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Mutter der Nation, wie hast Du Dich verändert

Vor 100 Jahren wurde Inge Meisel geboren. Die sehr beliebte Schauspielerin erwarb sich schon in den 60er Jahren den Ehrentitel “Mutter der Nation”. Es erschien damals notwendig, dem “Vater Staat”, der für seine Bürger sorgte, eine Mutter zur Seite zu stellen. Weil es offenbar keine Person im realen Leben der Bonner Republik gab, die den Titel gerne trug, hat man die Rolle einer Fernsehserie zum Vorwand genommen, diese Funktion zu installieren.
Egal, welche Figur Inge Meisel später verkörperte, ob sie bekannte, dass sie im richtigen Leben gar nicht so brav und fürsorglich war, sie blieb die Übermutter.
Anlässlich des Jahrestages wurde eine Umfrage gestartet, wer denn heute den Titel “Mutter der Nation” verdient hätte. Etwas abgeschlagen landete Angela Merkel auf Platz fünf. Kein Wunder. Sie hat keine Kinder und die Bürger fühlen sich von ihr auch alles andere als bemuttert.
Selbst Ursula von der Leyen musste sich trotz ihrer großen Kinderschar mit Platz zwei begnügen. Denn an der ersten Stelle landete die Tennisspielerin der Herzen: Steffi Graf.
Was mich verwundert, ist die Tatsache, dass es sich 2010 bei den Nominierten überwiegend um reale Mütter handelt. Sollte sich in dieser Tatsache die traurige Wahrheit widerspiegeln, dass es Vater Staat schon lange nicht mehr gibt und deswegen den Ehrentitel von der “Mutter der Nation” auch nicht mehr.
Folgerichtig wurde eine Frau gewählt, der die Nation wohl weniger am Herzen liegt als ihr eigener Nachwuchs.
Eigentlich schade. Vielleicht wäre es an der Zeit die Bezeichnungen “Opa Staat” und “Oma der Nation” ins Leben zu rufen.

3 Antworten

  1. Ich finde, die Vater-Mutter-Kind- Bezeichnungen passen überhaupt nicht auf den Staat und wie sich zeigt, auf die ausgewählten Personen auch nicht. Und, obwohl in unserer Republik immer mehr ältere Menschen leben, sollten wir uns hüten, auch noch eine “Oma der Nation” zum “Opa-Staat” hinzu zu fügen.
    Unser Staat hat ja nicht nur in dieser Zeit so gar nichts Väterliches und die Mutter der Nation lebt nicht einmal hier. Nur mit der Teekanne im Werbefernsehen wird sich wohl kaum ein Wohlgefühl entwickeln lassen. Kann sein, dass diese Bezeichnungen gebraucht werden, damit die “Kinder der Nation” sich behütet und umsorgt fühlen. Dass das aber ein “Irrgefühl” ist, wissen wir schon. Opa und Oma würden diese “Irrgefühle” nur verstärken. Da bleiben wir doch lieber (politische) Realisten.

  2. Wenn “Vater” Staat die “Kinder” der Nation in den Krieg schickt, bleiben den Müttern der Nation nur Trauer und Tränen. Womit in bester Tradition des 19. Jahrhunderts klagestellt wäre, wer welchen Platz im Staat und der Nation einzunehmen hat. Und das ist doch auch heute noch so. Oder?

  3. Kaum ist Steffi Graf als Mutter der Nation gekürt worden, gibt es schon wieder eine neue. Offenbar hat der Titel kein langes Haltbarkeitsdatum. In der öffentlichen Diskussion um den Rücktritt des Bundespräsidenten und mögliche Nachfolgerinnen und Nachfolger wurde die Idealkandidatin als Mutter der Nation von einer großen Tageszeitung schnell ausgemacht: Ursula von der Leyen ist das jetzt, jedenfalls, wenn sie Bundespräsidentin werden würde. Beruhigend, dass wir dann mindestens zwei Mütter der Nation an der Spitze unseres Staates hätten: Ursula und Angela. Mit zwei Müttern der Nation kann doch einfach nichts mehr schief gehen

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