Anzeige

Was Sie übers Ehrenamt wissen sollten

Der Computerclub für Senioren, der Fußballverein für den Nachwuchs, die Freiwillige Feuerwehr, Schöffen vor Gericht – ohne Menschen, die ihre Hilfe, ihre Zeit und ihr Wissen zur Verfügung stellen, die dies freiwillig und unentgeltlich tun, gäbe es vieles davon nicht. Und es werden immer mehr – das Engagement der Bürger nimmt zu. »In der Region machen wir ein zunehmendes Interesse aus«, sagt Uli Glaser, Ehrenamtsbeauftragter des Sozialreferates der Stadt Nürnberg.

Wer ehrenamtlich tätig ist, sollte auf seine Absicherung achten. Foto: NN Archiv
Wer ehrenamtlich tätig ist, sollte auf seine Absicherung achten. Foto: NN Archiv

Der Computerclub für Senioren, der Fußballverein für den Nachwuchs, die Freiwillige Feuerwehr, Schöffen vor Gericht – ohne Menschen, die ihre Hilfe, ihre Zeit und ihr Wissen zur Verfügung stellen, die dies freiwillig und unentgeltlich tun, gäbe es vieles davon nicht. Und es werden immer mehr – das Engagement der Bürger nimmt zu. »In der Region machen wir ein zunehmendes Interesse aus«, sagt Uli Glaser, Ehrenamtsbeauftragter des Sozialreferates der Stadt Nürnberg.
von Anja Kummerow
Nach letzten Umfragezahlen ist es fast jeder vierte Nürnberger, der sich ehrenamtlich engagiert – das sind mehr als 90.000 Menschen. Weitere 45 Prozent könnten sich der Umfrage zufolge ein solches Engagement vorstellen. Vor allem Ältere engagierten sich immer öfter. »Der Anteil der über 60-Jährigen, die ehrenamtlich tätig sind, hat in den vergangenen 25 Jahren deutlich zugenommen«, sagt Glaser.
Einen Verein aussuchen, vorbeikommen, loslegen? Auch wenn ein Ehrenamt meist unkomplizierter aufgenommen werden kann als ein Arbeitsverhältnis – so einfach ist es dann doch nicht. »Ist die Aufgabe, für die ich mich engagiere, wirklich die passende für mich?« ist für Peter Kegel eine der zentralen Fragen, die vor der Hilfe stehen sollte. Der Studienleiter der Akademie für Ehrenamtlichkeit Deutschland weiß, dass die falsche Wahl auch schnell zu Frust führen kann – auf beiden Seiten. »Welche meiner Interessen und Motive werden da erfüllt?«, sollten sich die Leute fragen. Wie sieht es mit Mitbestimmung aus? Darf ich zumindest in meiner Aufgabe mitreden und mitentscheiden? Auch die Kollegen – andere Ehrenamtliche wie auch Hauptamtliche – sollte man sich genau anschauen.
Regeln sind hilfreich
Für ein gemeinsames Ziel zu arbeiten, führe nicht automatisch zu einer stimmigen Chemie. »Freiwilligen-Arbeit ist grundsätzlich ein freundlicher Bereich«, sagt Uli Glaser. Aber auch hier kann es mal Meinungsverschiedenheiten oder Ärger geben. Regeln für gute Zusammenarbeit seien da oft hilfreich.
Ob für wenige oder viele Stunden – auch auf Ehrenamtliche soll und muss man sich verlassen können. Diese wiederum sollten von Hauptamtlichen Professionalität erwarten dürfen. Anerkennung und eine gewisse Fürsorge sind ebenfalls wichtig, denn auch ein Ehrenamt kann zu viel des Guten werden – wenn man über seine Grenzen hinausgeht. »Auf eine gesunde Balance müssen Hauptamtliche bei den freiwilligen Helfern achten«, so Glaser. Zu diesen Themen werden mittlerweile auch eine Reihe von Seminaren angeboten, etwa vom Zentrum Aktiver Bürger Nürnberg (ZAB) oder der Akademie für Ehrenamtlichkeit.
