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Senioren können die Kosten für Pflegeheime oft nicht bezahlen

In Deutschland gibt es deutliche regionale Unterschiede, wie viel stationäre Altenpflege kostet. In fast der Hälfte der Kreise und kreisfreien Städte reicht das Einkommen der über 80-Jährigen nicht, um stationäre Versorgung in Anspruch zu nehmen.
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Ob sich Senioren die Kosten für ihr Pflegeheim leisten können, hängt oft maßgeblich davon ab, in welchem Bundesland sie wohnen. Foto: Thomas Rohnke, epd

In Deutschland gibt es deutliche regionale Unterschiede, wie viel stationäre Altenpflege kostet. In fast der Hälfte der Kreise und kreisfreien Städte reicht das durchschnittliche Einkommen der Senioren über 80 Jahre nicht, um professionelle stationäre Versorgung in Anspruch zu nehmen. Das zeigt die aktuelle Analyse der Pflegelandschaft in Deutschland, die die Prognos AG im Auftrag der Bertelsmann-Stiftung durchgeführt hat.

Ein Ergebnis der Analyse war: Im Nordosten müssen sich Senioren weniger um die Finanzierung eines Pflegeheimplatzes sorgen als im Südwesten Deutschlands. In den Kreisen von Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, dem Saarland und Baden-Württemberg sowie in den Stadtstaaten übersteigen die Pflegekosten das durchschnittliche Jahreseinkommen der über 80-Jährigen zum Teil deutlich. Bundesweit reicht in 44 Prozent der Kreise das Durchschnittseinkommen der alten Menschen rechnerisch nur für maximal elf Monate stationärer Pflege. In einem Viertel der Kreise liegt die durchschnittliche Kaufkraft sogar so niedrig, dass die über 80-Jährigen nur maximal zehn Monate stationäre Pflege pro Jahr finanzieren können. 2013 mussten bundesweit 41 Prozent der Pflegebedürftigen zusätzlich Sozialhilfe beantragen. “Ob Pflegebedürftige durch Angehörige, einen ambulanten Dienst oder im Heim versorgt werden, hängt auch vom Einkommen der Pflegebedürftigen ab”, sagt Brigitte Mohn, Vorstand der Bertelsmann-Stiftung. Die aktuelle Studie zeigt einen Zusammenhang zwischen geringerer Kaufkraft der über 80-Jährigen und einem überproportionalen Anteil von Angehörigenpflege.

In den ostdeutschen Bundesländern, Schleswig-Holstein und weiten Teilen Niedersachsens ist die durchschnittliche Kaufkraft der Senioren mehr als ausreichend, um die stationären Pflegekosten zu tragen. In einem Fünftel der Kreise könnten sie sich theoretisch sogar 13 Monate Pflege und mehr pro Jahr leisten.

Ein Grund für das Gefälle zwischen Nordost und Südwest sind die Unterschiede bei der Bezahlung der Altenpflegekräfte. Die Bruttoentgelte in der Pflege lagen 2013 zwischen 1.714 Euro und 3.192 Euro im Monat. Ein Pflegender in Borken verdiene mit mehr als 3175 Euro brutto im kreisweiten Durchschnitt fast doppelt so viel wie in Leipzig mit 1714 Euro, rechnet die Rheinische Post vor. Die im Norden und Osten Deutschlands günstige Bilanz zwischen Kaufkraft und Pflegekosten geht somit zu Lasten der Fachkräfte in der Altenpflege. “Noch fehlt eine Lösung, wie sich die Leistungen der Pflegeversicherung so weiterentwickeln lassen, dass Altenpflegekräfte leistungsgerecht bezahlt werden, ohne die Pflegebedürftigen und ihre Angehörigen finanziell zu überfordern”, sagt Stefan Etgeton, Gesundheitsexperte der Bertelsmann Stiftung.

Weitere Informationen unter www.bertelsmann-stiftung.de.

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