Wenn wir uns verletzt haben oder sonst etwas im Körper nicht stimmt, empfinden wir Schmerzen. Auf dieses Warnsignal reagieren wir instinktiv richtig, indem wir Belastungen oder Bewegungen vermeiden, die den Schmerz hervorrufen. Doch Schmerz kann diese Schutzfunktion auch verlieren und chronisch werden. In diesem Fall entwickeln wir ein sogenanntes Schmerzgedächtnis. Das bedeutet, dass wir permanent Schmerzen haben, obwohl es keinen akuten Auslöser mehr gibt. Viele Betroffene leben in ständiger Angst vor der nächsten Schmerzattacke und reagieren mit Rückzug, Resignation und Passivität.
Das Risiko chronischer Schmerzen steigt mit zunehmendem Alter. Leider werden die Besonderheiten des Alters bei der Diagnostik und Therapie nur unzureichend berücksichtigt. Das darf jedoch nicht dazu führen, dass Schmerzen als Schicksal oder selbstverständliche Begleiterscheinung des Alters hingenommen werden. Im Gegenteil: Die Betroffenen sollten unbedingt einen Arzt aufsuchen, sich informieren und aktiv gegen den Schmerz vorgehen.
Die neue Broschüre der Deutschen Seniorenliga e.V. „Chronischer Schmerz im Alter“ zeigt verschiedene Wege auf, wie Sie der Schmerzfalle entkommen und Ihre Lebensfreude zurückgewinnen können. In der Broschüre erläutern wir verschiedene Schmerzarten und alterstypische Schmerzerkrankungen, das Diagnoseverfahren sowie die verschiedenen Bausteine einer effektiven Schmerztherapie. Denn DAS eine Behandlungskonzept gibt es nicht. Um Schmerz wirksam zu Leibe rücken zu können, bedarf es eines ganzheitlichen Therapiekonzepts, das Medikamente ebenso berücksichtigt wie Bewegung und Bewegungstherapien sowie Entspannungstechniken für Körper und Seele.
So oder so gilt für alle Patienten: Die Behandlung und Diagnose chronischer Schmerzen erfordert Ihre Mithilfe. Ein heraustrennbarer Schmerzfragebogen hilft dabei, sich gründlich auf den Arztbesuch vorzubereiten.
Für die richtige Diagnose und die optimale Behandlung ist Ihr Arzt darauf angewiesen, dass Sie Ihre Krankheitssymptome so genau wie möglich beschreiben. Dazu muss er zunächst einmal wissen, wo sich der Schmerz befindet, wie er sich anfühlt, wann die Schmerzen auftreten und wie lange sie andauern. Diese Informationen tragen Sie in einen Schmerz-Diagnosebogen ein. Die Stärke des Schmerzes wird in einer Schmerzskala verzeichnet. Mit Beginn der Therapie erhalten Sie einen Patientenpass. In diesem Schmerztagebuch notieren Sie, wie Sie sich fühlen, wie stark die Schmerzen sind und welche Medikamente Sie einnehmen. Informationen zum Bezug dieser Materialien finden Sie selbstverständlich in unserer Broschüre.
Für alle IPhone-Besitzer gibt es jetzt eine Schmerztagebuch-App. Der so genannte Pain Tracer vereint alle Funktionen eines Schmerztagesbuchs, kann aber noch mehr. Denn bei dieser Anwendung werden die Daten nicht einfach nur notiert, sondern auch sortiert und ausgewertet. Die Eingabe erfolgt intuitiv – für einen neuen Eintrag berühren Sie einfach das Pluszeichen. Mit einem Schieberegler geben Sie nun die Schmerzstärke ein. Der Pain Tracer erfasst darüber hinaus auch die eingenommenen Medikamente, die Dosierung und Ihre momentane Stimmung, um ein umfassendes Bild der Schmerztherapie und Ihrer Lebensqualität zeichnen zu können. Die Auswertung der Daten finden Sie unter der Funktion „Report“. Sie bestimmen den Zeitraum der Auswertung und können die Ergebnisse, die in einem übersichtlichen Diagramm dargestellt werden, im Anschluss per E-Mail an Ihren Arzt schicken, auf Ihrem Computer speichern und ausdrucken.
Bonn (ots) – Alte Menschen nehmen Schmerzen anders wahr als jüngere. Der Grund sind altersbedingte Veränderungen des Körpers und bestimmte psychische Probleme, etwa durch den Verlust des Partners. Akute Erkrankungen oder Verletzungen machen sich bei ihnen nicht immer durch den typischen Akutschmerz bemerkbar. Außerdem akzeptieren viele Ältere vor allem länger anhaltende Schmerzen als natürliche Begleiterscheinung des Alterns. So werden Schmerzen bei ihnen oftmals nicht rechtzeitig behandelt und entwickeln sich zu einem eigenen Krankheitsbild, das die Lebensqualität erheblich einschränkt.
Der langjährige Hausarzt ist für die meisten älteren Menschen der wichtigste Ansprechpartner. Eine gute Zusammenarbeit mit anderen Fachdisziplinen wie Neurologie, Orthopädie oder Innere Medizin ist besonders wichtig. Das gilt auch in punkto Medikamente, die sorgfältig aufeinander abgestimmt werden müssen. Ältere Menschen haben einen langsameren Stoffwechsel, bauen Wirkstoffe schlechter ab und tragen daher ein besonders hohes Risiko für Medikamenten-Nebenwirkungen. Aus diesem Grund sollten sie frei verkäufliche Arzneitmittel nur in Absprache mit ihrem Arzt einnehmen. Anstatt ein schwach wirkendes Schmerzmittel immer höher zu dosieren ist es sinnvoller und sicherer, ein vom Arzt verordnetes Medikament einzunehmen, das zur Schmerzstärke und zur Art des Schmerzes passt.
Mit Medikamenten allein ist es allerdings nicht getan: „Gerade chronische Schmerzen können nur erfolgreich behandelt werden, wenn psychologische Aspekte und funktionelle Therapien wie Bewegungstraining in ein individuell abgestimmtes Therapiekonzept integriert werden“, erklärt Privatdozent Dr. med. Matthias Schuler, Experte für Alters- und Schmerzmedizin am Diakoniekrankenhaus Mannheim.
Der kostenfreie Ratgeber „Chronischer Schmerz im Alter“ ist erhältlich bei: Deutsche Seniorenliga e.V. (DSL), Heilsbachstraße 32, 53123 Bonn; Bestell-Hotline 01805 – 001 905 (0,14 Euro/Min aus dem deutschen Festnetz, Mobilfunkpreise abweichend)