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Krankenhaus und Demenz – ein Widerspruch?

Immer häufiger behandeln Krankenhäuser Patientinnen und Patienten, die neben ihrer Hauptdiagnose an Demenz erkrankt sind. Dennoch kann sich das „System Krankenhaus“ mit seinen strikten Abläufen und Routinen kaum auf diese Patientengruppe und ihre besonderen Bedürfnisse einstellen – mit häufig fatalen Folgen für die Betroffenen und ihre Angehörigen. Lösungen zeigt eine neue Studie auf.

Der Umgang mit dementen Patienten ist schwierig. Foto: epd
Der Umgang mit dementen Patienten ist schwierig. Foto: epd

Immer häufiger behandeln Krankenhäuser Patientinnen und Patienten, die neben ihrer Hauptdiagnose an Demenz erkrankt sind. Dennoch kann sich das „System Krankenhaus“ mit seinen strikten Abläufen und Routinen kaum auf diese Patientengruppe und ihre besonderen Bedürfnisse einstellen – mit häufig fatalen Folgen für die Betroffenen und ihre Angehörigen. Lösungen zeigt eine neue Studie auf.
Warum ist eine demenzsensiblere Ausrichtung von Krankenhäusern der Akutversorgung so schwierig? Und wie kann sie dennoch gelingen? Das waren die Fragen einer Studie des Saarbrücker Instituts für Sozialforschung und Sozialwirtschaft (iso) im Auftrag der Deutschen Alzheimer Gesellschaft, die nun veröffentlicht wurde.
Ausgangspunkt dieser Untersuchung war die Frage, warum positive Erfahrungen von Modellprojekten in den Krankenhäusern nicht aufgegriffen werden, selbst wenn diese den Nachweis erbringen, dass sie auch betriebswirtschaftlich interessant sind. Im Mittelpunkt der Studie standen schriftliche und mündliche Befragungen von Leitungskräften der Akutkliniken, die über einen Zeitraum von drei Jahren durchgeführt wurden.
Vorurteile durch eine positive Grundhaltung ersetzen
Die Ergebnisse zeigen, dass ein Geflecht verschiedenster Barrieren den Ausbau demenzfreundlicher Kliniken erschwert. Die Gründe, warum sich selbst „gute Praxis“ für eine verbesserte Versorgung von Demenzkranken im Klinikalltag nicht durchsetzt, liegen dabei sowohl in den politischen und sozialrechtlichen Rahmenbedingungen, den Organisationsstrategien der Kliniken wie auch in der subjektiven Haltung der Ärzte und Pflegekräfte.
Um das Bewusstsein über Demenzerkrankungen zu schärfen, Vorurteile abzubauen und eine positive Grundhaltung gegenüber den Kranken herbeizuführen, wird unter anderem eine breite Aufklärungsarbeit und ein konsequenter Wissensaufbau bei Ärzten und Pflegekräften angeraten. „Die Aufklärung sollte den geriatrischen Patienten in den Mittelpunkt rücken, der für die Kliniken zum Normalfall geworden ist, während die gesunden und complianten Patienten schon längst die Minderzahl ausmachen“, erläutert Studienautorin Sabine Kirchen-Peters.
Schon heute zwölf Prozent der Patienten demenzkrank
Die Sozialwissenschaftlerin verweist außderm auf die Tatsache, dass bereits heute mindestens zwölf Prozent der Patienten demenzkrank sind und sich dieser Anteil zukünftig verstärken wird. Die Informationsarbeit müsse zudem die Relevanz des Delirs verdeutlichen, eine gefährliche Komplikation, von der Demenzkranke während eines Krankenhausaufenthalts häufig betroffen sind. Diese Problematik werde im Krankenhaus noch völlig unterschätzt. Fortbildungen sollten die Häufigkeit von Delirien, Kriterien zur Erkennung von Delirien, medikamentöse und psychosoziale Interventionsmöglichkeiten sowie die Möglichkeiten der Delirprävention umfassen.
Die Handlungsempfehlungen der Studie zeigen in vielen Bereichen Wege auf, wie es gelingen kann, die Strukturen und Prozesse in den Kliniken „demenzsensibel“ auszurichten. Zudem werden die finanziellen Rahmenbedingungen für entsprechende Maßnahmen problematisiert und erste Vorschläge zu Handlungsansätzen für politisch Verantwortliche formuliert.
Die Studie ist als Broschüre unter dem Titel „Akutmedizin in der Demenzkrise. Chancen und Barrieren für das demenzsensible Krankenhaus“ erhältlich und kann über das iso-Institut Saarbrücken bezogen werden.

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