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Rentner simulieren Notfälle, angehende Ärzte reagieren

Schlaganfall, Herzinfarkt oder ein Verkehrsunfall. Notfälle stehen im Krankenhaus auf der Tagesordnung. Auch junge Ärzte müssen in diesen Fällen schnell und gut reagieren können. Sogenannte Simulations-Patienten helfen ihnen, den richtigen Ton zu finden und die richtigen Fragen zu stellen. Da kriegt zum Beispiel ein Rentner dreimal einen Infarkt, spaziert aber wieder gesund aus der Klinik.

Simulation
Übung macht den Meister: Junge Ärzte lernen am Simulations-Patienten den richtigen Umgang. Foto: UK Essen

Schlaganfall, Herzinfarkt oder ein Verkehrsunfall. Notfälle stehen im Krankenhaus auf der Tagesordnung. Auch junge Ärzte müssen in diesen Fällen schnell und gut reagieren können. Sogenannte Simulations-Patienten helfen ihnen, den richtigen Ton zu finden und die richtigen Fragen zu stellen. Da kriegt zum Beispiel ein Rentner dreimal einen Infarkt, spaziert aber wieder gesund aus der Klinik.
Seit zehn Jahren setzt die Medizinische Fakultät der Universität Duisburg-Essen am Universitätsklinikum Essen (UK Essen) Simulations-Patienten für die Ausbildung der Studierenden ein. Mit ihrer Hilfe lernen die angehenden Ärztinnen und Ärzte, die richtigen Fragen zu stellen und dabei auch den richtigen Ton im Umgang mit ihren Patienten zu treffen. Denn heute weiß man, dass eine empathische Kommunikation entscheidend zum Erfolg einer Therapie beiträgt. NRW-Wissenschaftsministerin Svenja Schulze lobte das Essener Simulations-Patienten-Programm als einen wichtigen Teil des modernen Medizinstudiums.
Die Medizinische Fakultät Essen hat sich zum Ziel gesetzt, junge Ärztinnen und Ärzte auf ein eigenverantwortliches und selbstständiges ärztliches Handeln vorzubereiten. „Mit Hilfe der Simulations-Patienten üben unsere Studierenden Anamnese-Gespräche, klinische Untersuchungen und die daraus abgeleitete Diagnosestellung. Das Überbringen schwieriger Nachrichten wird ebenfalls gezielt im geschützten Rahmen trainiert“, erklärt Prof. Dr. Joachim Fandrey, Prodekan für Studium und Lehre.
„Das Simulations-Patienten-Programm ermöglicht eine realitätsnahe Ausbildung, die sowohl für den Arzt als auch für die Patienten ungemein wertvoll ist. Innovative, praxisnahe Lehre macht neben der international renommierten Forschung den guten Ruf der Medizinischen Fakultät der Universität Duisburg-Essen aus“, zeigte sich NRW-Wissenschaftsministerin Svenja Schulze kürzlich bei der Eröffnung des neuen Lehr- und Lernzentrums begeistert.
Die Simulations-Patienten stellen die verschiedenen Krankheitsbilder so authentisch und glaubhaft dar, dass man sie kaum von einem echten Patienten unterscheiden kann. Zudem unterstützen sie die Dozenten in der praktischen Vermittlung von Untersuchungstechniken. „Unsere Simulations-Patienten werden gezielt darin geschult, unterschiedliche Krankheitsbilder darzustellen. Sie können Krankheiten standardisiert darbieten, inklusive sämtlicher Beschwerden und Symptome. Darüber hinaus
bilden wir sie darin aus, den Studierenden ein strukturiertes Feedback zu geben“, erläutert Stefanie Merse, Ärztliche Leiterin des Essener Simulations-Patienten-Programms. Eine wichtige Erfahrung, denn solch unmittelbare Rückmeldungen ihrer Patienten erhalten Ärzte in ihrem späteren Berufsleben nur sehr selten. So leisten die Simulations-Patienten einen wertvollen Beitrag, damit die angehenden Ärzte ihren echten Patienten später kompetent und empathisch gegenübertreten können.
Stefanie Merse: „Ärzte tragen durch empathisches Auftreten und kompetente Ausstrahlung dazu bei, dass ihre Patienten sich sicher und gut aufgehoben fühlen. Darum fließen auch kulturelle und religiöse Besonderheiten in die Ausbildung ein. Eine gemeinsame Entscheidungsfindung basierend auf einem ausführlichen Beratungs- und Aufklärungsgespräch kann zu einer positiven Einstellung führen und damit entscheidend zum Erfolg einer Therapie beitragen. Deshalb ist eine gelungene Arzt-Patienten-Beziehung und -Kommunikation von so großer Bedeutung.“
Neben der schauspielerischen Ausbildung werden die Simulations-Patienten dem jeweiligen Anlass entsprechend gekleidet. So trägt beispielsweise der junge Mann, der einen Fahrradunfall simuliert, zerrissene Kleidung. Zudem werden Wunden professionell geschminkt. Wenn der Kreislauf bei einem Krankheitsbild schwach ist, oder ein Herzinfarkt dargestellt wird,
ist der Patient entsprechend blass. Und auch Schwellungen können perfekt nachgebildet werden. Seit dem Jahr 2004 werden an der Medizinischen Fakultät Simulations-Patienten eingesetzt, damals aber noch in einem deutlich kleineren Rahmen. Im April 2014 ist das Programm in die Räume des neuen Lehr- und Lernzentrums der Medizinischen Fakultät umgezogen, wo unter anderem Dank der durch einseitig durchschaubare Spiegel verbundenen Räume besonders authentische Situationen durchlaufen und
beobachtet werden können.
Viele der Simulations-Patienten sind über eine Kooperation mit der Essener Folkwang Universität zur Medizin gekommen. Aber auch engagierte Laien-Schauspieler sind an der Medizinischen Fakultät herzlich willkommen. Einzige wichtige Voraussetzung neben der Eignung: „Sie müssen Interesse haben, längerfristig bei uns mitzuwirken, da wir natürlich Zeit und Aufwand in ihre Ausbildung investieren“, erklärt Stefanie Merse. Wer Interesse daran hat, sich als Simulations-Patient zu
bewerben, findet weitere Informationen unter http://www.uni-due.de/med/simulationspatienten/

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