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Chefarzt nimmt nichts auf die leichte Schulter

Chefarzt Richard Stangl fährt gerne mit dem Rad in die Klinik. Bei uns beantwortet die wichtigsten Fragen zu Gelenkerkrankungen. Foto: Michael Matejka

Gerade ältere Menschen, aber auch jüngere, sportlich aktive Zeitgenossen erleiden oft Verletzungen an der Schulter oder dem Ellbogen. Wo und welche Hilfe es bei diesen Problemen geben kann, erfragte das Magazin sechs+sechzig bei einem renommierten Fachmann: Prof. Dr. Richard Stangl leitet die Fachabteilung am Krankenhaus Rummelsberg (Sana Kliniken AG). Der Chefarzt ist auf die Behandlung von Verletzungen und Erkrankungen der Schulter und des Ellbogens spezialisiert. In der Klinik kommen moderne OP-Techniken und die Erfahrung eines multidisziplinären Teams zusammen. 

»Uns ist ganz besonders wichtig, dass Patienten schnell wieder in ihren Alltag starten können«, sagt Stangl. »Grundlage unseres Behandlungsplans ist eine ausführliche klinische Untersuchung. Dabei erfassen wir den bisherigen Krankheitsverlauf und die vorliegenden Beschwerden unseres Patienten. Wir machen uns ein klares Bild von den Einschränkungen und Verletzungen, die einen Menschen zu uns führen. Hier sind unsere ganze Erfahrung und Beobachtungsgabe gefragt«, erklärt Stangl, der einer der wenigen zertifizierten Schulter- und Ellbogenchirurgen in Deutschland ist.

Fast 600 Eingriffe an Schulter und Ellbogen – überwiegend höheren Schwierigkeitsgrades – werden am Krankenhaus Rummelsberg jedes Jahr durchgeführt. Richard Stangl gibt Antworten auf die häufigsten Fragen, die Patienten zur Behandlung einer Schulter- oder Ellbogenverletzung stellen: 

Welche sportlichen Hobbies bergen die höchsten Risiken für Schulter und Ellbogen?

In erster Linie sind das Kontaktsportarten wie Kampfsport, Ringen oder Handball. Aber auch Radfahrer, Snowboarder und Tennis-Spieler sind einem höheren Risiko für Schulter- und Ellbogenverletzungen ausgesetzt.

Bei welchem Krankheitsbild ist es ratsam, auf eine Operation zu verzichten?

Häufig werden kleinere Rotatorenmanschettenrisse beschrieben. Hier gilt es kritisch zu hinterfragen, ob diese Einrisse wirklich durch den Sturz ausgelöst wurden und damit Unfallfolge sind oder ob ein bestehender kleiner Einriss nur zufällig entdeckt wird. Dies kann anhand der klinischen Untersuchung und des kernspintomographischen Bildmaterials analysiert werden. 

Kann man den Genesungsprozess beschleunigen?

Die differenzierte Nachbehandlung wird Patienten individuell und erkrankungsspezifisch festgelegt. Eine möglichst exakte Einhaltung des Plans ist der Garant für eine erfolgreiche zeitgerechte Therapie. 

Was versteht man unter Schulterarthroskopie? 

Dahinter verbirgt sich eine Schultergelenkspiegelung. Wörtlich übersetzt ist es ein »Hineinschauen«. Heutzutage geht die Schulterarthroskopie aber über ein pures Hineinschauen weit hinaus. Viele Schulteroperationen, die früher noch über größere Hautschnitte durchgeführt werden mussten, können heute mittels spezieller Instrumente minimal-invasiv erfolgen.

Wie häufig treten altersbedingte Schäden an Schultergelenk und Ellbogen auf?

Altersbedingte Schäden treten relativ häufig auf. Insbesondere im Bereich der Schulter finden sich sehr häufig zum Teil asymptomatische, aber auch symptomatische Einrisse der Rotatorenmanschette und begleitende arthrotische Veränderungen. Am Ellbogengelenk finden sich relativ häufig arthrotische Veränderungen oder auch bandverletzungsbedingte Folgeschäden, die zunächst als Tennisellbogen oder Golfer-Ellbogen fehlgedeutet werden. 

