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Zwei Ehepaare erhalten Nürnberger Stifterpreis

Die klassische Musik ist ihr Thema: Stifterpaar Irmgard Doetsch-Mezger und Claus Doetsch. Foto: Michael Matejka

Stifter wirken häufig im Verborgenen. Von ihren Wohltaten bekommen oft nur die Begünstigten etwas mit, denn die meisten Stifter hängen ihr Tun nicht an die große Glocke. Einmal im Jahr aber sorgt die Stadt Nürnberg für ein bisschen Publicity. Bei der Verleihung des undotierten Nürnberger Stifterpreises geht es darum, Persönlichkeiten zu würdigen, die mit ihrem eingesetzten Kapital, ihrem Wissen und ihrer Zeit Besonderes bewirkt haben. In diesem Jahr werden zwei Stifter-Ehepaare geehrt, die mehr verbindet als das Bedürfnis, Gutes zu tun.

Die Nachricht, dass sie anlässlich des 8. Nürnberger Stiftertages am 6. März im Historischen Rathaussaal mit dem Nürnberger Stifterpreis ausgezeichnet werden sollen, kam für Irmgard Doetsch-Mezger und Claus Doetsch völlig überraschend. »Wie die Jungfrau zum Kinde« seien sie zu dieser Ehrung gekommen, sagt Claus Doetsch. »Aber wir freuen uns über die Anerkennung«. Wer sich für das Thema Stiftungen interessiert, ist übrigens beim Stiftertag willkommen. Am Ende dieses Artikels finden Sie Informationen zur Anmeldung.

Die Eheleute, beide sind 77 Jahre alt, können auf ein erfülltes (Berufs-)Leben zurückblicken. 1975, im Jahr ihrer Hochzeit, erbten sie den elterlichen Betrieb der Ehefrau, ein mittelständisches Unternehmen für Heftsysteme, das Maschinen für industrielle Heftverbindungen herstellt. 30 Jahre lang führten sie gemeinsam die 1920 gegründete Firma an der Saganer Straße in Nürnberg-Langwasser. Weil sie selbst keine Kinder haben und auch sonst niemand den Betrieb hätte übernehmen können, entschlossen sie sich im Jahr 2006 zum Verkauf. Mit dem Erlös gründeten sie ihre Stiftung. »Die Bildung und Erziehung sowie die Kinder- und Jugendhilfe zu fördern und zu entwickeln«, lautet der Stiftungszweck – ein weites Feld.

Zwei Jahre nach der Gründung konnten sie zum ersten Mal Erträge aus ihrem Stiftungskapital ausschütten. Doch wer sollte das Geld bekommen? In der ersten Zeit gaben sie die Mittel an verschiedene Initiativen, noch ohne ein rechtes Konzept zu haben. Doch nach einiger Zeit fanden sie schließlich ihr Thema: die Förderung von Studenten der Nürnberger Musikhochschule. Zwei Studenten erhalten seit 2010 jedes Jahr ein Stipendium, das zur Hälfte aus der Stiftung des Ehepaares Doetsch und zur Hälfte aus Bundesmitteln bestückt wird. Dieses sogenannte Deutschland-Stipendium beläuft sich auf 1800 Euro pro Student im Jahr.

Regelmäßig im Konzert

Die klassische Musik hat es Irmgard und Claus Doetsch ganz besonders angetan. Sie sind im Förderkreis der Nürnberger Symphoniker, besuchen regelmäßig Konzerte und Opernaufführungen und schwärmen von Mubikin, einer Nürnberger Initiative, die Kinder im Kindergarten- und Grundschulalter durch professionelle musikalische Bildung fördert. Diese Initiative unterstützt das Ehepaar aktiv. Ein weiterer Schwerpunkt ihrer Stiftung ist die Unterstützung der Georg-Ledebour-Grund- und Mittelschule in Nürnberg-Langwasser.

