Mehr als drei Jahre lang war sie geschlossen, jetzt ist die Cafeteria im Heilig-Geist-Haus in Nürnberg wieder geöffnet. Entstanden ist ein Begegnungsort mitten in der Stadt, an dem nicht nur ältere Menschen willkommen sind. Unter der Regie des Seniorenamtes wird er mit Hilfe eines Teams aus 20 Ehrenamtlichen betrieben.
Es ist 14.30 Uhr, die Cafeteria hat erst vor kurzem ihre Türen geöffnet, doch die ersten Tische sind schon besetzt. Zwei Damen sitzen bei einem Kartenspiel, eine fünfköpfige Gruppe plaudert angeregt. Auch draußen, im idyllischen Kreuzigungshof, haben es sich ein paar Besucher gemütlich gemacht. Irmgard Kreihsl sitzt mit ihrer Tochter und einem Bekannten bei Kaffee und Kuchen zusammen, das Trio ist sich in seinem Urteil über das neue Angebot einig. »Wir finden es super hier. Und alle geben sich so viel Mühe.« Mutter und Tochter gehören mittlerweile schon zu den Stammgästen, denn Irmgard Kreihsl wohnt im Heilig-Geist-Spital, die Cafeteria ist nur ein paar Schritte von ihrem Zuhause entfernt. Es sei mehr als praktisch, sich hier zu treffen, sagt die Rentnerin. »Hoffentlich bleibt das Café erhalten.«
Ihre Sorge ist verständlich, denn in den vergangenen Jahren mussten die Bewohner der Anlage auf diese Anlaufstelle verzichten. Der Pächter habe schon vor Beginn der Corona-Pandemie seinen Rückzug angekündigt, sagt Mareen Bähr, Leiterin des Fachbereichs Quartiersentwicklung und Seniorennetzwerke im Seniorenamt der Stadt Nürnberg. Mit ihren Kolleginnen habe sie lange überlegt, wie es trotzdem weitergehen kann – und jetzt mit einem neuen Konzept einen Neustart gewagt. Die Cafeteria ist nun eine Begegnungsstätte ohne Konsumzwang, in der jeder willkommen ist. Möglich macht das ein Team aus Ehrenamtlichen. Um zu sehen, ob das auch auf Dauer klappt, war das Café zunächst nur ein- bis zweimal pro Woche geöffnet. »Wir wollten die Freiwilligen nicht überfordern«, sagt Bähr. Seit Juli läuft der Betrieb dank der engagierten Helferinnen und Helfer nun immer dienstags bis freitags.
Einer von ihnen ist Albert Heid, der schon länger im Seniorennetzwerk aktiv ist und sich jetzt mehrfach pro Woche um den Verkauf von Kaffee, Kuchen und Getränken kümmert, die zum Selbstkostenpreis angeboten werden. Ihm gefällt der Kontakt mit den Besuchern. »Wenn Stammgäste ausbleiben, fällt uns das auf.« Eine 79-jährige Helferin, die lieber anonym bleiben möchte, hat anfangs »nur« Kuchen für das Projekt gebacken, doch jetzt steht auch sie hinter dem Tresen in der Küche. »So habe ich eine Aufgabe«, sagt die Rentnerin. Auch sie schätzt die Gespräche. Unter den Gästen seien einige froh, einfach mal mit jemandem reden zu können. »Manche sind sehr einsam.«
Noch kommen die Besucher überwiegend aus dem Heilig-Geist-Spital. Doch das Team hofft, dass sich das allmählich ändern wird. Zielgruppe sind auch Menschen mit Beeinträchtigungen. Die Mitarbeiter sind entsprechend geschult und erkennen, wenn jemand Hilfe braucht. Wenn einem Parkinson-Patienten die Hände zittern, tragen sie gerne das Geschirr an den Tisch, auch wenn eigentlich das Prinzip der Selbstbedienung gilt.
Seit Öffnung der Cafeteria gibt es das zusätzliche Betreuungsangebot »Pause von Zuhause«, das vom Curatorium Altern gestalten koordiniert wird. Während der Öffnungszeiten entlastet ein Gästeassistenz-Team dienstags und donnerstags, und nach Bedarf und Voranmeldung, pflegende Angehörige. »Ehrenamtliche bieten eine individuelle Cafebetreuung an«, sagt Bähr. Die Begleitpersonen können dann die Zeit für sich nutzen.
Koordinatorin Sylvie Lamotte hat für den Herbst noch weitere Pläne. So soll es regelmäßige Vorträge geben, außerdem stehen Konzerte, Sitztanz und – in Kooperation mit dem Computerclub CCN50+ – Hilfe für Ältere beim Weg in die digitale Welt auf dem Programm. Freitags treffen sich zudem die Skatfans. Bei Bedarf lässt sich der hintere Teil des Raumes durch eine neu eingebaute Falttür abtrennen.
Besonders begehrt ist schon jetzt der Mittagstisch: In Zusammenarbeit mit dem Restaurant Heilig Geist Spital bietet das Team nach Voranmeldung einmal im Monat ein warmes Essen an. »Die Menschen hätten das gerne täglich«, sagt Lamotte. »Sie freuen sich, weil sie nicht alleine essen müssen.« Doch ob sich dieser Wunsch irgendwann erfüllen lässt, ist derzeit noch offen. Erstmal hoffen die Organisatoren, dass sich das Angebot auf Dauer etabliert. Mareen Bähr und Sylvie Lamotte sind da aber zuversichtlich, weil die Zahl der Gäste von außerhalb allmählich steigt. »Es wird immer bekannter.«
Text: Silke Roennefahrt/Fotos: Karin Stöhr/Unser Foto auf S. 1 zeigt sechs+sechzig-Vorstandsfrau und SPD-Stadträtin Gabi Penzkofer-Röhrl (l.) im Gespräch mit Heidi Schwarz, Mitglied im Stadtseniorenrat.
Information:
Die Cafeteria ist an Werktagen dienstags bis freitags jeweils von 14 bis 17 Uhr geöffnet. Dank einer Rampe und eines Aufzugs ist der Zugang vom Hans-Sachs-Platz aus barrierefrei möglich. Außerdem lässt sich die Begegnungsstätte von der Vorderen Insel Schütt aus auch über den Keuzigungshof erreichen. Weitere Informationen gibt es telefonisch unter (0911) 231 666 21 oder 231 46 95.