Wo und wie man sich engagieren kann, das erfährt man bei zahlreichen Anlaufstellen. Glaser nennt als Beispiel das ZAB. Auch sein Amt versuche, das Ehrenamt auf breiter Ebene zu fördern. So gibt es unter anderem die Möglichkeit, sich im Buchhaus Thalia von Mitarbeitern des Amtes zum Thema ehrenamtlicher Tätigkeit beraten zu lassen. Außerdem gibt es, verteilt übers ganze Land, rund 420 Freiwilligenagenturen.
Was tun bei einem Unfall?
Für Ehrenamtliche gilt es tatsächlich, einige ganz wichtige Fragen zu beachten. Was ist beispielsweise, wenn man sich auf dem Weg zu seiner ehrenamtlichen Tätigkeit verletzt? »Da sollte man immer beim Verein oder der Organisation nachfragen, ob man versichert ist«, rät Kegel. Die beiden maßgeblichen Versicherungen sind Haftpflicht- und Unfallversicherung. Das funktioniere aber in der Regel reibungslos, befinden beide Experten.
Zusätzlich oder bei einem weniger gut abgesicherten Verein hilft der Freistaat aus. Bayern hat – ebenso wie die anderen Bundesländer – vor sieben Jahren einen kostenfreien Haftpflicht- und Unfallversicherungsschutz für freiwillige Helfer aufgelegt: die bayerische Ehrenamtsversicherung.
Manchmal gibt es für Ehrenamtliche die Möglichkeiten, eine Aufwandsentschädigung oder eine Auslagenerstattung zu erhalten, etwa für Fahrtkosten. Viele Vereine und Verbände seien es aber nicht, die das finanziell stemmen könnten, sagt Kegel. Einige hätten aber immerhin Abkommen mit den regionalen Verkehrsbetrieben, die mit Ermäßigungen die Freiwilligen-Arbeit unterstützten.
Finanzielle Unterstützung für die ehrenamtliche Arbeit komme auch von der Bundesregierung. Mit dem ebenfalls 2007 aufgelegten Gesetz »Hilfen für Helfer« wird bürgerschaftliches Engagement steuerlich begünstigt. »Vor allem aber wird die Haftungsverpflichtung von Vereinsvorsitzenden weniger scharf geahndet«, sagt Kegel, dessen Organisation bundesweit Vereine und Personen rund um das Ehrenamt berät. »Immer vorausgesetzt, dass alles ordnungsgemäß abläuft.« Eine Neuregelung im BGB sorgt dafür, dass Vereinsvorstände nur noch bei Vorsatz oder grober Fahrlässigkeit haften, »also wenn jemand Geld unterschlägt oder keine ordentliche Buchführung macht«.
»Sowas speichern wir nicht«
Eine andere manchmal befürchtete Problematik des Ehrenamts ist unbegründet: Jemand, der wegen eines freiwilligen Engagements eine größere Investition tätigt, darf dadurch im privaten Bereich nicht schlechter gestellt werden, etwa durch ein nachteiliges Ranking bei der Schufa. »Bei uns werden weder berufliche noch ehrenamtliche Tätigkeiten erfasst. Solche Informationen speichern wir nicht«, versichert Anna-Lena Rawe von der Bonitätsauskunft Schufa.
Insgesamt sieht Uli Glaser allerdings eine große Herausforderung darin, dass sich Vereinsvorstände immer mehr in solchen und anderen Fragen des Rechts auskennen müssen. Etwa im Umweltrecht, wenn es beispielsweise um die Neuanlage eines Sportplatzes geht. Er hofft hier auf künftig noch bessere Beratungsstrukturen, die Ehrenamtlichen helfen.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Anzeige
Anzeige

Aktuelle Beiträge

Skip to content