Anzeige

Gedaechtnisstuetzen fuer Aeltere aus Indien

vignetteFargel“Memorrrry, Sir, memorrry!”   Was fuer ein verlockendes Angebot: “Gedaechtnis”. Der Mann wusste, womit man mich koedern kann. Ich vergesse wirklich viel in letzter Zeit.  Herr Aaagesh zeigte auf ein Sortiment an Speicherkarten auf seinem Stand   in  “Little India”, dem Markt fuer fast alles, beim Guan Di Tempel in Kuala Lumpur.  Speicherkarten fuer Kamera, Smart Phone, Computer. Gedaechtnisstuetzen fuer Bilder, Adressen, Orte, Termine.
“Kommen  Sie zu mir “, rief der vom Nachbarstand, “ noch besser fuer ihr  memorrry”. Er bot indische Heilkraeuter an, getrocknet, als Puder oder Extrakt in Tigeln und Dosen. “Gota Kola” raunte er und hielt mir eine knallbunte Dose entgegen . Das sei das Kraut, was die indischen Elephanten im Urwald grasen und jenen das beruehmte Supergedaechtnis verleihe. Jetz fuer mich erhaeltlich, bei ihm, Herrn  Parthiban. Ich koenne aber auch “Brahmi-Tee” kaufen; auch das sei hervorragend fuer das alternde Hirn; andere Organe wuerden von Brahmi ebenfalls proftieren, sagte er mit einem unmissverstaendlich – unverschaemten Laecheln. Peinlich, so mitten in der vollgedraengten Marktgasse. Inzwischen waren ein paar andere Marktschlenderer stehen geblieben, um dem Bieterwettstreit um das bessere “Memorrry-Angebot” beizuwohnen.  “Wissen Sie, meine Speicherkarten wiegen fast nichts und halten jahrelang”, so Herr Aaagesh “und billiger sind sie auch”. Die indischen Kraeuterextrakte waren je Einheit drei Mal teurer. “Was gesund ist, kann nicht billig sein”; mit Gota Kola und Brahmi – Extrakten biete er mir ausserdem 3000 Jahre indischen Wissens zur Praevention im Alter an; fast unbezahlbar, aber im Doppelpack durchaus ein faires Geschaeft, konterte Herr Parthiban.
“Sie haben mich verwirrt; ich komme wieder”, sagte ich beim Weggehen, “ vorausgesetzt, ich vergesse bis dahin nicht, wo Ihr Stand ist”.
Seitdem bin ich am Gruebeln, ob man vergesslich werden darf, solange man nur  genuegend “memorrry- Kapazitaet” mit sich herum traegt. Bin ich nicht sogar verpflichtet, gegenueber Familie, Freunden und Gesellschaft, sozialvertraeglich fit und gedaechtnistark  zu bleiben, egal mit welchen Hilfsmitteln?
Uebrigens, Gota Kola kann man auch in unseren Breiten im Blumentopf anpflanzen: ganz ohne Sorge um  Gota Kola- abhaengige Elephanten, die einem den Garten oder Wohnzimmer zertrampeln.

Eine Antwort

  1. Ja, ja , die Vergesslichkeit, ich würde gerne das Kraut mal ausprobieren, man weiß ja nie.
    Zu dieser Geschichte gehört natürlich ein Rezept und eine Bezugsquelle.
    Sehr beruhigend…den Elefanten wird nichts weggenommen.
    Gruß Maja

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

weitere Beiträge

Die Rezepte unserer Omas

Skip to content