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Plädoyer für Schiebetüren

Hello All,

wir haben eine neue Küche und ich neue blaue Flecken. Die Blessuren spendieren mir die weit ausladenden Küchenoberschranktüren; genauer gesagt deren smarten Scharniere. Sie ziehen die Türen sanft von selbst zu, ohne Knall und Klappern. Vorausgesetzt, ich habe diese zuerst energisch genug mit Schulter oder Hand über den Druckpunkt hinaus angeschubst und so auf den rechten Weg gebracht. Setzte ich jedoch zu wenig Kraft ein, federt das Türblatt lautlos zurück in die offene Stellung, konkurriert mit mir um denselben Luftraum und straft mich mit weiteren Schrammen ab. Es sei denn, ich weiche rechtzeitig zurück. Wer dient hier wem?

Überhaupt, ich hadere schon länger mit den in unserem Kulturkreis einseitig angeschlagenen Türblättern, die zuerst für sich Platz beanspruchen, bevor sie mich durchlassen. Sie nötigen mir Schritte vor und zurück ab. Für mich derzeit eine unnötige Übung, für Rollstuhlfahrer oder Gehhilfebedürftige eine Zumutung. Schiebetüren empfinde ich als wesentlich freundlicher. Sie brauchen weder Türklinken noch Platz vor und hinter dem Türrahmen. Sie gleiten seitlich einer Wand entlang oder verschwinden ganz in einem Wandschlitz. In Japan sind seitlich verschiebbare Türen weit verbreitet. Solche Shoji-Türen bestehen aus einem leichten Rahmen, der zwischen Schienen an der Decke und im Boden gleitet. Sie sind je nach Nutzungsort mit lichtdurchlässigem Papier oder anderem Material bespannt. Man kann sie leicht mit einer Hand oder sogar per Fuß verschieben. Raffiniertere Versionen lassen sich mit einer Lichtschranke koppeln, so dass man kontaktlos ein- und austreten kann.

Schiebetüren erlauben wesentlich weitere Türöffnungen, sowohl an einem Stück als auch mittels mehrteiliger Schiebeelemente. In Nordamerika sind Schlafzimmerschränke üblicherweise fest eingebaut und haben ebenfalls platzsparende Schiebetüren. Als Nutzer steht man direkt vor dem Türelement und in Griffreichweite der Regale oder Hänger, ohne Ausweichschritte. Sanftmütig, ohne hinterhältige Attacken auf den Schranknutzer. Hätte ich im Küchenstudio doch mehr meiner interkulturellen Erfahrung zugehört als dem eloquenten Küchenstudioberater. Ich hätte platzsparende Schiebetüren und weniger blaue Flecken.

Ihr Global Oldie

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