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Schüler und Senioren erzählen Stadtgeschichte(n)

Künstler Stephan Schwarzmann erstellt mit Schülern der Ludwig-Erhard-Schule ­Illustrationen zu den Erzählungen älterer Fürther. Foto: Mile Cindric

Was weiß man über die Stadt, in der man geboren ist? Welche Erlebnisse sind mit bestimmten Orten und Plätzen verbunden? Wie blicken junge und ältere Menschen auf ihr Umfeld – und erzählen sie sich gegenseitig davon? Aus diesen Fragen ist ein interessantes Intergenerationen-Projekt namens »Stadtbegegnungen« in Fürth entstanden.

Die Kunst- und Kulturpädagogin Rebecca Suttner von der »kunst galerie fürth« brachte dafür Senioren und Schüler zusammen, ließ sie sich gegenseitig »ihre« Stadt zeigen und die Ergebnisse kreativ umsetzen. Herausgekommen ist ein 30-seitiges Büchlein, das Mitte Juni in Fürth präsentiert wird.

Die Pädagogin Suttner beschäftigte sich im Vorfeld mit Fragen von Identität und Verbundenheit: »Heute gibt es viele Phänomene, die einer Identifikation mit dem eigenen Standort entgegenwirken. Kinder können oft nicht mehr auf die Erfahrungen ihrer Eltern oder Großeltern zurückgreifen, es geht vieles an sozialer Nähe verloren. Doch durch die Begegnung von Jung und Alt kann wieder Verständnis wachsen. Damit erhält das soziale und lokale Umfeld einen neuen Wert.«

Identifikation mit der Heimatstadt

Nach mehreren Aufrufen fanden sich sieben ältere Frauen und Männer, die sich für die Idee begeisterten. Als junge Gesprächspartner standen ihnen 13 Jungen und Mädchen der dritten bis fünften Klassen der Fürther Grund- und Mittelschule Schwabacher Straße unter der Leitung von Lehrerin Renate Haarländer gegenüber. Die Fachstelle für Seniorinnen und Senioren und die Belange von Menschen mit Behinderung (fübs) sowie der Seniorenrat der Stadt Fürth unterstützten die Idee großzügig. Hätte es nicht mehr ältere Teilnehmer gebraucht? Ganz und gar nicht, meint die Initiatorin: »Es war gerade die ideale Zahl, um genügend Freiraum und Zeit für die Schilderung der Geschichten und deren Aufarbeitung zu finden.«

Von September 2017 an trafen sich die Teilnehmer an verschiedenen Orten in Fürth. Dabei wurden Schauplätze ausgesucht, mit denen sich die Beteiligten durch persönliche Eindrücke verbunden fühlen. Vor Ort erzählten sie ihre Erlebnisse, die in einem zweiten Schritt schriftlich festgehalten sowie illustriert wurden. Beispiele: Eine Frau schilderte die Eindrücke einer unvergessenen Fahrt mit dem Riesenrad auf der Fürther Kärwa; ein ehemaliger Gerichtsvollzieher erzählte im Amtsgericht von seiner Tätigkeit; eine ältere Teilnehmerin berichtete von Eindrücken, die sie einst auf dem Weg in den Kindergarten hatte; ein Schüler schilderte die bangen Minuten, die er und seine Familie erlebten, als sie am letzten Öffnungstag im Fürther City Center versehentlich eingesperrt wurden. Das marode Fürther Einkaufszentrum aus den 80er Jahren wurde bekanntlich am 30. November 2017 geschlossen und soll Mitte 2020 – gänzlich runderneuert – wieder seine Pforten öffnen.

Kleine Kunstwerke vertiefen die Erzählung

In einer Schreibwerkstatt im Café Caritasse in Fürth brachten die älteren Teilnehmer unter Anleitung der Seniorenbeauftragten Christiane Schmidt ihre Erlebnisse zu Papier. Anschließend gestalteten die Schülerinnen und Schüler mit Hilfe der Senioren Kunstwerke zu den Erzählungen, die die Besonderheit der Erlebnisse und des Ortes herausstellten. Dabei wurden sie mit unterschiedlichen Techniken vertraut gemacht, es entstanden Zeichnungen, Collagen und Linoldrucke. Die künstlerische Ausarbeitung fand in der »kunst galerie fürth« unter Anleitung eines fachkundigen Mitarbeiters und der Lehrerin statt.

Und das Ergebnis? Ihre Erwartungen seien voll erfüllt worden, sagt die Initiatorin. Es habe intensive Dialoge zwischen den jungen und älteren Teilnehmern gegeben, die mit jedem Zusammentreffen an Intensität zugenommen hätten. So konnten beide Seiten voneinander lernen. Nun freut Suttner sich auf die öffentliche Präsentation des Büchleins mit dem Titel »Stadtbegegnungen. Schüler und Senioren zeigen sich ihre Stadt«, das 14 Erlebnis-Texte sowie Bilder der künstlerischen Arbeiten enthält. Und das ganz bewusst pünktlich im Jahr 2018 veröffentlicht wird, wenn Fürth das Jubiläum 200 Jahre Stadterhebung feiert.

Horst Mayer

 

 

 

 

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