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Hoffnung für Schwerhörige

Taubheit muss auch für Senioren kein unabwendbares Schicksal mehr sein: Durch sogenannte Cochlea-Implantate können taub geborene oder hochgradig schwerhörige Menschen auch ohne die früher erlittenen massiven Einschränkungen leben.

Foto: epd
Wer schwerhörig oder taub ist, hat es oft schwer, am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen. Und auch mit einem Implantat müssen die Patienten das Hören neu lernen. Foto: epd

Taubheit muss auch für Senioren kein unabwendbares Schicksal mehr sein: Durch sogenannte Cochlea-Implantate können taub geborene oder hochgradig schwerhörige Menschen auch ohne die früher erlittenen massiven Einschränkungen leben. „Das Cochlea-Implantat ist eine segensreiche Option, wieder kommunikativ am privaten und gesellschaftlichen Leben teilhaben zu können“, sagt Professor Dirk Mürbe, ärztlicher Leiter des Sächsischen Cochlea-Implantat-Zentrums Dresden (SCIC) und der Abteilung Phoniatrie und Audiologie am Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden. Die Spezialisten dieses Zentrums haben mehr als 20 Jahre Erfahrung auf dem Gebiet und kürzlich ihr 1000. Implantat eingesetzt.
Der Empfänger dieses Jubiläum-Implantats ist ein Mann aus Dresden. Nach der Aktivierung des Cochlea-Implantat-Prozessors muss der Patient noch eine mehrwöchige Rehabilitation durchlaufen, um optimal mit dem Implantat hören zu können. Dennoch strahlt der agile Senior große Lebensfreude aus: Bereits einen Tag nach der OP fragte er Professor Mürbe, wann er die geplante Norwegenreise antreten könne.
Implantat regt Hörnerv direkt an
Das Cochlea-Implantat ist eine medizinisch-technische Lösung für Menschen mit schwerer bis völliger Innenohrschwerhörigkeit. Es eignet sich für Patienten, deren Hörnerv intakt ist, die aber aufgrund anderer Probleme nichts oder extrem schlecht hören. Personen, die an einer solchen Schwerhörigkeit leiden, können von konventionellen Hörgeräten nicht mehr profitieren. Ihnen hilft das in Teilen implantierte Gerät, das Geräusche und Töne in elektrische Signale umwandelt, die über eine Elektrode den Hörnerv stimulieren. „Mit dem Einsetzen der Prothese ist es jedoch nicht getan“, betont Professor Dirk Mürbe: „Die Patienten müssen das Hören neu lernen – das ist ein höchst komplexer Prozess, der Geduld und Einfühlungsvermögen erfordert.“ Bis heute wurden am Dresdner Uniklinikum 1.000 Cochlea-Implantationen vorgenommen. Waren es am Anfang jährlich jeweils bis zu zehn Patienten, die operiert und therapiert wurden, sind es 2013 insgesamt 128 Implantationen gewesen. Die Basis für die positive Entwicklung sind erfahrende Operateure, das therapeutische Konzept des Zentrums, das mittlerweile über ein eigenes Gebäude verfügt, sowie die Ausweitung der Indikation: Etwa zwei Drittel der heute versorgten Patienten sind erwachsen und leiden unter einer erworbenen hochgradigen Schwerhörigkeit.

Über 20 Jahre Erfahrung mit Cochlea-Implantaten

Sächsischer CI-Pionier war der 1993 nach Dresden berufene Professor Karl-Bernd Hüttenbrink. Als versierter Mittelohrchirurg hatte er bereits in Münster ersten Patienten eine solche Hörprothese implantiert. Nur wenige Monate nach Übernahme der Uni-HNO-Klinik ging er in Dresden die ersten OPs dieser Art an. Im Laufe der letzten 20 Jahre rückten weitere Aspekte in den Fokus einer optimalen Versorgung der Patienten: Um ihn eine bestmögliche Inklusion – die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben – zu ermöglichen, bedarf es einer individuell geplanten Rehabilitation. „Dazu erarbeitete das SCIC in den vergangenen Jahren neue Reha-Konzepte. Das 25-köpfige, aus Ärzten, Sprach- und Musiktherapeuten, Logopäden und Technikern bestehende Team des Zentrums stimmt sich bei jedem Patienten zu einer jeweilig individuell konzipierten Reha ab“, erklärt Bernd Hartmann, Therapeutischer Leiter des SCIC, das täglich 16 bis 18 Patienten betreut. Kinder durchlaufen eine insgesamt 60 Reha-Tage umfassende Therapie. Für erwachsene Patienten, die vor ihrer Schwerhörigkeit sprechen konnten, verkürzt sich die Zeit.

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