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“Black is beautiful” oder auch nicht

vignette Hello All, „Ist was in Deiner Familie passiert“? Unsere Freundin stand von Kopf bis Fuß in Schwarz an unserer Haustür. „Oh nö; Schwarz macht doch schlank.“ Erleichterung. Stand ihr gut, keine Frage. Doch ab einem gewissen Alter der schwarz Gekleideten assoziiere ich Ende der Lebensfreude, Trauer und Tod. Wecken in mir Jugenderinnerungen an die alten Damen in Südspanien, die ab Mitte Vierzig fast nur noch schwarz gekleidet zu sehen waren, weil es in den Großfamilien fast immer jemanden ostentativ zu betrauern galt. Sicher, man kann Schwarzes kess schneidern lassen. Z.B. als kleines schwarzes Etuikleid, das sexy macht und den Anlass adelt. Darüber hinaus verleiht Schwarz Autorität, wie man an der Kleiderordnung für Unternehmensberater, Juristen, Pfarrer und andere Wichtigmenschen erkennt. Schwarze Limousinen wirken staatstragend. Die darin schwarz Bekleideten entsteigen besonders würdevoll; wirken distanziert bis abgehoben von dem naiven, bunten Leben um sie herum. Alter und Würde sollten ja prächtig zusammen passen, ebenso wie die Assoziationen mit Macht, Geheimnis und Unendlichkeit. Juweliere und Handtaschenhändler an den Flughafenboutiquen wittern in schwarz vermummten wahhabitischen Damen das nächste große Geschäft.Im taoistischen Yin-Yang steht Schwarz für Yin, das Unergründliche, Weiche und Weibliche. Das mögen die helleren Seiten von Schwarz sein. Doch es hat seine sehr dunklen. Meine Kinder erkannten in den Fernsehwestern die Bösewichte am schwarzen Outfit, noch bevor jene Akteure Hässliches angerichtet hatten. Keiner bleibt gern auf dem schwarzen Peter sitzen. Schwarz war das Rußkreuz, das mir missionarisch beschleunigte Padres auf die Stirn malten, als Zeichen meiner anzustrebenden Reue und Demut. Nosfertu und der Sensemann kommen ebenfalls in Schwarz daher, um Panik zu verbreiten. Die Black Power und Black Panther- Anhänger wollten sich mit dieser Farbsymbolik Respekt verschaffen, auch Furcht einflößen. Wie vermummen sich die aktuellen Schurken der IS- Mörderbanden? In Schwarz, genauso wie die geheimnisvollen Ninja- Killer aus dem alten Japan oder die vor sich hin bombenden Anarchisten im historischen Russland. Dagegen sind unsere schwarz dekorierten Punks und Gothic- Fans in den U-Bahnzonen noch geradezu erfreuliche Gestalten. Schwarzfahrer und Schwarzgeldbesitzer vermiesen das Steueraufkommen und Schwarzseher verderben einem die Laune. Schwarz sind die Grotten, die Tiefsee, die Nacht. Schwarze Löcher drohen gar eines Tages die Welt zu verschlingen. Ich sage Ihnen werte Freunde, Schwarz hat einen äußerst ambivalenten Ruf! Mit wem machen Sie sich gemein, wenn Sie Schwarz anlegen?

Laut Paul Watzlawick kann man nicht nicht- kommunizieren. Farben sind immer eine Aussage; selbst wenn es gar nicht so gemeint ist, lesen Betrachter einen Sinn aus dem Habitus des Gegenübers ab. Schwarz macht nicht nur intendiert schlank, sexy und würdevoll, sondern, wenn’s dumm läuft, auch unnötig alt, konservativ (siehe Wahhabiten) und suspekt.
Kaminkehrer, die Schwarz tragen, ausgenommen. Denn die müssen ja jung und schlank sein, wenn sie auf dem Dach herum klettern oder sich durch Schornsteine zwängen. Was die Frage nach sich zieht wie neulich der Weihnachtsmann in Rot und Rund da durch kam….
😉
Ihr Global Oldie

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