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Das war schick: das Taschenwörterbuch

Manche Dinge fallen einem beim Aufräumen in die Hand. Einstige Schmuckstücke sind darunter, die ihrem Besitzer am Herzen lagen. Manche von ihnen wirken wie aus der Zeit gefallen, andere waren Statussysmbol, Mode oder Alltagsgegenstand und weit verbreitet. Das Magazin sechs+sechzig stellt regelmäßig ein Stück vor und freut sich über Einsendungen aus der Leserschaft. Bitte schicken Sie uns Ihre Anregung an: info@magazin66.de

Ich packe meinen Koffer und tue hinein: Sonnencreme, Schlafanzug, Reisepass, Reiseführer, Traveller Cheques, Regenschirm, Wörterbuch…

Ein Wörterbuch? Wenn man in früheren Jahren auf Reisen ging, dann durfte das handliche Nachschlagewerk nicht fehlen. Es war einfach unverzichtbar, denn mit dem Schulenglisch kam man seinerzeit im Ausland oft nicht weit. Und in anderen Sprachen reichte das Wissen der meisten Urlauber nicht über »Guten Tag«, »Danke« und »Auf Wiedersehen« hinaus. Wenn wieder einmal die Worte fehlten, kramte man deshalb seinen kleinen Langenscheidt hervor und zeigte dem Gesprächspartner, was man ausdrücken wollte. Für alle gängigen Sprachen gab es sie zu kaufen, so dass man sich wo auch immer irgendwie verständlich machen konnte. 

Die gelben Wörterbücher, halb so groß wie eine Postkarte und etwa drei Zentimeter dick, waren mit einem Einband aus Kunststoff versehen. So konnte das Buch auch mal einen Regenguss oder ein paar Tropfen Meerwasser halbwegs unbeschadet überstehen.

Seit einigen Jahren aber bleibt das Büchlein zu Hause. Nicht nur, weil wir Urlauber vielleicht ein bisschen weltläufiger geworden sind; im Ausland haben viele auch dazugelernt. Selbst in den abgelegensten Dörfern in den Bergen Marokkos beispielsweise findet sich garantiert irgendjemand, der ein paar Brocken Englisch spricht. Und dann gibt es natürlich auch noch das Handy. Sprach-Apps und Übersetzungsprogramme liefern sofort den Text in der jeweiligen Landessprache; oder man spricht seine Frage gleich auf Deutsch ins Handy und spielt sie seinem Gegenüber auf, meinetwegen, Griechisch vor. 

Die Sache mit der digitalisierten Reise hat allerdings einen Haken. Was tun, wenn der Handy-Akku den Geist aufgibt und keine Steckdose zu finden ist? Dann wäre man doch froh, wenn man sein Wörterbuch hervorholen und wahlweise nach einem »power outlet«, einer »presa de corrente« oder einer »toma de corriente« fragen könnte. 

Text und Foto: Georg Klietz

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