Anzeige

125 Jahre im Dienst des Menschen

Die Diakonie war nie »ein Feld der Reichen und Schönen«, so beschreibt Karl Schulz, Vorstandsmitglied der Rummelsberger Dienste, die Philosophie dieser Bruderschaft. Der »Konzern der Nächstenliebe«, wie er sich gern nennt, hat in diesem Jahr seinen 125. Geburtstag gefeiert. Mit Blick auf die Geschichte der Diakonie ist Schulz’ Aussage richtig, denn sie gab es – im Sinne vom »Dienst am Menschen« – in der Kirchengeschichte immer schon, und zwar als Krankenpflege.
Gruppenbild mit Dame: Schon im Gründungsjahr 1890 stand für die Rummelsberger die Armenpflege in Vordergrund.
Gruppenbild mit Dame: Schon im Gründungsjahr 1890 stand für die Rummelsberger die Armenpflege in Vordergrund.

Die Diakonie war nie »ein Feld der Reichen und Schönen«, so beschreibt Karl Schulz, Vorstandsmitglied der Rummelsberger Dienste, die Philosophie dieser Bruderschaft. Der »Konzern der Nächstenliebe«, wie er sich gern nennt, hat in diesem Jahr seinen 125. Geburtstag gefeiert. Mit Blick auf die Geschichte der Diakonie ist Schulz’ Aussage richtig, denn sie gab es – im Sinne vom »Dienst am Menschen« – in der Kirchengeschichte immer schon, und zwar als Krankenpflege.

von Rainer Büschel

Richtet man den Blick in die Gegenwart, so kommt man nicht umhin, die Diakonie als Ort harter Arbeit und des Schweißes zu sehen, aber auch als einen, an dem viel Geld umgesetzt wird: Im Jahr 2010 waren in sämtlichen Diakonischen Diensten Deutschlands insgesamt etwa 453.000 hauptamtliche Mitarbeiter tätig und 700.000 Ehrenamtliche. Etwa 27.000 diakonische Einrichtungen und Dienste mit insgesamt etwa einer Million Betreuungsplätzen gibt es in der Bundesrepublik. Eine der größten von ihnen sind die »Rummelsberger« mit immerhin 5.375 Mitarbeitenden und einem Jahresumsatz von 274,6 Millionen Euro.

Diese Entwicklung hatte sich Karl Heller, der Gründungsvater der Bruderschaft, bei der Gründungsversammlung im Jahr 1890 in der Pirckheimerstraße 30 in Nürnberg sicher nicht träumen lassen. Er und seine Mitstreiter waren noch vom Geist der Inneren Mission von Männern wie Johann Hinrich Wichern und Wilhelm Löhe beeinflusst. Sie hatten die Idee der Armenpflege erneuert, die auch auf den Reformator Johannes Calvin zurückging, als Reaktion auf die Industrialisierung und die Nöte gerade der Armen und der Arbeiter im 19. Jahrhundert. Und so war der Schritt hin zum Erwerb und zur Gründung des Gutes Rummelsberg in Schwarzenbruck in den Jahren 1904 und 1905 die folgerichtige Umsetzung dieser Vorstellungen. Oder, um es mit den Worten von Karl Schulz zu sagen: »Diakonie war immer da, wo andere nicht waren oder versagt haben.«

Diese Einschätzung gilt sicher auch für die Gründung des Wichernhauses in Altdorf, in der von 1925 an Menschen mit Behinderungen unterstützt wurden. Auch die 1905 gegründete Erziehungsanstalt, die erst 1977 zur Unterrichtsstätte der Diakonieanstalt wurde, gehört dazu. Während des »Dritten Reichs« schafften es die Rummelsberger im Jahr 1942, das Diakonatsamt als kirchliches Amt eigener Prägung festzuschreiben und dadurch den Einfluss der Nazis zurückzudrängen. Nach dem Krieg kamen viele Arbeitsgebiete hinzu, wie etwa die Ausbildung der Diakone, der Ausbau der Jugend- und Behindertenhilfe und der Bau von Krankenhäusern.

Auch wenn die Rummelsberger nach den Worten von Karl Schulz nicht profitorientiert arbeiten, so können sie sich doch nicht den Gesetzen des Marktes entziehen. Zwischen den Jahren 2005 und 2010 wurden die Dienste in eine gemeinnützige Gesellschaft umgewandelt, und eine beeindruckende Konzernstruktur samt Aufsichtsrat und Finanzvorständen entstand. Zu dieser Anpassung an die Moderne im Sozialbereich gehörte auch der Verkauf der beiden Krankenhäuser an die Sana Klinik AG. Dies scheint zu einer finanziellen Konsolidierung beigetragen zu haben. Mit einer Eigenkapitalquote von 64 Prozent sehen sich die Rummelsberger im Wettbewerb der sozialen Dienste nun gut aufgestellt, zudem etwas unabhängiger von Banken und staatlichen Zuschussgebern. »Wir haben auch etwas Fett auf den Rippen«, formuliert Karl Schulz und sieht beruhigt in die Zukunft. Denn die Aufgaben für den »Dienst am Menschen« werden sicher nicht weniger.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Anzeige
Anzeige

Aktuelle Beiträge

Skip to content