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Einsamkeit ist keine Frage des Alters

Grafik: Deutsches Zentrum für Altersfragen

Etwa ein halbes Jahr nach Beginn der Pandemie, im Sommer 2020, untersucht eine Studie die Frage, welche Bevölkerungsgruppen sind einsam?  Das Ergebnis zeigt, dass der Anteil sehr einsamer Menschen im Alter von 46 bis 90 Jahren bei knapp 14 Prozent liegt und damit 1,5-mal höher ist als in den Vorjahren.

Alle Bevölkerungsgruppen sind gleich stark betroffen

Dieses höhere Einsamkeitsempfinden betrifft unterschiedliche Bevölkerungsgruppen etwa gleich stark: Egal, ob Frauen oder Männer, Menschen mit hoher oder niedriger Bildung und egal ob mittleres oder hohes Erwachsenenalter. In der Pandemie sind die Einsamkeitsraten in allen diesen Gruppen in gleichem Maße erhöht. Die Unterschiede in den Einsamkeitsraten sind zwischen allen Altersgruppen zu jeder Erhebungswelle relativ gering. Ältere Menschen haben kein höheres Risiko, einsam zu sein, als jüngere Menschen. Das Ergebnis wurde im Rahmen des Deutschen Alterssurveys erfasst, der die Personengruppe zwischen 46 und 90 Jahren untersucht. Befragt wurden Personen, die zuhause leben. Das Einsamkeitsempfinden war deutlich höher als in den Befragungsjahren 2014 und 2017.

Einsamkeit wird gesellschaftlich oft nicht ernst genommen

Der Anstieg der Einsamkeit während der Pandemie ist bedenklich, denn Einsamkeit kann schwerwiegende Folgen für die mentale und körperliche Gesundheit haben. Und je länger sich Menschen einsam fühlen, umso schwieriger fällt es ihnen, sich aus eigener Kraft aus diesem Zustand zu befreien. Dazu trägt auch bei, dass Einsamkeit als Bedrohung gesellschaftlich oft nicht ernst genommen wird und die Betroffenen sich schämen, darüber zu reden.

Mehr Angebote zur Einsamkeitsbekämpfung?

Die Corona-Pandemie dauert zum jetzigen Zeitpunkt noch an, und es ist nicht ausgeschlossen, dass die Einsamkeitsraten im Verlauf der zweiten Welle noch weiter steigen werden. Deshalb sind Programme, die Einsamkeit bekämpfen, durch die Corona-Krise noch wichtiger geworden. In einem gewissen Sinne bietet die Pandemie sogar eine Chance. Da viele Menschen Einsamkeit am eigenen Körper erfahren haben, hat sich vielleicht sogar die Stigmatisierung einsamer Menschen verringert. Es ist also zu hoffen, dass niedrigschwellige Angebote zur Einsamkeitsbekämpfung im Anschluss an die Pandemie besser verbreitet und dann angenommen werden. Paradoxerweise könnte so die Pandemie bessere Voraussetzungen schaffen, die schwer zugängliche Gruppe einsamer Menschen zu erreichen.

Über die Studie

Der Deutsche Alterssurvey (DEAS) ist eine repräsentative Quer- und Längsschnittbefragung von Personen in der zweiten Lebenshälfte. Im Rahmen der Studie werden seit mehr als zwei Jahrzehnten Menschen auf ihrem Weg ins höhere und hohe Alter regelmäßig befragt. An der schriftlich-postalischen Befragung im Juni und Juli 2020 haben 4.762 Personen im Alter von 46 bis 90 Jahren teilgenommen. Der Deutsche Alterssurvey wird gefördert vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ).

Die ausführlichen Studienergebnisse sind nachzulesen in: Huxhold, O. & Tesch-Römer, C. (2021). Einsamkeit steigt in der Corona-Pandemie bei Menschen im mittleren und hohen Erwachsenenalter gleichermaßen deutlich [DZA Aktuell 04/2021]. Berlin: Deutsches Zentrum für Altersfragen. Das DZA Aktuell ist online verfügbar unter https://ots.de/Aay7jR

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