Das große Engagement der beiden ist aber nicht der einzige Grund, warum sie heuer den Nürnberger Stifterpreis erhalten. Gewürdigt wird auch, dass es ihnen gelungen ist, andere »anzustiften«. Denn gemeinsam mit ihnen erhält auch das Ehepaar Edda und Gerd Lux aus Solingen die Ehrung. Die beiden aus Nürnberg stammenden Mediziner hatten einst in Erlangen studiert. Mitte der 80er Jahre verschlug es sie aus beruflichen Gründen nach Solingen. »Dennoch sind wir im Herzen Nürnberger geblieben«, sagt Gerd Lux. Mit dem Ehepaar Doetsch sind sie verwandtschaftlich verbunden; mit ihnen unterhielten sie sich verschiedentlich über deren Stiftungsaktivitäten. Schließlich vermittelten Irmgard und Claus Doetsch ein Beratungsbespräch mit den Stiftungsexperten der HypoVereinsbank in Nürnberg.

Engagement für die Altenpflege

Die Beratung war so überzeugend, dass sich Edda und Gerd Lux dazu entschlossen, ihre Stiftung ebenfalls hier anzusiedeln. Im Zentrum ihres Engagements stehen kulturhistorische Objekte. So haben sie unter anderem die Restaurierung des Engelsgrußes in der Nürnberger Lorenzkirche unterstützt. Ein zweiter Schwerpunkt ist die Altenpflege, ein Stiftungszweck, der nicht so häufig verfolgt wird: »Wir haben als Ärzte nicht selten gesehen, wie hoch das Defizit in diesem Bereich ist«, sagt Gerd Lux. »Wir kennen auch Bereiche der physikalischen Therapie und der psychologischen Betreuung, die oft unterrepräsentiert sind.«

Dana Becker, Direktorin Premium Vermögensteam Nürnberg und Region bei der HypoVereinsbank, bestätigt, dass Ältere von Stiftungen wenig beachtet würden. Im Fokus der Stifter stünden eher Tierschutz, Kinder, Kunst und Kultur oder die Krebshilfe. In ihrem Bereich sei die Lux-Stiftung die erste, die sich der Senioren annehmen würde, sagt Becker. Aus den Erträgen der Lux-Stiftung konnten bereits zwei seniorengerechte Fitnessgeräte bezahlt werden.

8. Nürnberger Stiftertag findet am 6. März statt

Beim Stiftertag werden sich die beiden Ehepaare Lux und Doetsch in Historischen Rathaussaal wiedersehen. Zu diesem lokal-regionalen Treffpunkt für Stiftungsinteressierte, für die Stifterszene und für Kooperationspartner von Stiftungen erwartet Uli Glaser von der Stifter-Initiative der Stadt Nürnberg wieder über 200 Besucher.

»Trotz niedriger Verzinsung des Stiftungskapitals ist die Stiftungslandschaft in Deutschland und Nürnberg weiter im Aufwind«, sagt Glaser. Mehr als die Hälfte aller Stiftungen in Nürnberg und in ganz Deutschland sei in den vergangenen 20 Jahren gegründet worden.

Das Schwerpunktthema in diesem Jahr heißt »Bildung.Stiften.«. Dazu gibt es verschiedene Beiträge – aber ebenso zu vielen anderen aktuellen Stiftungsthemen. Zum Programm gehören Gesprächsrunden im Plenum sowie zehn Foren am Nachmittag – unter anderem mit vielen Beispielen geglückter Stiftungsarbeit im Bereich Bildung, zu »Musik öffnet Welten« zum Deutschlandstipendium, zu »Verbrauchsstiftung und Ewigkeitsstiftung«, zu »Nachhaltigkeitszielen der Vereinten Nationen in der Geldanlage« und vieles andere. Zudem gibt es zahlreiche Möglichkeiten zu Austausch und Vertiefung, etwa an den Infotischen in der Ehrenhalle des Rathauses – und beim abschließenden Empfang.

Festlicher Höhepunkt ist jedoch die Verleihung des 7. Nürnberger Stifterpreises an die Ehepaare Doetsch und Lux. Zwei Stipendiaten der Musikhochschule werden das Ereignis musikalisch begleiten, ein ganz persönlicher Wunsch von Irmgard und Claus Doetsch.

Text: Georg Klietz
Foto: Michael Matejka

Informationen und Anmeldung zum Stiftertag 

Hier finden Sie weitere Informationen zur Stifter-Initiative Nürnberg und zum Programm des 8. Nürnberg Stiftertages. Der Eintritt ist frei, um Anmeldung wird auf dem Kontaktformular der Initiative gebeten.

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