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Alkohol und Medikamente: Sucht im Heim wird zum Problem

Alkohol, Zigaretten, Medikamente: Sucht wird offenbar zunehmend ein Problem bei älteren Menschen - auch im Pflegeheim. Davor warnt jedenfalls die Bundesregierung. Das Ausmaß ist noch unklar, denn es fehlen noch fundierte Daten. Das berichtet die „Ärzte Zeitung“ und zitiert aus einer Antwort des Bundesgesundheitsministeriums auf eine Anfrage der Sozialdemokraten. weiterlesen

Alkohol, Zigaretten, Medikamente: Sucht wird offenbar zunehmend ein Problem bei älteren Menschen – auch im Pflegeheim. Davor warnt jedenfalls die Bundesregierung. Das Ausmaß ist noch unklar, denn es fehlen noch fundierte Daten. Das berichtet die „Ärzte Zeitung“ und zitiert aus einer Antwort des Bundesgesundheitsministeriums auf eine Anfrage der Sozialdemokraten.
Zahlreiche Pflegebedürftige in Deutschland sind abhängig von Alkohol und Medikamenten. Das geht aus der Antwort des Gesundheitsministeriums auf eine Anfrage der SPD-Fraktion hervor, die der “Ärzte Zeitung” vorliegt.
Nach einer repräsentativen Umfrage betreuen rund 80 Prozent der ambulanten und stationären Pflegeeinrichtungen Patienten mit Suchtproblemen. Alkohol und Medikamente stellen dabei die häufigsten Suchtmittel dar. Sie würden in „riskanter Weise“ konsumiert. „Nach Einschätzung der Pflegenden sind im Mittel sieben Prozent der Klientinnen und Klienten in den stationären Pflegeeinrichtungen medikamentenabhängig”, heißt es in der Regierungsantwort weiter, die der „Ärzte Zeitung“ vorliegt.
Wie weit Alkohol- und Medikamentenkonsum älterer Menschen tatsächlich verbreitet sind, ist allerdings nicht wirklich bekannt. Auch die Regierungsantwort auf die Fragen der SPD-Abgeordneten bleibt bei Schätzungen stellt aber fest: „Auch im höheren Erwachsenenalter ist die Abhängigkeit und der Missbrauch von Substanzen kein Problem von Randgruppen.“
Hinweise auf die Ausmaße finden sich hingegen in verschiedenen Suchtberichten.
Arzneien – ein Problem bei Frauen
Bei Menschen jenseits der 65 sinke die Toleranz für Alkohol, stellt zum Beispiel das Jahrbuch Sucht 2012 der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen (DHS) fest. In jüngeren Jahren noch verträgliche Mengen an Alkohol wirkten sich stärker aus.
Der Blutalkoholpegel steige schneller. In Verbindung mit der bei älteren Menschen häufigeren gleichzeitigen Einnahme von Medikamenten entständen so Probleme.
Die Auswertung einer telefonische Umfrage des Robert Koch-Instituts (RKI) unter über 65-Jährigen hat demnach bereits 2009 ergeben, dass 18 Prozent der Frauen und 28 Prozent der Männer mit ihrem Alkoholkonsum Gesundheitsrisiken eingingen.
Mit zunehmendem Alter nehme der problematische Konsum anscheinend ab, schrieben die Autoren der DHS in ihrem aktuellen Bericht.
Die SPD-Suchtexpertin Angelika Graf geht davon aus, dass bis zu zwei Millionen Menschen über 60 Jahre problematisch viel psychoaktive Medikamente nehmen. Vor allem Frauen seien betroffen. 27 Prozent der Männer tränken Alkohol in suchtgefährdender Weise.
Möglicherweise liegen die Zahlen sogar höher. Die DHS widmete der Medikamentenabhängigkeit in ihrem Suchtbericht 2010 ein eigenes Kapitel. Demzufolge nehmen bis zu 2,8 Millionen der über 60-jährigen Menschen in Deutschland mehr Medikamente ein als ihnen gut tun.
Jeder Zehnte über 75 mit Suchtproblemen?
Die DHS will nach Angaben der Regierung im Jahr 2013 eine Fachtagung zu diesem Thema veranstalten, um konkretere Fakten zu dieser Problematik zu gewinnen.
Trauen sollte man denn auch bislang keiner dieser Zahlen. Fachleute der Vivantes-Suchtkliniken mahnen an, die epidemiologischen Daten zur Sucht im Alter kritisch zu betrachten. Sie lägen zu niedrig.
Tatsächlich müssten Hausärzte damit rechnen, dass etwa zehn Prozent ihrer männlichen und vier Prozent ihrer weiblichen Patienten über 75 Jahre ein Suchtproblem haben könnten.
Ältere Patienten versuchen offenbar, ihre Abhängigkeit zu verschleiern. Das gilt vor allem für diejenigen, die erst mit der Rente oder nach dem Tode des Partners abhängig werden, weniger die alt werdenden Langzeitabhängigen.
Glaubhaft abstinent sei in dieser Altersgruppe nur ein Viertel der Bevölkerung, sagte der Chefarzt der Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik im Vivantes-Klinikum Berlin-Hellersdorf, Dr. Tilman Wetterling, bei einer Veranstaltung im vorigen Jahr.

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