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Einfühlsamer Roman: Familie kann vieles sein

Zwei Schwestern, die einander kaum gleichen. Da ist Nora, die ruhige, überlegte 21jährige, und ihre kluge, hübsche Schwester Therese, die sich mit ihren 17 Jahren unbekümmert ins Leben stürzt. Die Beiden befinden sich auf der Überfahrt von Irland in die USA, wo Charlie, Noras Verlobter, sie erwartet. Hier in Boston soll Theresa eine Ausbildung zur Lehrerin beginnen.

Doch es kommt anders. Unaufgeklärt und naiv schlittert Therese in ein kurzes Abenteuer mit einem verheirateten Mann und wird schwanger. Hier ist der Knotenpunkt, von dem aus sich die Stränge der Geschichte verteilen. Die amerikanische Autorin J. Courtney Sullivan schreibt über „All die Jahre“, während derer sich das Leben der Familie entfaltet. Nora, unzugänglich und verschlossen, bricht die Beziehung zu ihrer Schwester ab, widmet sich ganz ihren vier Kindern und Ehemann Charlie, dessen unverbrüchliche Zuneigung sie erst im Laufe der Zeit zu würdigen lernt. Als ihr inzwischen 50jähriger Lieblingssohn Patrick bei einem Autounfall ums Leben kommt, bricht auf, was jahrzehntelang verborgen war. Nora, die ihren Kindern nie erzählt hat, dass sie eine Schwester besitzt, bleibt stumm bis fast zuletzt. John, Bridget und Brian, die überlebenden Geschwister, stehen vor neuen Einsichten und Entscheidungen für ihr Leben.

Die beliebte Autorin Courtney Sullivan, Meisterin eines guten Stils und einer flüssigen Erzähltechnik, hat einen einfühlsamen Familienroman geschrieben. Ihre Personen sind Individuen, überzeugend in ihren Eigenarten erfasst und glaubwürdig in ihrem Verhalten.

J. Courtney Sullivan, „All die Jahre“, Deuticke Verlag, Wien 2018, Gebundene Ausgabe 22,- Euro. Auch als Taschenbuch oder Hörbuch erhältlich.

Brigitte Lemberger

 

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