Welche Schritte umfasst eine endoprothetische Versorgung von Arthrosen des Schultergelenkes?

Eine endoprothetische Versorgung bei Arthrosen des Schultergelenkes zielt zunächst darauf ab, die geschädigten Gelenksflächen zu ersetzen. Hierzu stehen sogenannte Kurzschaftprothesen, die ganz wenig Knochenresektion benötigen, zur Verfügung. Wichtig ist dabei, dass die Rotatorenmanschette intakt ist, da die Intaktheit der Manschette zwingende Voraussetzung für eine anatomische Prothese ist. Sollte diese geschädigt sein, stehen Inverse Prothesen zur Verfügung, wo es Kurzschaftprothesen, aber auch Mittel- und Langschaftprothesen gibt. Darüber hinaus ist wichtig zu wissen, dass gewisse Prothesentypen auch in minimal-invasiver Technik ohne Ablösung von Sehnen und Muskeln eingebracht werden können.

Wenn ein Implantat eingesetzt werden muss: Was ist dabei wichtig?

Wenn ein Implantat eingesetzt werden muss, ist eine möglichst exakte Planung meist anhand von Computertomografie-Daten oder kernspintomographischen Daten notwendig. Wir verwenden am Krankenhaus Rummelsberg eine spezielle Planungssoftware, um auch für spezielle Fälle Lösungen zu finden. Insbesondere an der Schulterpfanne (=Glenoid) sind bei Defektzuständen oder anlagebedingten Fehlstellungen spezielle endoprothetische Versorgungen oder biologischer Aufbau mit Knochen zur Verbesserung des Drehzentrums zwingend zu beachten. 

Ist es richtig, dass Implantate inzwischen zum Teil aus dem 3D-Drucker stammen?

Ja, das ist richtig, bei ganz bestimmten Fehlstellungen oder Defektzuständen ist es heutzutage möglich, eine Individualprothese aus dem 3D-Drucker zu fertigen. Dies wird in Einzelfällen auch am Krankenhaus Rummelsberg durchgeführt. Allerdings sind die Kosten für eine derartige Prothese mit etwa 15.000 Euro sehr hoch. 

Was passiert bei einer Luxation?

Bei einer Luxation verlässt der Oberarmkopf die Gelenkspfanne. Da der Oberarmkopf mit Bändern, Sehnen und Kapselstrukturen normalerweise in der korrekten Position gehalten wird, bedeutet das Verlassen dieser Position häufig eine Schädigung des sogenannten Labrums oder auch Abrissen von Rotatorenmanschettenanteilen oder Knocheneinbrüchen am Oberarmkopf oder an der Schulterpfanne. Diese anatomischen Schäden müssen zwingend erfasst werden, um die richtige Therapie abzuleiten. Das Einrenken des ausgerenkten Schultergelenkes muss nicht zwingend in Narkose erfolgen, es gibt auch Techniken in Lokalanästhesie, die ein schmerzarmes Einrenken ermöglichen. Nach dem Einrenken wird ein Schlingenverband in milder Außenrotationsstellung angebracht, um das anatomische Heilen der Kapsel und des Labrums zu ermöglichen. 

Ist das Einsetzen eines Implantats immer eine Möglichkeit oder gibt es auch Schäden an der Schulter, die nicht mehr heilbar sind und muss der Patient das restliche Leben lang unter Schmerzen leiden?

Schmerzen sollten in der Regel gut kontrolliert werden. Allerdings gibt es bestimmt Einzelfälle, die aufgrund von anlagebedingten oder auch psychischen Veränderungen zunächst als chronische Schmerzpatienten auffällig werden. Hier gilt es stets, die genaue Ursache der Schmerzen zu hinterfragen. In Einzelfällen bei zunächst nicht beherrschbarer Situation kann auch über Versteifungsoperationen eine gute Schmerzkontrolle erreicht werden. 

Text: Petra Nossek-Bock; Foto: Michael Matejka

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