eine Verkrümmung der Wirbelsäule und – weil Nerven gereizt werden – Schmerzen unterschiedlicher Intensität oder auch neurologische Ausfälle sein.

Nachsorge in Wohnortnähe ist sinnvoll

Ein Schwerpunkt der Klinik für Wirbelsäulentherapie in Rummelsberg liegt auf der operativen Versorgung. »Wenn es zum Beispiel zu neurologischen Ausfällen beim Patienten gekommen ist, steht eine Operation je nach Befund an. Wir decken hierbei das gesamte Spektrum von minimal-invasiven mikrochirurgischen Engriffen bis hin zur komplexen Wirbelsäulenchirurgie ab«, erläutert der Chefarzt. Vor allem, wer vor einem größeren Eingriff steht, der sollte sich in einem Wirbelsäulenzentrum vorstellen, rät Vieweg. »Da gibt es mehrere in der Region. Gerade mit Blick auf die Nachsorge macht es Sinn, sich in Wohnortnähe operieren zu lassen.«

Wenn der Patient aber vorrangig unter Schmerzen leidet, ist zunächst eine wenigstens sechswöchige konservative Therapie angezeigt. »Erst wenn die ausgeschöpft ist, diskutieren wir mit dem Patienten über eine OP«, so Vieweg. Da eine ambulante Therapie für manche Betroffene gar nicht so leicht zu bewältigen ist, ermöglicht das Krankenhaus Rummelsberg eine konservative Behandlung auch während eines Klinikaufenthalts. Je nach Dauer stehen dabei zum Beispiel eine sogenannte Infiltration (dabei spritzt der Arzt unter örtlicher Betäubung ein schmerzstillendes und entzündungshemmendes Medikamentengemisch in den betroffenen Bereich), Physiotherapie, psychologische Betreuung, eine Optimierung der Medikamente, Ernährungsberatung oder Entspannungsverfahren auf dem Therapieplan. Auch eine zehntägige multimodale, interdisziplinäre Schmerztherapie wird angeboten, die ausschließlich auf die Schmerzbewältigung und die psychischen Ursachen von Schmerzen abzielt.

Bewegung ist die beste Vorsorge

Kann man seiner Wirbelsäule vorbeugend etwas Gutes tun? Die meisten denken erst daran, wenn der Rücken schon Probleme macht. Eine ausgewogene Ernährung, mehr Sport, kein Übergewicht, der Verzicht aufs Rauchen – wie bei vielen anderen Erkrankungen auch wären dies wichtige Bausteine zur Prävention. Aber wer schon ein paar Jahrzehnte auf dem Buckel hat, der tut sich oft schwer, den Lebensstil nochmals komplett umzukrempeln. »Spazierengehen, Nordic Walking, Schwimmen, Wassergymnastik, Tanzen, Radfahren, auch mit dem E-Bike, all das hilft schon weiter«, macht Vieweg Mut. Auch Psychohygiene ist enorm wichtig: unter Menschen gehen, sich mit Freunden treffen, den Stress minimieren, mehr auf sich achten oder Entspannungstechniken nutzen. Uwe Viewegs »Rezept« für körperliche und seelische Gesundheit klingt sehr sympathisch: »Genussvoll und aktiv am Leben teilnehmen.«

Text: Karin Winkler
Foto: Uwe Niklas

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