Hello All, wenn ich den Duschraum vom hiesigen Schwimmverein betrete, grüße ich immer die Tropfnassen und Nackten. Mit „Tach die Herren“, wenn ich mäßig, und mit einem „Servus“, wenn ich heiter drauf bin. Aber ich grüße; obwohl ich oft der sichtbar Älteste bin. Ei, was soll das Herumreiten auf der Benimmetikette: wir sind im Adamskostüm besonders deutlich gleiche Vereinsmitglieder; „-Brüder“ hätte man früher gesagt. Wenn es richtig gut läuft, dann brummt auch mal einer was Grußartiges zurück; meist aber nur peinliches Schweigen. Nicht wegen der Nacktheit, sondern wegen der Verlegenheit, ob und wie man jemand zurück grüßen soll, den man nicht näher kennt. Kinder machen die Ausnahme; die krakeelen bisweilen fröhlich „Hallo“, ein kleiner Brasilianer entbietet seit ein paar Wochen ein „Bom dia“.
Für die Uneingeweihten unter Ihnen, werte Freunde: ich lebe überwiegend im ansonsten erleuchteten Nürnberg. Veit Stoss, Willibald Pirckheimer Albrecht Dürer und der wortgewaltige Hans Sachs waren einige der besonders ausdrucksstarken Bürger dieser Stadt – vielleicht haben sie den aktuellen Einwohnern die spontane Sprache für alle nachfolgenden Generationen geraubt?
Szenenwechsel: 1000 Km nördlich von Vancouver, British Columbia, schlängelt sich der „Freedom Highway“ No.20 durch das einsame Küstengebirge. Von Anahim Lake über den knapp 2000 m hohen Heckmann Pass hinunter zum Pazifikfjord nach Bella Cola. Raue Schotterpiste, kühne Serpentinen ohne Leitplanken; tief unter den Kehren schweigen Kieferwälder eingehüllt von Nebelschwaden. Bäume, Felsen, Schluchten, Tiefen. Vor uns eine Staubwolke, aus der sich ein entgegen kommender Pickup schält. Das erste Auto seit Stunden. Kurzes Hupen, Hand aus dem Seitenfenster, noch mehr Staub; wir halten gegenüber.
„Hi Leutchen, wo kommt Ihr her?“ „Germany. Und Sie?“ „Aus dem langweiligsten Ort der Welt, Bella Cola. Bleibt Ihr dort unten länger?“ „Nö, nicht wirklich. Aber der Ritt hier runter ist irre. „ Ja, die Piste hat mein Großvater mitgebaut, 1952. Seitdem ist das unser Anschluss an die Welt auf dem Landweg. Ihr werdet dort unten willkommen sein. Schaut im „Bald Eagle Pub“ vorbei; beste Lachs-Burger im Umkreis von zwei Tagesreisen. Gute Fahrt!“ „auch Ihnen, bye-bye“.
So geht es auch, das Grüßen, sogar völlig Unbekannter, im Fast -Nirgendwo. Ich mag meinen Sportverein, trotz der grußlosen Nackten. Weniger Serpentinen und keine Lachs-Burger.
Servus, Ihr Global Oldie
2 Antworten
dieses hallo und lächeln, auch für einen unbekannten, kann für diesen der einzige lichtstrahl des tages sein. z.b. bus-haltestelle. also haben wir doch keine hemmungen
Ich finde es immer schön, wenn jemand, der einen Raum betritt, die anderen grüßt. Und es ärgert mich furchtbar, wenn ich jemandem begegne und ihn grüße – und der ignoriert das einfach …