Es wurde einst als »Der große Helfer der Frauen« gerühmt: »Je größer die Belastung Ihrer körperlichen, seelischen und nervlichen Kräfte ist, desto überzeugender wird der Umschwung sein. Ja, Ihre Persönlichkeit wird durch den inneren Wandel erst richtig zum Ausdruck kommen. Vor allem das ewige Auf und Ab Ihrer Tage wird zu Ihrer Überraschung an Gleichmaß gewinnen, und kritische Tage und Jahre werden Ihr Leben nicht mehr belasten.«
Das Wundermittel mit den unglaublichen Kräften hieß »Frauengold« und war in der Nachkriegszeit ein großer Verkaufsschlager. Das »unübertroffene Konstitutions-Tonikum« (so die Werbung) war angeblich speziell auf den weiblichen Organismus abgestimmt. Es sollte bei Depressionen und Überreiztheit helfen, es förderte den Schlaf, machte die Ehefrau verträglicher und war überdies »ein sinnvolles Weihnachtsgeschenk«, die »große Kurflasche« für 22,75 DM.
Jenseits aller Versprechungen verstört heute das Frauenbild, mit dem die Werbung in den 50er und 60er Jahren »Frauengold« anpries. Dem Ehegatten hatte sie zu gefallen, die Mühen des Alltags sollte man ihr weder ansehen noch anmerken, »nicht früh gealtert und verzehrt, nein: mädchenhaft verführerisch und so von Neuem liebenswert« sollte die Frau sein.
Die gute Laune erzeugte das Wundermittel mit den wertvollen Kräuteressenzen vor allem durch seinen Hauptbestandteil: Alkohol. Die großen braunen Flaschen fanden in Apotheken und Drogerien reißenden Absatz. 1963 entlarvte »ein Stuttgarter Professor Dr. Ritter«, wie der Spiegel schrieb, den »aufwendig beworbenen Kräutertrunk« als »glatten Betrug« und kam zu dem Schluss: »Besaufen war billiger.«
Für den Hersteller kam es aber noch schlimmer. 1981 schaute sich das Bundesamt für Gesundheit die Inhaltsstoffe genauer an. Das Präparat enthielt Aristolochiasäuren, eine Substanz, die die Nieren schädigt und das Krebsrisiko erhöht. Am 20. August 1981 wurde der Verkauf von »Frauengold« verboten.
Georg Klietz