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Labsal für Geist & Seele

Die Broschüre »Unsere Klöster«, herausgegeben von der Metropolregion Nürnberg, stellt fest: »Klöster gehören zu den ersten und wichtigsten Zentren der mittelalterlichen Zivilisation in der Metropolregion Nürnberg.« 18 Klöster gibt es in Bayern heute noch; das Magazin sechs+sechzig empfiehlt in der Vorweihnachtszeit den Besuch des Klosters Plankstetten bei Berching .
Klosterkirche im Benediktinerkloster Plankstetten im Altmühltal. Foto: Cindric
Klosterkirche im Benediktinerkloster Plankstetten im Altmühltal. Foto: Cindric

Berching liegt im Naturpark Altmühltal im Süden des Landkreises Neumarkt. Die Stadt ist ein Kleinod des Mittelalters mit vier Stadttoren und 13 Türmen. Etwas verschlafen zwar, aber schön anzuschauen. Die Perle des Ortes befindet sich aber im außerhalb gelegenen Stadtteil Plankstetten: das Benediktinerkloster, im Jahr 1129 gegründet. Die Anlage dominiert den kleinen Ortsteil mit seinen wuchtigen Mauern auf einer Anhöhe, doch fügt sie sich organisch in die Landschaft oberhalb des Rhein-Main-Donau-Kanals ein. Empfangen werden wir von Frater Andreas Schmidt, dem »Zellar« des Klosters. Er trägt die Kukulle, das schwarze, bodenlange Ordensgewand. Der 46-jährige, ehemalige Bankkaufmann, der aus der Region stammt, ist im Alter von 25 Jahren nach einem Theologiestudium ins Kloster eingetreten. Für ihn war dies »kein Schritt in ein exotisches, abgeschiedenes Leben«, sondern eine Berufung auf seiner Suche nach Gott.

Die Brüder konnten ihn und seine Fähigkeit gut gebrauchen. Denn der Zellar, so gibt uns eine kleine Ausstellung in den Klosterräumen über die Grundsätze des benediktinischen Klosterlebens Auskunft, ist »Verantwortlicher für die wirtschaftlichen Belange eines Klosters«, und das in aller Demut. Deshalb heißt es weiter: »Und kann er einem Bruder nichts geben, dann schenke er ihm wenigstens ein gutes Wort.« Die Vorgabe charakterisiert die Haltung der Mönche sehr gut. Sie berufen sich auf die »Regula Benedicti« des Benedikt von Nursia (480-547), die dieser im von ihm gegründeten Kloster bei Montecassino erstellte: Gehorsamkeit gegenüber ihrem Abt (seit dem Jahr 2010 ist dies in Plankstetten Beda Maria Sonnenberg), Schweigsamkeit, Beständigkeit und Demut sind die Grundregeln. Ebenso eine Balance zwischen Gebet, Meditation und handwerklicher Arbeit. Und hier kommt der Zellar, im heutigen Sprachgebrauch Geschäftsführer, wieder ins Spiel: »Da wir keine Kirchensteuer bekommen«, erklärt Frater Schmidt, »müssen wir uns unseren Lebensunterhalt verdienen.« Und das tun die heute noch 14 Mönche im Kloster mit ihrer Hände Arbeit möglichst weitgehend im Einklang mit Gottes Schöpfung. Neudeutsch würde man sagen: »auf ökologischer Basis«.

Die Mönche sind darin so erfolgreich, dass sie vom Bayerischen Rundfunk schon den Titel »Das grüne Kloster« erhielten. Hier findet der dem Weltlichen und dem Genuss zugewandte Besucher eine Palette im und ums Kloster hergestellter ökologischer Produkte, die auch höheren und höchsten Gaumenansprüchen genügen. So erzeugt das Kloster im Einklang mit Gott und der Natur allerlei landwirtschaftliche Produkte, die im Hofladen feilgeboten werden, der im Jahr 2000 renoviert worden ist. Dort findet man auch Brot aus der Bäckerei – zum Beispiel Dinkelbrot – und Fleisch- und Wurstwaren aus der Metzgerei. Nicht entgehen lassen sollte man sich die nach spanischem Vorbild hergestellte Chorizo, eine je nach Geschmack mild oder pikant gewürzte Wurst. Angeboten werden zudem auch die, seit 1997 in Kooperation mit dem Riedenburger Brauhaus hergestellten, nicht filtrierten Biere. Probieren sollte man das Dinkelbier. Last but not least erwähnt der Zellar, die »Haltbarmachung« von Früchten, die nicht unmittelbar verbraucht oder verkauft werden: Gemeint sind Marmeladen, aber auch diverse in der Brennerei hergestellten Obstbrände und Liköre. All dies wird auch in der Gastwirtschaft mit angeschlossenem kleinem Biergarten hervorragend zubereitet und bis 19 Uhr angeboten.

Alleine schaffen die 14 Mönche diese Arbeit freilich nicht; die helfenden Hände von vielen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern machen das Kloster Plankstetten zu einem großen Arbeitgeber auf dem Land. Die Mitarbeiter werden nicht nur in der Produktion ökologischer Güter benötigt, sondern auch im Gästehaus, in dem übernachten kann, wer möchte. Sie arbeiten auch bei vielen Veranstaltungen zu Gesundheits- und Lebensorientierung mit. Und wer mag, kann im »Kloster auf Zeit« mit den Mönchen leben. Bei der etwas lockereren Form wird Mitarbeit in der Landwirtschaft erwartet, bei der strengen Form nimmt man an den Gebeten und dem stark durchstrukturierten Alltag der Mönche von 4.40 Uhr bis 21.30 Uhr teil. Allerdings dürfen das nur Männer.

Und so strahlt das Kloster, trotz der enormen Lebensmittel-Produktion und Veranstaltungsdichte, eine ruhige Atmosphäre aus. Die kann der Besucher auch auf dem Weihnachtsmarkt im Klosterhof finden, der am 28./29. November und am 5./6. Dezember stattfindet (jeweils von 11 bis 19 Uhr). »Denn für uns Mönche«, führt Bruder Andreas Schmidt aus, „beginnt Weihnachten erst am Heiligen Abend.« Die Zeit davor, der Advent, ist schließlich Besinnungszeit, die auf das Fest der Geburt Jesu vorbereiten soll.

So grenzt man sich im Kloster auch vom andernorts stark kommerzialisierten Vorweihnachtsrummel ab. Hier wird man auf dem Weihnachtsmarkt deshalb eher Bio-Honig oder Socken aus Schafswolle, aber auch besinnliche Musikaufführungen finden, als Pommes frites oder Plätzchen.

 

Rainer Büschel; Fotos: Mile Cindric

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