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Schnelle Verbindung zum Enkel

Die Zeiten sind vorbei, in denen Ältere digitale Laien waren und Berührungsängste bei PC und Co zeigten. Spezielle Schulungsangebote rund um die schöne neue Computerwelt benötigen sie dennoch. Das weiß niemand so gut wie der Nürnberger Computerclub CCN 50 plus, der sich seit 15 Jahren als digitale Schule für Ältere engagiert.
Kursteilnehmerinnen und Tutor Ingeborg Vogel (rechts) beim Computerkurs im Computer Club NŸrnberg.
Kursteilnehmerinnen und Tutor Ingeborg Vogel (rechts) beim Computerkurs im Computer Club NŸrnberg.

»Wir versuchen, immer auf dem neuesten Stand zu sein«, sagt Wolfgang Schleemilch, der Vorsitzende des Computerclubs CCN 50 plus. »Es zeichnet diesen Verein aus, dass er sich seit seiner Gründung im Jahr 2000 ständig angepasst hat.« Das bezieht sich nicht nur auf technische Neuerungen im Allgemeinen, sondern insbesondere auch auf die Art und Weise, wie der Verein der älteren Generation die Arbeit am Computer näher bringen will.

Tatsächlich geht es heute beim Verein immer weniger um den klassischen PC, die Grundkurse oder die Palette der Office-Programme. »Unsere Themen haben sich in den vergangenen anderthalb Jahrzehnten verlagert und tun es noch«, sagt Günther Ströber, Vize-Vorsitzender des CCN. Spitzfindigkeiten eines Betriebssystems sind heute nicht mehr gefragt. Auch absolute PC-Neulinge gibt es nicht mehr so viele. Es ist das familiäre Umfeld, das die Interessenlage verändert hat. Die Kinder wollen heute schnell ein Foto via Smartphone aus dem Urlaubsort schicken; die Enkel würden sich gern spontan über WhatsApp zum Kaffee ankündigen. Doch all das, was für die jüngere Generation heute selbstverständlich ist, muss sich die ältere erst mühsam erarbeiten.

Vor allem dann, wenn sie weiter einen engen Kontakt zu Kindern und Enkeln pflegen wollen. Denn häufig leben sie räumlich getrennt, oft in verschiedenen Teilen Deutschlands oder studieren im Ausland. Die moderne Technik erweist sich dann als Segen – sofern man sie beherrscht.

»Die Leute können zwar einen PC bedienen, haben in ihrer Arbeitswelt vielleicht noch mit Windows NT oder XP gearbeitet«, berichtet Ströber. Alles Systeme, die heute nicht mehr aktuell sind. Die Informationstechnologie bringt beständig Neuerungen hervor, damit Schritt zu halten, falle gerade Älteren nicht leicht. Ströber geht noch weiter: »Sobald Sie heute ein Smartphone kaufen, brauchen Sie eine Schulung.« Wohlmeinende Enkel würden vielleicht die eine oder andere Funktion erklären, verstehen würden die Großeltern das aber meist nicht. Das liege daran, dass Jüngere einen grundsätzlich anderen Zugang zur Technik haben und nicht wissen, an welcher Stelle und mit welchen Begriffen sie überhaupt eine Einweisung beginnen könnten.

Dieses Problem hat der CCN frühzeitig erkannt und setzt ihm sein Konzept von »Ältere helfen Älteren« entgegen. Die Tutoren oder Kursleiter sind selbst schon in Rente und im Schnitt etwas über 70 Jahre alt. Die Teilnehmer sind über 50, und niemand muss sich in der Gruppe komisch fühlen, wenn er etwas auf Anhieb nicht versteht.

Doch der Verein kämpft mit Nachwuchsproblemen: »Tatsächlich sind auch unsere 47 Tutoren in die Jahre gekommen, der älteste ist heute über 80«, sagt Helmut Wich, der für das Kursmanagement zuständig ist. Deshalb ist man auf der Suche nach Leuten, die in zehn bis 20 Stunden pro Monat ihr Wissen an andere weitergeben. »Von Vorteil sind dabei nicht nur Fachkenntnisse, sondern auch idealerweise ein pädagogischer Hintergrund oder eine vorangegangene Leitungsfunktion im Beruf«, erläutert Wich.

Ganz im Gegensatz dazu entwickelt sich der Zulauf bei den Vereinsmitgliedern: Zu Jahresbeginn 2016 zählte der CCN 1780 Mitglieder; gestartet war man im Jahr 2000 mit 280 Gründungsmitgliedern. Dabei stieg der Frauenanteil deutlich an. Auch das Angebot, das der CCN seinen Mitgliedern und anderen Interessierten macht, hat sich in den vergangenen anderthalb Jahrzehnten stark weiterentwickelt. So fanden im vergangenen Jahr 258 Kurse und 30 Vorträge statt, die rund 3.200 Teilnehmer besuchten. Besonders gefragt ist derzeit alles, was mit dem Thema Smartphone und Tablet zu tun hat. »Unser begehrtestes Angebot ist ein Kurs zur Grundbedienung des Smartphones in vier Einheiten«, berichtet Vorsitzender Schleemilch.

In Zukunft will der CCN nach den Worten von Schleemilch verstärkt Kurse anbieten, zu denen die Teilnehmer ihre eigenen Geräte mitbringen können. Auch die Arbeit in den Nürnberger Stadtteilen soll ausgebaut werden.

 

Alexandra Buba; Foto: Mile Cindric

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